Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 492 Kreuzgang, Nordflügel, Westseite, 3. Joch 1545

Beschreibung

Wappengrabplatte für Georg Kolb von Heilsberg aus rotem Marmor, ehemals im Nordflügel des Kreuzgangs im Boden eingelassen1), heute an der Wand aufgerichtet2). In der oberen Hälfte unter Rundbogen eine achtzeilige zwischen zwei scharfen Linien erhaben herausgehauene Inschrift, darunter, ebenfalls unter Rundbogen das Vollwappen. Der Stein ist stark verwittert, die Inschrift schwer lesbar.

Ergänzt nach Text Eppinger.

Maße: H. 195 cm, B. 97 cm, Bu. 7,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Anno do(mi)ni / 1545 die 9a) me(n)sis octo/bris Obyt Ven(erabi)l(is) nobilis / et Ẹg̣ṛẹgius Vir D(omi)n(u)s Georgi(us) / [Kolb] ab Haielsperg Can(oni)c(us) / [et Custos] Eccl(esi)e Rat(isbonensis) decan(us) / ạṭq̣ụẹ In P̣ondorf Cui(us) a(n)i(m)a / viuat deo

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1545 am neunten Tag des Monats Oktober starb der ehrwürdige, edle und hervorragende Mann Herr Georg Kolb von Heilsberg, Kanoniker und Kustos der Regensburger Kirche und Dekan in Pondorf. Seine Seele möge leben bei Gott.

Datum: 1545 Oktober 9.

Wappen:
Kolb von Heilsberg3).

Kommentar

Georg war der Sohn des Hans Kolb von Heilsberg (Gde. Wiesent/Lkr. Regensburg) und seiner Frau, einer geborenen Castner von Hainspach. Diese Herrschaft hatte der bischöfliche Kanzler Hans Kolb nach 1518 vom Pfalzgrafen zu Neuburg erworben4). Georg Kolb studierte 1508 in Ingolstadt und 1515 in Bologna5). Von 1522 bis 1524 übte er das Amt des iudex ordinarius am Domkapitelgericht aus. Im Jahr 1525 erlangte er die Domherrenwürde, 1538 wurde er Custos und 1544 Dekan. Seit 1541 war er als Kanonikus Mitglied des Freisinger Domkapitels. Seit 1518 führte er den Titel eines Doktors der geistlichen Rechte, erstaunlich, dass die Grabinschrift darüber keine Auskunft gibt. Bevor er zum Domherrn berufen wurde, erhielt er 1512 die Pfarrei Hienheim (Lkr. Kelheim/NB.), wo er vom 7. Januar 1515 bis zu seinem Tod 1545 Vikar der Kirche des Hl. Georg war. Zudem leitete er die Pfarreien Altenbuch (Gde. Wallersdorf, Lkr. Dingolfing-Landau/NB.), Leiblfing (Lkr. Straubing-Bogen/NB.), Wörth a. d. Donau (Lkr. Regensburg/Opf.) und Geisenfeld (Lkr. Pfaffenhofen a. d. Ilm/OB.) und war Dekan in Pondorf/Donau (Lkr. Straubing-Bogen/NB.)6). Er war ein erklärter Gegner der Reformation7).

Textkritischer Apparat

  1. Die Zahl 9 ist hochgesetzt.

Anmerkungen

  1. Eppinger 14, 29; ABAdW, Grabsteinbuch 7: hier ist bereits vermerkt, dass die Grabplatte teilweise zertretten ist. Im Grabsteinbuch I, 56 des Freisinger Fürstbischofs Johann Franz Eckher von Kapfing sind vier heute nicht mehr vorhandene Gedenksteine abgezeichnet, die den Domherrn und seine Familie betreffen. Sie befanden sich in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in Wiesent, Lkr. Regensburg. Für Georg Kolb von Heilsberg eine achtzeilige Inschrift, darunter der Wappenschild: Georgius Kolb ab / Hailsperg Doctor, / Canonic(us) et Custos / Eccl(es)ie Cathedralis / Ratisbonensis, et / Decan(us) in Pondorf, / obiit A(nn)o 1545, die 9 / octob(ris); Prey, Bayrischen Adls Beschreibung XVI, fol. 386 mit Inschrift und Abzeichnung; vgl. hierzu auch Kdm Bezirksamt Regensburg 174f.
  2. Freytag/Hecht 26; Kdm Regensburg I, 195.
  3. BayA1 46.
  4. BayA1 46; zur Familie Kolb s. Hundt/Libius, Stammenbuch III, 442f.; Walderdorff, Regensburg 639; Schuegraf, Hailsberg und die Truchsessen von Heilsberg und Eckmühl 95; Böhaim, Genealogie 252; Kdm Bezirksamt Regensburg 82, 176.
  5. Pölnitz, Matrikel Ingolstadt I, 1509, 328,41; Knod, Deutsche Studenten in Bologna 261 (Nr. 1797).
  6. Leoprechting 111; Bernclau, Episcopatus 259; Paricius, Nachricht 31, 51; Schmid, Alte Kapelle 340f.; Schmid, Urkunden-Regesten II, 96; Ries, Generalschematismus 110; Matrikel des Bistums Regensburg 18f., 41f., 197f., 336f., 531f., 817f.; Deutsch, Ehegerichtsbarkeit 388f.
  7. Theobald, Reformationsgeschichte 47.

Nachweise

  1. Eppinger 14, 29; Prey, Bayrischen Adls Beschreibung XVI, fol. 386; Bernclau, Episcopatus 259; ABAdW, Grabsteinbuch 7; Zirngibl, Epitaphia 36, 52; Ried, Collectio 22r, 27v.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 492 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0049205.