Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 275 Finsterlohr (Stadt Creglingen), ev. Pfarrkirche 1588

Beschreibung

Kanzel. An der Langhausnordwand, in der Ecke vor dem Chorbogen. Auf quadratischem Steinsockel und würfelförmigem Holzsockel eine kannelierte Holzsäule, die den achteckigen Kanzelkorb trägt. Die jetzige Aufstellung ist mit Sicherheit nicht die ursprüngliche, da der durch eine niedrige Tür in der Nordwand unmittelbar zugängliche Kanzelkorb jetzt nur mehr aus vier Brüstungsplatten gebildet wird, während links ehedem mindestens eine weitere Brüstungsseite vorhanden gewesen sein muß. Oben an der Brüstung läuft auf drei (ursprünglich vier) Seiten eine mit dunklem Holz eingelegte Spruchinschrift um (A). Darunter sind die Brüstungsplatten durch kannelierte Dreiviertelsäulen voneinander getrennt. Alle Platten sind einheitlich gegliedert in zwei übereinander angeordnete Rechteckfelder mit profiliertem Rahmen und Intarsienornament; die oberen Felder sind jeweils annähernd doppelt so hoch wie die unteren. Über den oberen Feldern sind auf den ersten drei Platten jeweils zwei Initialen in hellem Holz eingelegt (B, C, D); über den unteren Feldern, ebenfalls als Intarsien, auf der linken Platte der zweite Teil einer Datierung (E), deren Beginn auf der ursprünglich links anschließenden verlorenen Platte stand; auf der zweiten und dritten Platte stehen an der entsprechenden Stelle wiederum Initialen (F, G). Die vierte der erhaltenen Brüstungsplatten weist keine Inschriften auf, ebenso der achteckige Schalldeckel mit geschnitzter Heiliggeisttaube.

Maße: H. (ohne Steinsockel) 272,5, B. 113, Bu. 2,1 (A), 2,3 cm (B–G).

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/5]

  1. A

    [WENN] / GOTT FV̈R V(N)[S]a) / WER IST WI/DER VNS ·1)

  2. B

    W(olfgang) · V(hl) ·

  3. C

    C · G ·

  4. D

    V · R ·

  5. E

    [– – –] / · L · X · XX · V · III ·b)

  6. F

    E · S ·

  7. G

    G · R ·

Kommentar

Als Trennpunkte dienen große Quadrangeln auf halber Zeilenhöhe. Ungewöhnlich sind die nach außen ausgebuchteten äußeren Schrägschäfte des verschränkten W in Inschrift (A). Die Initialen bezeichnen vermutlich die damaligen örtlichen Amtsträger. Wolfgang Uhl war von 1569 bis 1599 Pfarrer in Finsterlohr2.

Textkritischer Apparat

  1. Anstelle des S jetzt ein Holzstück ohne Schrift eingesetzt.
  2. Zu ergänzen vermutlich: [AN(N)O · D(OMI)NI · M · D].

Anmerkungen

  1. Rö 8, 31.
  2. Vgl. Pfarrerbuch Württ. Franken 1, 35; ebd. 2, 466 nr. 2720.

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 275 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0027501.