Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 382 Kreuzgang, Mittelhalle, Ostseite, 1. Joch 1508

Beschreibung

Grabplatte für Georg und Ulrich von Nussberg aus rotem Marmor, im Boden eingelassen1). Die Inschrift (I) für Georg beginnt oben links, läuft um den Stein und endet im letzten Viertel der linken Längsseite. Die Inschrift (II) für Ulrich († 1397) schließt ebenda an, läuft in der zweiten Zeile um den Stein und endet oben links. Im vertieften Feld die Gestalt des Kanonikers, leicht nach links gewandt, bekleidet mit Chorgewand, Almucia und Birett, im Viertelrelief, die Hände vor der Brust gefaltet. Sowohl die Ausführung als auch die Schriftart und deren Anordnung weisen darauf hin, dass die Grabplatte anlässlich des Todes des Georg von Nussberg angefertigt wurde. Die Gedenkinschrift für den über ein Jahrhundert früher verstorbenen Ulrich, Senior des Domkapitels, wurde zur nämlichen Zeit hinzugefügt. Unten links unter einem Rundbogen das Vollwappen der Familie. Der Zustand der Grabplatte ist gut.

Maße: H. 200 cm, B. 102 cm, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. I.

    Anno d(omi)ni Mo ccccco viiio in / die S(ancti) Erhardi Obiit venerabilis et Nobilis d(omi)n(u)s Jeorgius / de Nusperg Canoni//c(us) eccl(esi)e Rat(isbonensis) c(uius) a(n)i(m)a in pace Req(ui)escat

  2. II.

    Anno / d(omi)ni Mo ccco lxxxxviio / d(omi)nica ante festu(m) Purifficacionis Marie virginis / o(biit) d(omi)n(u)s vlricus de // Nusperg senior capituli Eccl(es)ie Rat(isbonensis) c(uius) a(nima)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1508 am Tag des Hl. Erhard starb der ehrwürdige und edle Herr Georg von Nussberg, Domherr zu Regensburg. Seine Seele ruhe in Frieden. (I)

Im Jahr des Herrn 1397 am Sonntag vor dem Fest Mariae Lichtmess starb Herr Ulrich von Nussberg, Senior des Kapitels der Regensburger Kirche. Seine Seele (ruhe in Frieden). (II)

Datum: 1508 Januar 8; 1397 Januar 28.

Wappen:
Nussberg2).

Kommentar

Georg entstammte dem Adelsgeschlecht von Nussberg aus dem Bayerischen Wald, das sich nach den dort befindlichen Schlössern Zum alten und newen Nusberg3) benannte. Er gehörte der Linie zum neuen Nussberg und Khalmberg aus Schloss Linden4) an. Seine Eltern waren Konrad von Neunussberg-Linden und Anna Göttlinger. Er wurde 1486 Kanoniker in St. Johann, resignierte im Jahre 1499 als Domherr von Freising und wurde am 19. Juli 1503 in das Domkapitel von Regensburg aufgenommen5). Bei einer Auseinandersetzung nachts auf der Straße am 6. Januar 1508 mit vier Kürschnergesellen wurde er so schwer verletzt, dass er wenig später starb. Einen Kürschnerknecht verurteilte man zum Tode6). Am 11. Januar 1508, drei Tage nach Nussbergs Tod, wird ihm in einem Notariatsinstrument der Anspruch auf 50 Rheinische Gulden zugestanden7).

Zu Ulrich von Nussberg vgl. DI 74 (Regensburg II, Dom I) Kat.-Nr. 110, dort auch eine erste Edition der Grabinschrift für Ulrich. Warum auf der Platte Georgs eine Inschrift für das hundert Jahre früher verstorbene Familienmitglied angebracht wurde, ist unklar. Vielleicht handelte es sich um den Ersatz für eine bereits verlorene Grabinschrift Ulrichs oder eine gemeinsame Grabplatte wurde an Stelle einer älteren für Ulrich im Zuge der Bestattung Georgs gesetzt.

Anmerkungen

  1. Freytag/Hecht 33; Kdm Regensburg I, 182; Güntner, Dekane und Kanoniker 131.
  2. BayA1 167.
  3. Altnussberg, Gde. Geierstal/NB., Neunussberg, Gde. Viechtach, beide Lkr. Regen/NB.
  4. Gde. Miltach, Lkr. Cham/Opf.
  5. Hundt, Stammenbuch I, 275 u. 286; Hofmann, Die Nußberger 96, 108 (Stammtafel), 154, 165f. mit weiteren urkundlichen Benennungen; HAB Altbayern I, 18 (Viechtach-Linden) 127; Güntner, Dekane und Kanoniker 84: er erhielt das Kanonikat am 11. Juni 1486 im Wechsel mit Georg Nothaft; Leoprechting 103; Paricius, Nachricht 48 und Ries, Generalschematismus 34: hier ist als Todesjahr 1518 angegeben.
  6. Hundt, Stammenbuch I, 286; Oefele I, 227, 231; Schottenloher, Tagebuchaufzeichnungen 22; Gemeiner, Chronik IV, 133f.; Gumpelzhaimer, Regensburgs Geschichte 615f.
  7. Schmid, Urkunden-Regesten I, 328.

Nachweise

  1. Eppinger 22, 27; Bernclau, Episcopatus 319; Zirngibl, Epitaphia 47; Ried, Collectio 24v; Sammlung Heckenstaller 364.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 382 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0038202.