Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 489† Niederstetten, Schloß Haltenbergstetten vor 1641

Beschreibung

Degen des spanischen Infanten Ferdinand. Vermutlich als Geschenk an Melchior Graf von Hatzfeldt gelangt. Am 3. November 1665 von Schloß Haltenbergstetten zusammen mit anderen Waffen nach Waldmannshofen verbracht und aus diesem Anlaß inventarisiert; Verbleib unbekannt. Gefäß vergoldet und versilbert; Klinge „fast halb gebläuet“, mit (eingravierter?) Inschrift. Ob sich der Degen auch schon vor 1650 in Haltenbergstetten befand, ist unsicher.

Wortlaut nach Inventar 1665.

  1. Ferdinandus Hispaniarum Jnfans, Mars, Pallas

Übersetzung:

Ferdinand, Infant der Spanien1.

Kommentar

Die Namen der beiden griechischen Gottheiten waren vermutlich Beischriften zu gravierten figürlichen Darstellungen. Als ursprünglicher Besitzer des Degens kommt wohl nur der Kardinalinfant Ferdinand, Sohn König Philipps III. von Spanien und der Erzherzogin Margarethe von Österreich, in Frage2. Er ist 1609 geboren und wurde zehnjährig zum Kardinal und zum Erzbischof von Toledo ernannt. Er übernahm vorwiegend administrative und militärische Aufgaben im Auftrag der spanischen Krone als Gouverneur von Katalonien (1632–33) und Mailand (1633–34) sowie ab 1634 bis zu seinem Tod als Generalgouverneur der Niederlande. Das Todesjahr 1641 bietet den sicheren terminus ad quem für die Herstellung der Inschrift. Der Degen könnte ein Geschenk des Siegers der Schlacht von Nördlingen an den kaiserlichen Feldmarschall-Leutnant (1633) und späteren Feldmarschall (1635) Graf Hatzfeldt gewesen sein, der von 1638 bis 1644 Oberkommandierender der Truppen im Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis war3.

Anmerkungen

  1. Zur Titulatur vgl. nr. 165 Anm. 2.
  2. Allenfalls wäre an Ferdinand I. vor Erlangung der ungarischen Königskrone (1526) zu denken. Eine plausible Verbindung zu den Hatzfeldt läßt sich allerdings nicht finden.
  3. Eine persönliche Begegnung läßt sich aus der erhaltenen umfangreichen Korrespondenz des Grafen nicht erschließen; vgl. Materialien zur rheinischen Geschichte 2: Das Kriegsarchiv des Kaiserlichen Feldmarschalls Melchior von Hatzfeldt (1593–1658). Analytisches Inventar bearb. v. Günther Engelbert, zum Druck gebracht v. Hubert Salm (Publikationen d. Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde 61), Düsseldorf 1993.

Nachweise

  1. Anno 1665 den 3. Novembris von Stetten nacher Waltmanshoffen mit einem wagen vberschickt sambt vier Booten (HZAN, Archiv Niederstetten, Rosenberg-Hatzfeldt’sche Herrschaften, I. 10. B 167).

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 489† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0048902.