Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 477 Kreuzgang, Mittelhalle, Westseite, 2. Joch 1536

Beschreibung

Wappengrabplatte für Melchior von Sparneck aus rotem Marmor, im Boden eingelassen1). Die zwischen zwei scharfen Linien erhaben herausgehauene Inschrift I beginnt oben links, läuft um den Stein und endet ebenda. Der Beginn der Inschrift an der oberen Breitseite ist überdeckt von einer an der Wand aufgerichteten Grabplatte. Im vertieften Feld das große Vollwappen, darüber zwei Wappenschilde. Unter dem Vollwappen zwei vertiefte quadratische Felder ebenfalls mit Wappenschilden. Die vier Wappen der Ahnenprobe sind beschriftet (II). Die Grabplatte ist mehrfach gebrochen und gebessert.

Ergänzt nach Text Eppinger.

Maße: H. 165 cm, B. 83 cm, Bu. 7 cm (I), 2,5 cm (II).

Schriftart(en): Gotische Minuskeln mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. I.

    Anno D(omi)ni [1536 die 22] / me(n)s(is) ∙ noue(m)b(ris) ∙ Obij[t] ∙ ven(erabi)l(is) ∙ et ∙ nobil(is) ∙ d(omi)n(u)s ∙ melchior ∙ de / sparneck ∙ de ∙ weisselsdorf ∙ et / vprodt ∙ Canonic(us) ∙ et ∙ Scholastic(us) in Ecc(lesie) ∙ Rat(isbonensis)a)

  2. II. Wappenbeischriften:
    Sparneck2) Schotten3) 
    Wallenfelsz4) Gauberstatt5) 

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1536 am 22. Tag des Monats November starb der ehrwürdige und edle Herr Melchior von Sparneck zu Weisselsdorf6) und Uprodt7), Domherr und Scholastikus der Regensburger Kirche.

Datum: 1536 November 22.

Kommentar

Melchior stammte aus dem Adelsgeschlecht von Sparneck, das im oberfränkischen Landkreis Hof seinen Sitz hatte; er war der älteste Sohn des Martin von Sparneck und der Margarethe Schott von Schottenstein8). Am 31. August 1504 erhielt er die Dompraebende9), 1506 immatrikulierte er sich an der Universität Leipzig und 1512 in Köln10) und wurde im Jahr 1515 Scholastikus und Pfarrer in Leiblfing (Lkr. Straubing-Bogen/NB.), Cadolzburg (Lkr. Fürth/Mfr.) und 1522 in Kemnath (Lkr. Tirschenreuth/Opf.)11). In seinem Besitz befand sich die Burg Uprode (Gde. Weißdorf, Lkr. Hof/Ofr.), um die es Auseinandersetzungen gab zwischen dem Schwäbischen Bund und der Familie des Domherrn, da einige seiner Brüder als Raubritter dem Thomas von Absberg folgten12). Die Burg brannte 1523 nieder und ist seitdem eine Ruine. Im Jahr 1520 stiftete Melchior von Sparneck ein nicht näher bezeichnetes Gemälde für die neue Wallfahrtskapelle zur Schönen Maria13).

Textkritischer Apparat

  1. Die Worttrenner sind Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Freytag/Hecht 47; Kdm Regensburg I, 174.
  2. BayA1 181.
  3. Si1 102.
  4. Si1 104.
  5. Guberstett: SaA 74.
  6. Weißdorf, Lkr. Hof/Ofr.
  7. Uprode, ehem. Burg bei Oppenroth, Gde. Weißdorf, Lkr. Hof/Ofr.
  8. Braun, Die Herren von Sparneck 91ff.
  9. Leoprechting 104; Paricius, Nachricht 48; Bernclau, Episcopatus 391.
  10. Erler, Die Matrikel der Universität Leipzig I, 475; Keussen, Die Matrikel der Universität Köln I, 494; vgl. auch Theobald, Reformationsgeschichte I, 275.
  11. Bernclau, Episcopatus 391; Ries, Generalschematismus 231; Matrikel des Bistums Regensburg 289f., 336f.; Schottenloher, Tagebuchaufzeichnungen 33; Deutsch, Ehegerichtsbarkeit 82; dies., Iudex ordinarius und vicarius generalis 43f.
  12. Braun, Die Herren von Sparneck 93.
  13. Gemeiner, Chronik IV, 384; Gumpelzhaimer, Regensburgs Geschichte 701.

Nachweise

  1. Eppinger 17, 31; Zirngibl, Epitaphia 54; Bernclau, Episcopatus 391; Ried, Collectio 29r.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 477 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0047701.