Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 125† Archivbau 1533

Beschreibung

Fragment der Grabplatte des Conrad d. Ä. von Wallstein. Ursprünglich im Langhaus der Franziskaner-Klosterkirche; aufgefunden 1938/39 und im Archivbau (ehem. Reuchlin-Museum) aufgestellt; Kriegsverlust von 1945. Keine Angaben zur Gestaltung oder zum Befund; vermutlich handelte es sich um eine hochrechteckige Grabplatte, deren oberes Drittel zerstört war.

Inschrift nach KdmBadenIX/6, ergänzt nach Gabelkover.

Maße: H. 150 (Teilmaß), B. 76 cm.

Schriftart(en): Vermutlich gotische Minuskel1.

  1. [A(nno) 1533 · 8 · Julij · o(biit) Conradt de] Walstein · dem got gne/dig syn wölle

Kommentar

Die Wallstein stammten ursprünglich aus der Ortenau und waren Ende des 15. Jahrhunderts in Bauschlott (Gde. Neulingen, Enzkreis) ansässig. Conrad von Wallstein war der Vater Egloffs d. Ä. von Wallstein, des Erbauers des Schlosses zu Bauschlott. Conrad war seit 1505 mit Ursula von Gemmingen, Tochter des Bernhard von Gemmingen und der Anna Truchseß von Bichishausen2, verheiratet. Sie ist als verlasne witfro in Bauschlott bestattet, starb also nach 1533, dem Todesjahr ihres Mannes. Ihre Grabplatte zeigte die Wappen der Eltern beider Ehepartner3. Danach war die Mutter des Conrad von Wallstein eine Enzberg. Daraus erklärt sich, daß Conrad den Pforzheimer Adelssitz der Herren von Enzberg in der ehemaligen Barfüßergasse 3 wohl durch Erbschaft erworben hatte. Ebenso wie die Enzberg wurde er in dessen nächster Nähe, in der Kirche des Barfüßerklosters, begraben4. Conrad hat noch andere Besitzungen der Enzberg an sich gebracht. 1506 erwarb er ein Viertel des Dorfes Niefern samt Burgstadel, verkaufte aber diesen Besitz 1529 an den Markgrafen Philipp II. von Baden5. Ein Fragment einer Grabplatte oder eines Epitaphs für einen andern Conrad von Wallstein, vielleicht einen Sohn des hier Verstorbenen, ist 1987 bei der Grabung auf dem Gelände des Dominikanerinnenklosters aufgefunden worden6.

Gabelkover überliefert die Grabinschrift nach seiner Gewohnheit in Latein, also nicht den Originaltext. Trotzdem ermöglicht seine Version die Ergänzung, da Lacroix 1939 nur mehr ein Fragment der Grabplatte vor Augen hatte.

Anmerkungen

  1. Lacroix, in: KdmBadenIX/6, 221, gibt als Schriftart an: „Cursive“.
  2. Die Grabmäler ihrer Eltern sind in Tiefenbronn erhalten; vgl. DI 22 (Enzkreis) nrr. 158, 173.
  3. Ebd. nr. 203 und Abb. 81. Das Formular der Eheabrede aus dem Jahr 1505 zwischen Conrad und Ursula ist in dem Formularbuch des Alexander Hugen abgedruckt; vgl. Hannemann, Alexander Hugen 1961, 54.
  4. Vgl. Trost, Adelssitze 1961, 97 und 139. Dieses Haus gehörte vermutlich vorher den Herren von Straubenhart; aus deren Besitz hat Friedrich von Enzberg genannt Bitscher das Haus 1443 gekauft; zu diesem Verkauf vgl. bei nr. 80.
  5. Vgl. KdmBadenIX/7 (Pforzheim Land) 166.
  6. Vgl. nr. 127.

Nachweise

  1. Stuttgart, HStA J1 Nr. 48 g III, Gabelkover, Genealogische Kollektaneen, fol. 1283r.
  2. KdmBadenIX/6, 221 nr. 6.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 125† (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0012501.