Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 494 Kreuzgang, Nordflügel, Ostseite, Nordwand, 4. Joch vor 1546

Beschreibung

Grabplatte für Sebastian Klugheimer aus rotem Marmor, ehemals im Nordflügel des Kreuzgangs im Boden eingelassen, heute hier an der Wand aufgerichtet1). Die zwischen zwei scharfen Linien erhaben herausgehauene Inschrift I beginnt oben links, läuft um den Stein und endet ebenda. Im Inneren, ebenfalls zwischen zwei erhabenen Linien herausgehauen die Inschrift II. Sie beginnt oben links, läuft um den Stein und endet ebenda. Im vertieften Feld im Viertelrelief die Gestalt des Domherrn, bekleidet mit Chorgewand, Almucia und Birett. In seiner Linken hält er ein mit einer Rosette verziertes Buch, auf das er mit der Rechten deutet. In den vier Ecken Wappenschilde2). Über seinem Birett ein festonartiges Ornament. Der Domherr hatte die Grabplatte noch zu Lebzeiten anfertigen lassen, das Sterbedatum wurde nachgetragen. Die Grabplatte ist in relativ gutem Zustand.

Maße: H. 204 cm, B. 102 cm, Bu. 6,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien (I), Gotico-Antiqua (II).

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. I.

    Anno dominj 15<46 10a) au(gus)ti>b) Obijt / venerabilis et nobilis d(omi)n(u)s Sebastianus kluckhaimer Canonic(us) / eccl(es)ie maioris Ratisponen(sis)c) ∙ ple=/banus In haws vallis Anasz Cuius anima deo viuat amend)

  2. II.

    Oc)∙ deus Nostri O(mn)i(u)m mi=/sereree) ∙ In Carne mea videbo d(omi)n(u)m meume) ∙ Exspecto / Donec ve(n)iat j(n) mutatio / meae) ∙ Puluis sumus et homo sicut fenu(m) et Flos agrie)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1546 am 10. August starb der ehrwürdige und edle Herr Sebastian Klugheimer, Domherr der Regensburger Hauptkirche, Gemeindepfarrer in Haus im Tal Anatz3). Seine Seele möge leben bei Gott, Amen. (I)

O Gott, erbarme dich unser aller! In meinem Fleische werde ich meinen Herrn sehen. Ich harre, bis dass meine Veränderung komme. Staub sind wir und der Mensch ist wie Gras und die Blume des Ackers. (II)

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Iob 19, 26 (In carne mea ...); Iob 14, 14 (Exspecto ...); nach Ps 102, 14-15 (Pulvis ...). (II)

Datum: 1546 August 10.

Wappen:
Klugheim4)Neuching5)
Reuchner6)Eckher7).

Kommentar

Sebastian Klugheimer (Kluckhaimer, Klueckhammer) wurde als Sohn des Wolfgang Klugheimer in Fraunbühl, Pfleger zu Kirchberg, und der Agnes von Neuching vermutlich in Mühldorf am Inn/OB. geboren8). Er hatte sich im Wintersemester 1501/02 an der Universität Wien immatrikuliert9). Im Jahr 1506 ist er als Kleriker belegt10). Am 21. Juni 1528 erhielt er die Präbende am Regensburger Dom, wurde am 9. April 1533 Domherr, amtierte 1536 als iudex surrogatus und erhielt 1537 den Titel eines capellanus honoris11). Als Sekretär des Bischofs von Chiemsee, Berthold Pürstinger12), der ihm am 16. April 1526 dazu die Vollmacht erteilte, resignierte er das Bistum in die Hände des Erzbischofs von Salzburg, Matthäus Lang von Wellenburg13). Im Salzburger Domkapitel erhielt er ab 1529 mehrfach Kanonikate, die er jeweils nach kurzer Zeit resignierte; endgültig wird er 1537 aufgenommen14). Zudem war er Pfarrer in Haus und Dekan in Schladming (Steiermark)15).

Textkritischer Apparat

  1. Die Zahlen 1 und 5 erscheinen in Normalgröße, 4, 6 und 1 etwas kleiner, die 0 mittig und deutlich kleiner; zwischen 6 und 1 kein Abstand.
  2. ti hochgestellt.
  3. Der folgende Worttrenner ist ein Quadrangel.
  4. Der folgende Worttrenner ist ein Quadrangel mit oben und unten angesetzten Zierhäkchen.
  5. Das folgende Ornament ist eine Rosette.

Anmerkungen

  1. Eppinger 13; Hundt/Libius, Stammenbuch III, 439; Zirngibl, Epitaphia 41; ABAdW, Grabsteinbuch 38; Freytag/Hecht 25; Kdm Regensburg I, 195 (Abb. 117).
  2. Die Wappen sind bezeichnet bei Eckher II, 55r.
  3. Vermutlich Haus im Ennstal, Politische Expositur Gröbming, Pol. Bez. Liezen/Steiermark.
  4. BayA1 152.
  5. BayA2 157.
  6. Adler ohne Kopf. Vgl. Prey, Bayerischen Adls Beschreibung XXIII, fol. 222. Das Wappen findet sich auch auf der Grabplatte des Friedrich Reuchner, die sich heute an der Pfarrkirche St. Johann in Stöttham, Gde. Chieming, Lkr. Traunstein/OB. befindet, aber aus der ehem. Augustinerklosterkirche Baumburg stammt; vgl. Düll, Inschriftendenkmäler Baumburg, Kat.-Nr. 5. Freundlicher Hinweis Dr. Christine Steininger, Inschriftenkommission München.
  7. BayA1 33.
  8. Hundt/Libius, Stammenbuch III, 439; Prey, Bayrischen Adls Beschreibung XVI, fol. 344v; Bernclau, Episcopatus 258.
  9. Matrikel der Universität Wien II, 297.
  10. Schmid, Urkunden-Regesten I, 323.
  11. Paricius, Nachricht 51; Bernclau, Episcopatus 258f.; Stinglhaim, Die Erloschenen und noch Blühenden Alt-Adelichen Bayerischen Familien 105; Leoprechting 112; Deutsch, Ehegerichtsbarkeit 405 mit weiterem urkundlichen Beleg aus dem Jahr 1536.
  12. Zum Chiemseer Bischof s. Gatz, Bischöfe 2, 557f.
  13. Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg 409f.
  14. Thaler, Das Salzburger Domkapitel 273ff.
  15. Freytag/Hecht 25; Ries, Generalschematismus 93.

Nachweise

  1. Eppinger 13, 28; Eckher II, 55r; Prey, Bayrischen Adls Beschreibung XVI, fol. 345r (unvollständige Inschrift); Bernclau, Episcopatus 259 (unvollständig); Zirngibl, Epitaphia 41f., 51; Ried, Collectio 27v; Deutsch, Ehegerichtsbarkeit 405 (Anm. 190).

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 494 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0049403.