Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 164 Archivbau 1561

Beschreibung

Gewölbe-Dekoration mit Bauinschrift und den Wappen des Markgrafen Karl II. von Baden-Durlach und seiner Gemahlinnen. Drei rhombenförmige Tafeln aus hellgrauem Sandstein, im 2. Obergeschoß in die Kappen des dreijochigen Netzgewölbes eingelassen. Jede Tafel enthält ein Wappen in flachem Relief, umgeben von einem gewundenen Spruchband mit Inschrift; auf der Ostseite des Raumes A, in der Mitte B, auf der Westseite C. Die Wappen sind tingiert, die Inschriften dunkel gefaßt auf weißem Grund1.

Maße: H. 65–67, B. 50, Bu. ca. 7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Stadtarchiv Pforzheim [1/3]

  1. A

    FRAW · KONIGVND · / [G]EBORNE · MARGGRAVIN · ZV · / BRANDENBVRG · SEINER · F(ÜRSTLICHEN) · GNADE(N) / · ERSTE · GEMAHEL ·

  2. B

    HERR · CAROL / V(ON) · G(OTTES) · G(NADEN) / MARGGRAVE · Z(V) · BADEN / · VND · HOCHBERG · / ETC(ETERA) · BAWET · MICH · IM · / IAR · M · D · L · X · I ·

  3. C

    FRAW · ANNA · G/EBORNE · PFALNTZGRAVIN / BEY · REYN · GRAVIN · ZV ·/ VELDENTZ · S(EINER) · F(ÜRSTLICHEN) · G(NADEN) · ANDERE · / GEMAL ·

Wappen:
Brandenburg-Ansbach2, Baden-Durlach3, Pfalz-Veldenz4.

Kommentar

Der dreigeschossige sog. Archivbau nördlich der Schloßkirche ist der einzige erhaltene Bauteil des ehemaligen Pforzheimer Schlosses der Markgrafen5. Der ehemals verputze Bruchsteinbau mit Eckquaderung und Walmdach stand früher in Verbindung zur südlichen Ringmauer des Schloßbereichs. Seine ursprüngliche Nutzung ist unbekannt; in späterer Zeit diente er als Amtskellerwohnung und Einnehmerei, dann seit dem späten 19. Jahrhundert als Annex des 1945 zerstörten Reuchlin-Museums. Jedenfalls ist das Gebäude in Zusammenhang mit den umfangreichen Baumaßnahmen zu sehen, die Markgraf Karl II. (1553–1577) gleich nach seinem Regierungsantritt 1553 in Angriff nahm. Auch der Archivbau wurde schon 1553 begonnen, wie eine Bauzahl beweist6.

Am Außenbau befindet sich auf der westlichen Schmalseite ein Stichbogen-Türgewände mit Volutenablauf. Darüber ist eine hochrechteckige Wappentafel aus gelbem Sandstein eingelassen, von deren Oberfläche nur noch das linke Drittel erhalten ist. Es handelt sich um eine Aedikula mit verkröpftem Kranzgesims und Rahmenpilastern, deren Füllungen Blattornamente zeigen. Im Feld befanden sich das badische Vollwappen Karls II. und das kleine brandenburgische Beiwappen seiner ersten Gemahlin. Heute ist nur noch heraldisch rechts unten das Wappen der Markgräfin Kunigunde von Brandenburg-Ansbach zu erkennen. Damit ist diese Tafel vor der Hochzeit am 1. August 1558 mit der zweiten Gemahlin Anna von Pfalz-Veldenz entstanden und steht vermutlich mit den Baumaßnahmen am Gewölbe des Obergeschosses in Zusammenhang7. Eine Inschrift ist nicht mehr vorhanden.

Die drei Wappenschilde sind unterschiedlich in ihrer Umrißform gestaltet. Das Wappen Brandenburg ist im Stil der Frührenaissance am Rand mit Blattwerk eingefaßt. Das Wappen Baden ist am Rand mehrfach geschlitzt, das Wappen Veldenz nach innen und außen abwechselnd eingerollt. Trotzdem ist eine gleichzeitige Entstehung anzunehmen, denn die Schrift stimmt in ihrer Formgebung überein. Es ist eine schlanke dünnstrichige Kapitalis. Der Mittelbalken des H ist nach oben ausgebuchtet, das M ist trapezförmig.

Anmerkungen

  1. Freilegung und Restaurierung durch den Restaurator Jürgen Kuntel im Jahr 1997.
  2. Quadriert, 1. Brandenburg, 2. Pommern, 3. Burggrafschaft Nürnberg, 4. Zollern.
  3. Ausführung wie bei nr. 148.
  4. Quadriert mit Herzschild (Veldenz), 1/4 Pfalz, 2/3 Bayern.
  5. Zur Bau- und Kunstgeschichte des Archivbaues vgl. Bachmann, Martin, Die Karlsburg (Institut für Baugeschichte der Universität Karlsruhe – Materialien zu Bauforschung und Baugeschichte 11). Karlsruhe 2000, 216ff.
  6. Vgl. nr. 150.
  7. Im Innern, im 1. Obergeschoß an der Ostwand, befinden sich zwei weitere Wappensteine unbekannter Herkunft mit den Vollwappen Karls II. und der Anna von Pfalz-Veldenz, weißer Sandstein, H. 65, B. 50 cm. Sie tragen keine Inschriften.

Nachweise

  1. Rott, Baden-Durlacher Hof 1917, 19, 34.
  2. Kern, Alfons, Das Reuchlin-Museum in Pforzheim. In: Badische Heimat 12 (1925) 230f.
  3. KdmBadenIX/6, 289–291 mit Abb. 223.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 164 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0016408.