Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 429 Domkirche, Mittelschiff, Westwand 1521

Beschreibung

Epitaph für Margaretha Tucher aus Metall, ehemals in der St. Ulrichs-Kirche, dann in der Domkirche im Nordchor, heute hier im Mittelschiff an der Westwand1). Im Sockel befinden sich Sterbeinschrift (I) und Fürbittformel (II). Darüber ein großer Rundbogen, der auf zwei mit floralen Elementen gezierten Pfeilern mit ornamentierten Kapitellen und mehrfach gestuftem Konsolgesims ruht. In den beiden Zwickeln zwei Rundfelder mit Wappen. Im Vordergrund die Begegnung Christi mit dem Kanaanäischen Weib (nach Matthäus 15, 21-28) auf einem steinigen Weg, hinter Christus vier Apostel, hinter der Frau zwei weitere weibliche Gestalten2). Den Hintergrund bildet eine perspektivisch gestaltete, von einer Kuppel bekrönte Tempelarchitektur. In der unteren linken Ecke das Monogramm des Nürnberger Künstlers Peter Vischer des Älteren (III)3). Das Epitaph ist gut erhalten.

Maße: H. 120 cm, B. 87 cm, Bu. 2 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

  1. I.

    Anno domini 1521. Am xi tag des Monats Januarya) starb / die Erber vnd Tugennthafft Fraw Margreth Mertein Tucherin / von Nurmberg. Hie begraben. Der Gott genedig sey Amen:

  2. II.

    O Ir all die mit anndacht hie fur gett: Sprecht für die gestorben ewr gepett:

  3. III.

    P(eter) // V(ischer)b) / normberge

Versmaß: Deutscher Reimvers. (II)

Datum: 1521 Januar 11.

Wappen:
Tucher4), Imhoff5).

Kommentar

Margaretha wurde um 1465 als Tochter des Paul Imhoff und der Ursula Holzschuher in Nürnberg geboren. Sie heiratete 1481 Martin Tucher, den Sohn des Hans V. Tucher und der Margaretha Haller. Das Ehepaar floh vor der Pest nach Regensburg; dennoch überlebte Margaretha die Epidemie nicht6). Aus der Ehe der Margaretha und des Martin Tucher gingen zwei Söhne hervor, Lorenz und Lazarus. Die Verbindung der Familien Tucher und Imhoff ist unter anderem dokumentiert in einer Wappenscheibe nach einem Entwurf von Albrecht Dürer um 1500. Sie zeigt die Wappen beider Familien, gehalten von einem wilden Mann7). Martin († 1528) war eine der Persönlichkeiten aus dem Hause Tucher, die unter anderem Handel mit Venedig betrieben und mit bedeutenden Künstlern in enger Verbindung standen. So war er neben seinem Stiefbruder Hans der Auftraggeber und Stifter des Triptychons in der St. Sebaldus-Kirche in Nürnberg zum Gedenken an Dr. Lorenz Tucher, Propst in St. Lorenz und Domherr in Regensburg8). Ebenfalls in St. Sebald hängt ein Tafelbild mit der Darstellung der Krönung Mariens und darunter der Familie Imhoff-Tetzel-Holzschuher. Unter den fünf Töchtern der Ursula Holzschuher befindet sich auch Margarethe Tucher mit ihrem Ehewappen9). Martin Tucher erwarb 1521 das Regensburger Goliathhaus, das bis 1546 im Besitz der Familie blieb10). Seine Schwester Ursula, die mit dem Regensburger Bürger Jörg Kurtz verheiratet war, starb ebenfalls im Jahr 1521 und wurde im Domfriedhof bestattet (s. Kat.-Nr. 431 †).

Textkritischer Apparat

  1. Über dem y Trema.
  2. Zwischen den Buchstaben P und V seine Marke.

Anmerkungen

  1. Schuegraf, Dom II, 46; Sammlung Resch 263; Niedermayer 81; Walderdorff, Regensburg 156; Zahn, Dom 60; Freytag/Hecht 50; Kdm Regensburg I, 124f., III, 269; Endres, Führer 10; Bauer, Regensburg 76; Schuegraf, Dom II, 208 erwähnt im Jahr 1848, dass das Epitaph erst in neuester Zeit von der Ulrichskirche in den Dom verbracht wurde; zur heutigen Lage Dehio, Regensburg und die Oberpfalz 459; Hubel/Schuller, Dom, Fotodokumentation 752 (Abb. 2523).
  2. Ow, Zur Deutung der biblischen Darstellung 126f.; Hauschke, Vischer-Werkstatt 271; Reidl, Das Grabmal einer Herzogin 54.
  3. Hauschke, Vischer-Werkstatt 272; in der älteren Literatur wird das Epitaph auch Peter Vischer dem Jüngeren zugeschrieben, so Hubel/Kurmann, Der Regensburger Dom 84 (mit Abb. 75).
  4. Bay 61.
  5. Bay 41.
  6. Grote, Die Tucher 77f.; Krick, Stammtafeln 152, Nr. 67, 438, Nr. 196; Hauschke, Vischer-Werkstatt 271f. mit Anm. 5.
  7. Grote, Die Tucher 77 (Abb. 41).
  8. Grote, Die Tucher 75 (Abb. 51-53); das dreiteilige Tafelbild ist nach einem Entwurf Albrecht Dürers von Hans von Kulmbach ausgeführt worden.
  9. Weilandt, Die Sebalduskirche in Nürnberg Abb. 66 und 213.
  10. Walderdorff, Regensburg 495; Kdm Regensburg III, 177; Fischer, Hochfinanz 175.

Nachweise

  1. Sammlung Resch 263 (mit Abbildung); Niedermayer 80f. (unvollständig); Renner, Deutsche Grabschriften 2; Schmid H. U., Mittelalterliche deutsche Inschriften 54, Nr. 87; Hauschke, Vischer-Werkstatt 271.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 429 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0042904.