Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 470† Kreuzgang, Nordflügel, Westseite 1536

Beschreibung

Grabschrift für Johannes von Fuchsstein zu Ebermannsdorf, ehemals im westlichen Nordflügel des Kreuzgangs im Boden eingelassen1). Nach der Abzeichnung in ABAdW, Grabsteinbuch2) begann die Inschrift auf erhöhtem Rand oben links, lief um den ganzen Stein und endete im letzten Drittel der linken Längsseite. Es handelte sich wohl um eine Gotische Minuskel mit Versalien. Im vertieften Feld ein Kreuz mit lilienförmigen Enden auf genastem Kreuzfuß. An der Stange ein Nodus, darüber ein schräggelegter Wappenschild.

Text nach Zirngibl.

  1. Anno d(omi)ni 1536 am 6. May starb der edel gestreng hochgelehrt Herr Johann von Fuchstain Zu ebermanstorff Ritter, und doctor, dess sellen got genedig sey, Welcher da begraben ligt

Datum: 1536 Mai 63).

Wappen:
Fuchsstein4).

Kommentar

Johannes war der Sohn des Landrichters Wolfgang von Fuchsstein aus Amberg5). Das Landsassengeschlecht ist nachzuweisen in der Nachfolge der ausgestorbenen Familie Kemnather zu Ebermannsdorf. Die Landsassenregister nennen seit 1518 Wolfgang von Fuchsstein und Doktor Johann vom Fuchsstein als Lehensherren des Besitzes Ebermannsdorf. Der Eintrag endet 1530 mit Johann als Lehensnehmer6).

Als Fuchstainer ex Ebermannsdorff nobilis war er im Sommersemester 1488 und im Wintersemester 1507 an der Universität Ingolstadt immatrikuliert7).

Er amtierte bis 1523 als Kanzler des Pfalzgrafen Friedrich, des späteren Kurfürsten Friedrich II., und wurde 1522 zum Beisitzer am Reichsregiment ernannt8).

Er bekannte sich zur lutherischen Lehre und beteiligte sich an der Adelsverschwörung des Franz von Sickingen. 1523 wurde er deshalb in Amberg verhaftet und im Torturm des damaligen Pfalzgrafenschlosses, dem heute sogenannten Fuchssteiner Turm, zwei Jahre gefangen gehalten. Nachdem sich Pfalzgraf Friedrich seiner erbarmt hatte und 30 Edelleute für ihn bürgten, wurde er freigelassen9). Nach seiner Entlassung floh er zu Herzog Ulrich von Württemberg in die Schweiz. In dessen Auftrag verhandelte er mit dem französischen König Franz I. vor Pavia um 15.000 Kronen. Im Jahr 1525 schloss er sich den aufständischen allgäuischen und oberschwäbischen Bauern an und war wohl auch an der Ausarbeitung der 12 Artikel, der Grundforderungen der Bauern, beteiligt. Nach dem Zusammenbruch des Bauernaufstandes begab er sich erneut in die Dienste des Württembergischen Herzogs10). Danach trat er in die Dienste des Königs Johann von Ungarn und ging in dessen Auftrag 1533 nach Frankreich11). Offensichtlich fand er später Aufnahme bei dem Bischofsadministrator von Regensburg Johann III. von der Pfalz, (s. Kat.-Nr. 484) in dessen Residenz im Bischofshof, wo er 1536 vollkommen verarmt starb12).

Anmerkungen

  1. Eppinger 14, 29; Freytag/Hecht 16, 18; ebenda 50: Tuchstain zu Ebermannsdorf.
  2. ABAdW, Grabsteinbuch 8.
  3. Ebenda: 5. Monatstag Decembris.
  4. BayA1 138.
  5. Vorsicht ist geboten, da zur selben Zeit ein Hans von Fuchsstein, Regensburger Hauptmann, Schultheiß und Rat Albrechts IV. erscheint, der 1508 stirbt; zu diesem s. Feuerer, Klosterpolitik 685.
  6. Lehen und Allodialgut Ebermannsdorf, Lkr. Amberg-Sulzbach/Opf.; von 1501 bis 1541 sind die Fuchssteiner auf Ebermannsdorf nachweisbar; vgl. HAB Altbayern I, 24 (Amberg), 84; Ambronn, Landsassen und Landsassengüter 59; Wanderwitz, Nordgauischer Adel 58; zur Familie und zur Herrschaft Ebermannsdorf vgl. Dollacker, Das ehemalige Adelsgeschlecht der Fuchssteiner 128-130; Klemm/Schrott, Die Fuchssteiner 35-38.
  7. Pölnitz, Matrikel Ingolstadt I, 1507, 321,35.
  8. Böhaimb, Beiträge zur Genealogie 237; Zimmermann, Der große Deutsche Bauernkrieg 237ff.
  9. Gemeiner, Chronik IV, 531 (Anm. 980); vgl. hierzu Kdm Amberg 116f., der Fuchssteinerturm ist heute ein Teil des Landratsamtes.
  10. Wie Anm. 8.
  11. Klemm/Schrott, Die Fuchssteiner 38.
  12. Widmann, Chronik 52; Gemeiner, Chronik IV, 531 (Anm. 980).

Nachweise

  1. Eppinger 14, 29; ABAdW, Grabsteinbuch 8; Zirngibl, Epitaphia 36.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 470† (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0047005.