Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 526 Domkirche, Südchor, Nordwand 1563

Beschreibung

Grabplatte für Bischof Georg Marschall von Pappenheim aus rotem Marmor, im Südchor ehemals vor dem St. Andreas-Altar im Boden eingelassen1), heute hier an der Nordwand aufgerichtet2). Die fünfzeilige erhaben herausgehauene Inschrift befindet sich in einem querrechteckigen Feld im unteren Drittel des Steines. Darüber die Gestalt des Bischofs im Pontifikalornat mit Rationale auf einem ornamentierten Kissen mit großen Quasten ruhend. In seiner Rechten hält er den reich verzierten Bischofsstab mit Pannisellus, in der Linken den Kelch mit Hostie. Zu Füßen des Bischofs an beiden Seiten jeweils ein Vollwappen. Um den Stein läuft ein ornamentierter Wulst, der an der oberen Breitseite durch die Mitra unterbrochen wird. Die Grabplatte ist in gutem Zustand.

Maße: H. 234 cm, B. 114 cm, Bu. 5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. REVERENDISS(IMVS) ∙ IN CHR(IST)O ∙ EC=/CL(ESIE) ∙ RATISB(ONENSIS) ∙ EP(ISCOP)VS GEORGI(VS) DE NOBILISS(IMA) ∙ FAMILIA MARE=/SCHALLOR(VM) IN PAPPE(N)HAIM OB(IIT) ∙ / AN(NO) ∙ M∙D∙<LXIII> ∙ DIE ∙ <X ∙ DECEMB(RIS)a)> ∙ VIVAT ∙ DEOb)

Übersetzung:

Der hochwürdigste Georg aus der sehr edlen Familie der Marschälle von Pappenheim, in Christus Bischof der Regensburger Kirche, starb im Jahre 1563 am 10. Dezember. Er möge leben bei Gott.

Datum: 1563 Dezember 10.

Wappen:
Hochstift,Pappenheim3).

Kommentar

Georg war der Sohn des Georg Marschall von Pappenheim, Pfleger zu Riedenburg (Lkr. Kelheim/NB.), und der Margret Nothaft4). Im Sommersemester 1529 immatrikulierte er sich an der Universität Ingolstadt5), bereits ausgestattet mit Präbenden in Eichstätt und Regensburg. In Regensburg wurde er am 1. Mai 1527 in das Domkapitel aufgenommen6). Zudem bekleidete er von 1537 bis 1548 das Amt des Domdekans in Eichstätt7). Am 8. August 1548 wählte ihn das Regensburger Domkapitel zum Nachfolger des Bischofs Pankraz von Sinzenhofen. Diese Wahl wurde am 5. Oktober des gleichen Jahres vom Papst bestätigt. Die Konsekration erfolgte durch den Prokanzler der Universität Ingolstadt und Auxiliarbischof von Hildesheim, Dr. Balthasar Fannemann8), am 6. Januar 1549. Nicht nur wegen der eher mäßigen Amtsführung seines Vorgängers, sondern auch wegen der reichspolitischen Wirren, in deren Strudel die Stadt Regensburg geraten war, übernahm Georg von Pappenheim ein schwieriges Amt. Er wehrte sich mit großer Aktivität gegen die protestantischen Einflüsse in der Stadt und der Diözese. Die Stadt hatte Kaiser Karl V. die Treue beim Fürstenaufstand gegen den Kaiser gehalten und dafür die Freiheit des Evangeliums garantiert bekommen. Beim Konzil von Trient ließ sich der Bischof durch den Historiker und Domherren Lorenz Hochwart (s. Kat.-Nr. 531) vertreten. Am Reformkonvent in Mühldorf am Inn/OB. im Jahr 1553 nahm Georg von Pappenheim persönlich teil, um die Belange seiner Diözese zu vertreten. Wie bei seinem Vorgänger waren die letzten Lebensjahre seiner Amtsführung durch Krankheit geprägt, sodass er, wie Hochwart berichtet, die meiste Zeit in seinem Schlafgemach verbrachte. Er starb nach 15jähriger Amtszeit am 10. Dezember 15639). Seine Stiftungen für den Regensburger Domschatz, ein silbernes Kruzifix mit Johannes und Maria sowie zwei Kelche und eine Messkännchengarnitur, sind verloren10).

Textkritischer Apparat

  1. Das erste E ist dem D eingeschrieben.
  2. Das E ist dem D eingeschrieben.

Anmerkungen

  1. Cranner 39.
  2. Zirngibl, Epitaphia 4; Cranner 56; Ried, Collectio 5v; Raselius 302; Freytag/Hecht 34; Kdm Regensburg I, 119; Hausberger, Grablegen 374; Mayerhofer, Bischofsgrabmäler 389; Hubel/Schuller, Dom, Fotodokumentation 738 (Abb. 2487).
  3. Bay 18.
  4. Hundt, Stammenbuch II, 170; Hausberger, Bischöfe 515; Schwackenhofer, Reichserbmarschälle, Stammtafel VII, 180.
  5. Pölnitz, Matrikel Ingolstadt I, 1529, 493,31.
  6. Paricius, Nachricht 50: 1521; Bernclau, Episcopatus 301; Ries, Generalschematismus 22: 1531-1548 Pfarrer in Staffelstein (Diöz. Bamberg).
  7. Zu Herkunft und Werdegang s. Braun, Das Domkapitel zu Eichstätt 355f.
  8. Zu Balthasar Fannemann s. Biographisches Lexikon 109-111.
  9. Die Daten und Fakten sind zusammengefasst nach Hausberger, Geschichte I, 320f.; ders., Die Bischöfe seit dem Jahrhundert der Glaubensspaltung 711; Gatz, Bischöfe 2, 515f.; Gumpelzhaimer, Regensburgs Geschichte 194; Becker, Wege auf den Bischofsthron 411; Schwackenhofer, Reichserbmarschälle 171, 196.
  10. Hubel, Domschatz 23; ders., Die Geschichte des Regensburger Domschatzes 307.

Nachweise

  1. Bernclau, Episcopatus 65; Zirngibl, Epitaphia 4; ABAdW, Grabsteinbuch 114; Cranner 56; Ried, Collectio 5v; Sammlung Resch 287 (mit Abzeichnung); Mayerhofer, Bischofsgrabmäler 389.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 526 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0052604.