Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 462 Domkirche, südliches Seitenschiff, 1. Joch 1534

Beschreibung

Grabplatte für Sebastian Giestner aus rotem Marmor, ehemals im Südflügel des Kreuzgangs1), heute in der Domkirche im Boden eingelassen2). Die erhaben zwischen zwei Linien herausgehauene Inschrift auf erhöhtem Rand beginnt oben links, läuft um den ganzen Stein und endet ebenda. Im vertieften Feld die Gestalt des Kanonikers im Viertelrelief, bekleidet mit Messgewand und Birett. Sein Kopf ruht auf einem ornamentierten und mit zwei großen Quasten verzierten Kissen; mit beiden Händen hält er den Kelch. Zu seinen Füßen links ein Wappenschild. Der Stein ist stark beschädigt.

Maße: H. 140 cm, B. 73 cm, Bu. 6,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

  1. An(n)o do(mini) 1534 decima qua[rta] / mensis marci vene(rabi)l(is) d(omi)n(u)s Sebastian(us) Giestner Eccl(es)ie ∙ S(ancti) / Jo(annis) canoni(cus) ∙ a ∙ quo(n)da(m) ṿịṭạẹ ṣ(uae) / crud(e)l(e) morte occis(us) ∙ e(st) ∙ cui(us) anima de(us) habere in pace amena)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1534 am 14. Tag des Monats März hat der ehrwürdige Herr Sebastian Giestner, Kanoniker der Kirche St. Johann, einen grausamen Tod erlitten. Gott möge seine Seele in Frieden haben. Amen.

Datum: 1534 März 143).

Wappen:
Giestner4).

Kommentar

Sebastian Giestner (Gießner, Giesser, Girstner) war der Sohn des Hans Gierstner aus Meißen (Sachsen) und der Katharina Schmid. Er war Kleriker der Diözese Passau und erscheint 1510 als rector scolarum der Alten Kapelle, wurde ebenda Summissar und Benefiziat des Altares der beiden Hll. Johannes. Dieses Amt resignierte er am 30. Juli 1528 und erhielt das Kanonikat bei St. Johann5). Er wohnte in einem Haus in der heutigen Viereimergasse, in dem er 1534 zusammen mit seiner Köchin vom Glaser Hans Reichart aus Dietfurt (Lkr. Neumarkt/Opf.) brutal ermordet wurde6). Bei seiner Grabplatte am ursprünglichen Bestattungsort im Südflügel des Kreuzgangs befand sich zudem eine heute nicht mehr vorhandene Gedenkinschrift auf einer Messingtafel an der Wand (s. Kat.-Nr. 463 †).

Textkritischer Apparat

  1. Die Worttrenner sind Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Eppinger 9, 29.
  2. Freytag/Hecht 19; Kdm Regensburg I, 127; Hubel/Schuller, Dom, Fotodokumentation 749 (Abb. 2514).
  3. Güntner, Dekane und Kanoniker 88: 30. März.
  4. Bg4 55.
  5. Schmid, Alte Kapelle 220; ders., Urkunden-Regesten I, 344, II, 46; Ries, Generalschematismus 36; Güntner, Dekane und Kanoniker 88f., 128.
  6. Eppinger 29 vermerkt den Mord an Gießner; Gumpelzhaimer, Regensburgs Geschichte 808; Widmann, Chronik 130, 133 (ausführlich zum Tathergang); Walderdorff, Regensburg 159; Bauer, Regensburg 823ff.

Nachweise

  1. Eppinger 9 (unvollständige Transkription); Zirngibl, Epitaphia 42 (unvollständige Transkription); Ried, Collectio 30v.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 462 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0046204.