Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 193 Ev. Schloßkirche (Stiftskirche St. Michael) 1580

Beschreibung

Grabdenkmal der Maria Cleophe Gräfin zu Sulz, geborene Markgräfin von Baden. Im Chor im Boden, wohl zeitweise am Außenbau; nach 1945 im Chor an der Nordwand aufgerichtet, 1998 an den ursprünglichen Platz zurückgekehrt. Deckplatte eines Hochgrabes, hochrechteckige Platte aus hellgrauem Sandstein mit Umschrift auf dem schräg abgefasten Rand (Beginn links oben auf der Längsseite); die Umschrift ist von außen zu lesen. Im Feld die Figur der Verstorbenen in hohem Relief, mit gefalteten Händen auf einem Kissen liegend. Die Dame trägt eine Haube mit Kinnbinde und lang herabfallenden „Klagbändern“; ihr faltiges, ärmelloses Obergewand gibt den Blick auf ein Kleid mit engen Ärmeln frei. Die Konsole zu Füßen wird von zwei Wappen flankiert, in Schulterhöhe die zugehörigen Helme mit Helmzierden. Oberfläche abgerieben und wie verwittert, Inschrift nur noch mit Mühe zu entziffern. Unten an der Konsole später eingeritzte Listennummer XXV (nach v. Beust und Waag).

Maße: H. 216, B. 107, Bu. 3,5–4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Stadtarchiv Pforzheim [1/1]

  1. [ANN]O D(OMI)NI · MDLXXX VF DEN XXVIII . AVGVSTI : STARB . DIE . DVRCH/[L]EVCHTIG HOCHGEBORN FVRS[TIN] / VND FRAW . FRAW MARIA CLEOPHE GEBORNE MARGGRAVIN ZV BADEN . GRAVI(N) ZV SVL[TZ / WI]TIB DER GOT GNEDIG SEY AMEN .

Wappen:
Baden1, Sulz.

Kommentar

Maria Cleophe war eine Halbschwester des Markgrafen Karl II., denn ihre Eltern waren Ernst Markgraf von Baden († 1553) und seine erste Gemahlin Elisabeth Markgräfin von Brandenburg († 1518). Sie heiratete 1548 den Grafen Wilhelm von Sulz († 1565), Hofrichter zu Rottweil2.

Es überrascht, daß hier noch einmal die repräsentative Form des Hochgrabs gewählt wurde für eine Frau, die nicht zur regierenden Familiengruppe der Markgrafen gehörte, sondern vermutlich als Witwe in ihr Elternhaus zurückgekehrt war. Wahrscheinlich erhob sich die Platte ursprünglich über einem Unterbau oder auf niedrigen Stützen und scheint dann (im 17. Jahrhundert?) aus dem Chor entfernt und geraume Zeit im Freien der Witterung ausgesetzt gewesen zu sein. Crusius überliefert eine lateinische Grabinschrift, die wohl nur als eine Übersetzung der vorhandenen Inschrift anzusehen ist3.

Anmerkungen

  1. Stammwappen.
  2. Vgl. Europäische Stammtafeln NF XII, Taf. 99; NF I/2, Taf. 270.
  3. Wortlaut: Aug. 28. Illustrissima Princeps, Domina Cleopha, Marchionissa Badensis, Comitissa Sultzensis, vidua.

Nachweise

  1. Crusius, Annales Suevici 1595, pars III, 773 (verkürzte lat. Version).
  2. Karlsruhe, GLA 47/39, Weygold, Epitaphia 1747, nr. 26 (hier irrtümlich Ursula genannt).
  3. Karlsruhe, GLA 47/41, v. Beust 1802, Grab-Inschriften XXV.
  4. Karlsruhe, GLA HFK 510, Herr, Collectanea Pforzheim 1830, fol. 21v, nr. 11.
  5. Müller, Gustav Adolf, 1834, 2.
  6. Karlsruhe, GLA 47/46, Begräbnisse 19. Jh., Waag 1883, nr. XXV.
  7. KdmBadenIX/6, 177, nr. 11 u. Abb. 149.
  8. Trost, Schloßkirche 1962, 46, 72 nr. 76.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 193 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0019305.