Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 502 Kreuzgang, Mittelhalle, 3. Joch 1550

Beschreibung

Grabplatte für Wilhelm Peuscher aus rotem Marmor, im Boden eingelassen1). Die erhaben herausgehauene Inschrift auf erhöhtem Rand zwischen zwei scharfen Linien beginnt oben links, läuft bis zur unteren rechten Längsseite, fährt an der unteren Breitseite zweizeilig fort und endet an der linken oberen Längsseite. In vertieftem Feld die Gestalt des Domherrn, bekleidet mit Chorgewand, Almucia und Birett. In seinen Händen hält er den Kelch. Darüber ein festonartiger Bogen aus Ast- und Blattwerk. An der unteren Breitseite rechts und links zwei vertiefte Felder unter Segmentbogen mit je einem großen Vollwappen. Der Zustand der Grabplatte ist gut.

Maße: H. 190 cm, B. 92 cm, Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Anno ∙ d(omi)ni ∙ M ∙ ccccc ∙ l ∙ 29 ∙ Die / mensis ∙ nouembr(is)a) Obyt ∙ ven(erabi)l(is) ∙ et ∙ nobilis ∙ vir ∙ D(omi)n(u)s // Wilhelmus / Pewscher // Cano(n)ic(us) ∙ Eccl(es)ie ∙ Rat(isbonensis) ∙ C(uius) ∙ a(n)i(m)a ∙ Requiescat ∙ i(n) ∙ paceb)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1550 am 29. Tag des Monats November starb der ehrwürdige und edle Mann, Herr Wilhelm Peuscher, Domherr der Regensburger Kirche. Seine Seele möge ruhen in Frieden.

Datum: 1550 November 292).

Wappen:
Peuscher3),Zinzendorf4).

Kommentar

Wilhelm, Sohn des Gebhard Peuscher (Preuscher) und der Walburga von Zinzendorf5), immatrikulierte sich im Sommersemester 1493 an der Universität Wien6). Er erhielt 1499 die Regensburger Dompräbende7). Im Jahr 1514 war er judex surrogatus des Regensburger Diözesangerichtes. Ab 1505 ist er häufig in Urkunden, die Alte Kapelle betreffend, nachzuweisen8). Im Jahr 1540 wurde er zum Senior des Domkapitels ernannt9). 1546 erscheint er in der Zins- und Gültliste des Almosenamtes, die Minoriten betreffend10). Er ist der Stifter eines der Bildfenster im Kreuzgang, auf dem sich sein Wappen und eine Inschrift befanden (s. Kat.-Nr. 411).

Textkritischer Apparat

  1. Die Buchstaben br sind hochgestellt.
  2. Die Worttrenner sind Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Freytag/Hecht 35f., 38; Kdm Regensburg I, 174.
  2. Leoprechting 102, Bernclau, Episcopatus 329, Stinglhaim, Die Erloschenen und noch Blühenden Alt-Adelichen Bayerischen Familien 154 und Paricius, Nachricht 48: alle diese nennen als Todesjahr 1562.
  3. BayA1 5.
  4. NÖ2 636 mit vermutlich missverstandener linker Helmzier..
  5. Zur Familie: Hundt/Libius, Stammenbuch III, 525f.; Reinle, Die Peuscher 935, 941f., er war eines von sieben Kindern; ein Verwandter ebenfalls mit Namen Wilhelm Peuscher († 1500) war Domherr in Regensburg und Augsburg; dessen Grabplatte und Epitaph befinden sich heute noch im Augsburger Domkreuzgang, s. Kosel, Der Augsburger Domkreuzgang 308f.
  6. Matrikel der Universität Wien I, 227: Wilhelm Peuscher de Ortenburg nobilis.
  7. Leoprechting 102 und Stinglhaim, Die Erloschenen und noch Blühenden Alt-Adelichen Bayerischen Familien 154: Präbende 1498; Bernclau, Episcopatus 329 nennt drei Kleriker mit dem Namen Wilhelm Peuscher und vermerkt als Todesdaten die Jahre 1500, 1562 und 1570.
  8. Schmid, Urkunden-Regesten I, 319, 328, 330, 345, 347, 350, 357; II, 20, 36, 47, 48, 54, 56, 73, 75, 78, 96, 99.
  9. Deutsch, Ehegerichtsbarkeit 399; zur Familie Peuscher vgl. Reinle, Die Peuscher 942f.
  10. Hilz, St. Salvator 263.

Nachweise

  1. Eppinger 18, 30, 32; Zirngibl, Epitaphia 54; Eckher II, 55r; Bernclau, Episcopatus 329; Ried, Collectio 29r; Deutsch, Ehegerichtsbarkeit 399 (Anm. 134).

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 502 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0050208.