Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 457 Kreuzgang, Nordflügel, westliche Nordwand, 2. Joch 1532

Beschreibung

Monumentales Renaissance-Epitaph für Leonhard Lang zu Wellenburg, an der Wand angebracht1). Fast mittig in hochrechteckigem Feld eine Inschriftentafel mit 17-zeiliger Inschrift. Die Tafel wird gerahmt von zwei Pilastern, in deren Bildfeld jeweils aus einer Vase rankendes Blattwerk emporsteigt. Darüber ein mehrfach gekehlter Architrav und ein blattwerkornamentierter Fries. Das ebenfalls mehrfach gekehlte Konsolgesims trägt einen Segmentbogen mit Bildfeld, in dem im Viertelrelief die Auferstehung Christi dargestellt ist. Christus entschwebt auf einem halbkreisförmigen Wolkengebilde dem Sarkophag, in der Linken das Kreuz, die Rechte segnend erhoben. Zu beiden Seiten Wächter, rechts der eine schlafend mit Schwert in der Hand, der zweite mit erhobenem Schild das Gesicht bedeckend, links ein im Sitzen Schlafender, hinter ihm eine Frauengestalt. Zu beiden Seiten des Bogens kleine Putten als Wappenhalter, links mit dem Schild, rechts mit dem Oberwappen. In der Sockelzone, die links und rechts von kleinen Konsolen getragen wird, ein Feld aus Kalkstein mit Akanthusblattwerk. Rechts und links davon ebenfalls Akanthusblattwerk in quadratischen Feldern. Der Zustand des Epitaphs ist relativ gut.

Maße: H. 233 cm, B. 125 cm (Epitaph), H. 107 cm, B. 77 cm, Bu. 2,5-4,5 cm (Inschriftentafel).

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. LEONARDO LANG A VELLEMBVRGa) / E MEDIO SVBLATO TVM CVM EIVS OPERA ET / CONSILIVM E REPVB(LICA) MAXIME FVISSET IN / CAROLI V IMP(ERATORIS) FERDINANDI RO(MANORVM) REGIS / OMNIVMQ(VE) FERE PRINCIPVM GERMANIAE / COMITIIS RATISPONENSIB(VS) / REVERENDISS(IMVS) D(OMINVS) D(OMINVS) MATHAEVS CARDI(NALIS) / ARCHIEP(ISCOPVS) SALZBVRGEN(SIS) ET AP(OSTOLICAE) SE(DIS) LEGATVS / PATRVELI A CONSILIIS ET PRAEFECTO ARCIS / VIGILI SOLERTI FIDOQ(VE) IN PRIMIS / BENE MER(ITO) IAC(VLATIONIS) CVR(A) / NEC MAGNANIMITATIS SVAE IMMEMOR / NEC QVAM ILLE DIGNVS VITA / LONGAQ(VE) MEMORIA FVERIT / QVEM DE INTEGR(ITATE) COMITATE PROBITATE / NEMO NON DILEXERIT / VIX(IT) ANN(OS) XLII OBIIT M D XXXIIb)

Übersetzung:

Der hochwürdigste Herr Herr Matthäus, Kardinal, Erzbischof von Salzburg und Legat des Apostolischen Stuhles, (hat dieses Epitaph) dem Leonhard Lang von Wellenburg (gestiftet), als dieser gerade zu einer Zeit, da seine beratende Tätigkeit dem Staate besonders nützlich gewesen wäre, nämlich während des von Kaiser Karl V., dem Römischen König Ferdinand und fast allen Fürsten Deutschlands in Regensburg gehaltenen Reichstages, mitten aus dem Leben gerissen worden war, seinem Vetter, Berater und wachsamen, tüchtigen und treuen Festungskommandanten, der sich insbesondere um das Geschützwesen verdient gemacht hat, denn er erinnerte sich sehr wohl an seine Hochherzigkeit und daran, wie sehr er ein (langes) Leben verdient hätte und ein langes Gedenken verdient hat, er, den ein jeder wegen seiner Unbescholtenheit, Umgänglichkeit und Redlichkeit hochgeschätzt hat. 42 Jahre hat er gelebt; (im Jahre) 1532 ist er gestorben.

Wappen:
Lang zu Wellenburg2).

Kommentar

Leonhard war der Sohn des Lukas (I.) Lang von Wellenburg und der Margareth Hofer von Urfarn3). Laut Inschrift starb er im Alter von 42 Jahren, wurde dann wohl 1490 geboren.

Als Rat und Kämmerer gehörte er zum Hofstaat seines Cousins Matthäus Lang von Wellenberg, der 1511 zum Kardinal ernannt worden war und von 1519 bis 1540 als Fürstbischof von Salzburg amtierte4). Er verstarb 1532 während des Reichstags in Regensburg, an dem er als Salzburgischer Gesandter teilnahm5). Die Wertschätzung des Kardinals für Leonhard Lang drückt sich in dem großen Epitaph aus, in dessen Inschrift er dezidiert als Stifter genannt ist. Der Entwurf für dieses Epitaph wird dem Regensburger Maler Albrecht Altdorfer zugeschrieben6). Die Grabplatte befand sich ursprünglich in der Nähe dieses Denkmals und ist heute in der Mittelhalle des Kreuzgangs im Boden eingelassen (s. Kat.-Nr. 458).

Textkritischer Apparat

  1. Das zweite L ist dem ersten kleiner eingestellt.
  2. Die Zeilen 6, 10, 11, 14, 14 und 16 sind eingerückt und zentriert.

Anmerkungen

  1. Schuegraf, Dom II, 101f.; Freytag/Hecht 27f.; Kdm Regensburg I, 195; Dehio, Regensburg und die Oberpfalz 462f.; Reidl, Das Grabmal einer Herzogin 54.
  2. BayA1 79.
  3. Krick, Stammtafeln 197, Nr. 85.
  4. Grote, Stammtafeln, Sp. 1877, S. 471.
  5. Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg 197.
  6. Ebenda, 476.

Nachweise

  1. Zirngibl, Epitaphia 35 (Leonard auf Plemburg); Schuegraf, Dom II, 101f.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 457 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0045707.