Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 529 Domkirche, Südchor, Nordwand 1567

Beschreibung

Grabplatte für Bischof Vitus von Fraunberg aus rotem Marmor, im Südchor ehemals vor dem St. Andreas-Altar im Boden eingelassen1), heute hier an der Nordwand aufgerichtet2). Die erhaben gehauene Inschrift zwischen zwei Linien auf erhöhtem Rand beginnt oben links, läuft um den Stein und endet ebenda. Im Feld die Gestalt des Bischofs im Viertelrelief auf einem mit Quasten verzierten Kissen ruhend. Der Bischof im Pontifikalornat mit Rationale hält in seiner Rechten den Bischofsstab, in der Linken ein Buch. Zu beiden Seiten seiner Füße je ein Vollwappen. Die Grabplatte ist in sehr gutem Zustand.

Maße: H. 208 cm, B. 103 cm, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

  1. Anno D(omi)nj ∙ M ∙ ccccc ∙ lxvii ∙ die xxi / mens(sis) ∙ January obijt Reueren(dissimus) in Chr(ist)o princeps ac d(omi)n(u)s d(omi)n(u)s vitus / ex nobiliss(ima) ∙ Frauenbergeror(um) S(acri) ∙ R(omani) ∙ / imperij eq(itum) ∙ familia ortus Ep(iscopu)s Ratisbon(ensis) ∙ Cuius anima deo viuata)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1567 am 21. Tag des Monats Januar starb der hochwürdigste Fürst in Christus und Herr, Herr Vitus aus der sehr edlen Familie der Frauenberger, Ritter des Heiligen Römischen Reiches, Bischof von Regensburg. Seine Seele möge leben bei Gott.

Datum: 1567 Januar 21.

Wappen:
Hochstift,Fraunberg3).

Kommentar

Vitus war der Sohn des herzoglichen Vizedomus Wilhelm von Fraunberg und dessen zweiter Ehefrau Genoveva von Preysing4). Im Wintersemester 1536 immatrikulierte er sich an der Universität Ingolstadt, 1539 an der Universität Wien5). Er erhielt mehrere Kanonikate, 1536 in Freising, 1547 in Augsburg, 1548 in Regensburg, 1553 in Passau und 1554 in Salzburg. In Freising hatte er 1553 und in Salzburg 1561 das Amt des Dompropstes inne. Am 29. Dezember 1563 wurde er nach den Normen des Konzils von Trient 1563 zum Bischof von Regensburg gewählt und 1564 von Erzbischof Johann Jakob Kuen von Belasy im Salzburger Dom konsekriert. 1565 nahm er an der Metropolitansynode in Salzburg teil, deren Hauptthema der von Papst Pius IV. gewährte Indult der Kommunion in beiderlei Gestalt war. 1565 nahm er am Reichstag in Salzburg teil. Nach nur dreijähriger Amtszeit starb Vitus von Fraunberg am 21. Januar 1567 an einer schweren Krankheit auf dem bischöflichen Schloss in Wörth (Lkr. Regensburg/Opf.)6). Eine Inschriftentafel über dem Westportal des Südflügels im Bischofshof (s. Kat.-Nr. 528) zeugt bis heute von der Bautätigkeit des Bischofs, der hier Teile des Ost- und Südtraktes vollenden ließ7).

Textkritischer Apparat

  1. Die Worttrenner sind Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Cranner 39.
  2. Freytag/Hecht 17; Kdm Regensburg I, 119f.; Hausberger, Grablegen 375; Mayerhofer, Bischofsgrabmäler 389f.; Hubel/Schuller, Dom, Fotodokumentation 738 (Abb. 2488).
  3. Bay 34f.; Leoprechting 40.
  4. Hundt, Stammenbuch II, 84; Krick, Stammtafeln 97, Nr. 41, Tabelle C; ders., Domstift Passau 5f., 63.
  5. Pölnitz, Matrikel Ingolstadt I, 1536, 534,39; Matrikel Wien III, 63.
  6. Die biographischen Daten und Fakten sind zusammengefasst nach Freytag/Hecht 17; Hausberger, Geschichte I, 321f., ders., Die Bischöfe seit dem Jahrhundert der Glaubensspaltung 712; Gatz, Bischöfe 2, 195; Becker, Wege auf den Bischofsthron 412; Haemmerle, Die Canoniker des hohen Domstiftes zu Augsburg 87; Thaler, Das Salzburger Domkapitel 200f.
  7. Kdm Regensburg III, 121; Stauffer, Bischofshof Regensburg 18f.

Nachweise

  1. Bernclau, Episcopatus 67; Zirngibl, Epitaphia 4; ABAdW, Grabsteinbuch 112; Cranner 56; Ried, Collectio 5v; Sammlung Resch 285 (mit Abzeichnung); Kdm Regensburg I, 119f.; Mayerhofer, Bischofsgrabmäler 390.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 529 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0052900.