Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 499 Domkirche, Südchor, Nordwand 1548

Beschreibung

Grabplatte für den Bischof Pankraz von Sinzenhofen aus rotem Marmor, im Südchor ehemals vor dem St. Andreas-Altar im Boden eingelassen1), heute hier an der Nordwand aufgerichtet2). Die Inschrift, erhaben herausgehauen, beginnt oben links, läuft auf erhöhtem Rand zwischen zwei Linien um den ganzen Stein und endet ebenda. Im vertieften Feld die Gestalt des Bischofs im Pontifikalornat und Rationale, der Kopf ruht auf einem mit Quasten verzierten Kissen. In seiner Rechten hält er den Bischofsstab mit Velum, in der Linken ein Buch. Zu beiden Seiten der Füße je ein Vollwappen. Der Stein ist in relativ gutem Zustand.

Maße: H. 219 cm, B. 102 cm, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

  1. Anno Domini ∙ M ∙ D 4∙8∙9 k(a)l(endas) / Aug(usti) Obijt Reverendis(simu)s ∙ in Christo pater et Dominus d(omi)n(u)s Pangracius / ∙ A ∙ Sinczenhoffen ∙ Episcopus / Ecclesie Ratisponensis Cuius anima in pace requiescata)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1548 am neunten (Tag) vor den Kalenden des August starb der hochwürdigste Vater in Christus und Herr, Herr Pankracius von Sinzenhofen, Bischof der Regensburger Kirche. Seine Seele möge ruhen in Frieden.

Datum: 1548 Juli 24.

Wappen:
Hochstift,Sinzenhofen3).

Kommentar

Pankraz, 1484 als Sohn Ulrichs II. von Sinzenhofen geboren4), wurde 1517 in das Domkapitel aufgenommen, 1527 Kustos und 1532 Dekan. Von 1518 bis 1527 war er Pfarrer in Cham/Opf., von 1531 bis 1535 in Schwandorf/Opf. Am 25. April 1538 wählten ihn die Kapitulare zum Bischof, die Bestätigung der Wahl durch Papst Paul III. erfolgte am 15. November 1538. Die Konsekration vollzog der Chiemseer Bischof Hieronymus Meiting5) unter Assistenz der Weihbischöfe aus Regensburg und Freising am 31. August 1539. Der körperlich und geistig schwer beeinträchtigte Bischof konnte während seiner zehnjährigen Amtszeit nur wenig die Entwicklungen der Reichsstadt und der Diözese beeinflussen. Er ergriff kaum Maßnahmen gegen die Verbreitung der lutherischen Lehre und zog sich, nachdem sich der Rat der Stadt 1542 zum Protestantismus bekannte, auf das hochstiftische Schloss Wörth zurück. Dennoch hielt er Kontakt zu den Gegnern der Glaubenserneuerung, den katholischen Wittelsbachern und Habsburgern durch seinen Generalvikar Johannes Delicasius (s. Kat.-Nr. 525). Bis zu seinem Tod wehrte sich Pankraz von Sinzenhofen gegen die Einsetzung eines Koadjutors. Er starb nach monatelanger Lähmung am 24. Juli 1548 im Alter von 64 Jahren6).

Textkritischer Apparat

  1. Die Worttrenner sind Quadrangeln, die ersten drei und die letzte stehen am unteren Zeilenrand, die restlichen in der Zeilenmitte; am Ende der Inschrift ein Zierzeichen in Form eines Pfeils und einer Rosette.

Anmerkungen

  1. Cranner 39, 56.
  2. Ried, Genealogisch-diplomatische Geschichte des altadeligen nordgauischen Geschlechtes der Sintzenhofer 154; Niedermayer 79; Freytag/Hecht 46; Kdm Regensburg I, 118 f. (mit Abb. 64); Hausberger, Grablegen 375; Mayerhofer, Bischofsgrabmäler 389; Hubel/Schuller, Dom, Fotodokumentation 738 (Abb. 2486).
  3. BayA1 181.
  4. Ried, Genealogisch-diplomatische Geschichte des altadeligen nordgauischen Geschlechtes der Sintzenhofer 151ff. und Tabula Genealogica; Stinglhaim, Die Erloschenen und noch Blühenden Alt-Adelichen Bayerischen Familien 185.
  5. Matrikel des Bistums Regensburg 100ff., 655ff.; zu Hieronymus Meiting s. DI 67 (Stadt Passau) Kat.-Nr. 464; Biographisches Lexikon 275.
  6. Paricius, Nachricht 19, 50; Bernclau, Episcopatus 64, 390; Ries, Generalschematismus 223; die biographischen Daten und Fakten sind zusammengefasst nach Hausberger, Geschichte I, 319f.; ders., Die Bischöfe seit dem Jahrhundert der Glaubensspaltung 711; Gatz, Bischöfe 2, 667; Gumpelzhaimer, Regensburgs Geschichte 194; Becker, Wege auf den Bischofsthron 411.

Nachweise

  1. Zirngibl, Epitaphia 4; Bernclau, Episcopatus 64; Ried Collectio 5r; Cranner 56; Sammlung Resch 286 (mit Abzeichnung); Mayerhofer, Bischofsgrabmäler 389; Reindl, Loy Hering 477 (F 53).

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 499 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0049905.