Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 265 Bad Mergentheim, bei der Wolfgangskapelle 1585

Beschreibung

Kreuzigungsgruppe. Freiplastik aus rotem Sandstein. Lebensgroßer Kruzifixus (Kreuztitulus modern) auf hohem Sockel, auf dessen Stirnseite über (modern ergänztem) reliefiertem Wappenschild eine Jahreszahl eingehauen ist; Schrift mit dunkelbrauner Farbe nachgezogen. Restauriert1. Die etwas kleineren Figuren von Maria und Johannes Evang. sind erst nachträglich hinzugefügt worden.

Maße: H. (Sockel) 95,5, B. 56, T. 42, Zi. 7 cm.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. 1585

Wappen:
Deutscher Orden (Hochmeister)/Bobenhausen2.

Kommentar

Gegen die Stadtherrschaft des Deutschen Ordens unternahmen die Mergentheimer Bürger 1380 im Anschluß an eine von Deutschmeister Konrad Rüdt entgegengenommene Huldigung einen Aufstand, der aber schon nach kurzer Zeit niedergeschlagen wurde. Als Gedenk- und Sühnezeichen errichtete der Deutsche Orden daraufhin ein Steinkreuz auf dem Marktplatz3. Dieses Kreuz wurde in den Unruhen des Bauernkriegs zerstört und mußte danach wiedererrichtet werden. Aus dieser Zeit stammt vermutlich die Figur des Gekreuzigten. Als am alten Standort 1562–64 das Rathaus erbaut wurde (vgl. nr. 189), versetzte man das Kreuz an die jetzige Stelle. Der Kreuzsockel wurde nach Ausweis der Jahreszahl und des Wappens erst 1585 unter der Regierungszeit des Hoch- und Deutschmeisters Heinrich von Bobenhausen hinzugefügt. Die damalige Renovierung des Kreuzes kostete 26 fl 4 d4.

Anmerkungen

  1. Vor der Restaurierung war der Wappenschild glatt und ohne Wappenbild und trug die offenbar im 19. Jh. aufgemalte Inschrift Es / ist / vollbracht; vgl. Foto von 1912 im Fotoarchiv des LDA Stuttgart, Neg.-Nr. 19674. Vgl. ferner Frithjof Sperling/Norbert Eckert, Die Kreuzigungsgruppe bei St. Wolfgang in Bad Mergentheim, in: WFr 71 (1987) 261-267.
  2. Durch Hochmeisterkreuz quadriert, 1/4. Deutscher Orden, 2/3. Bobenhausen.
  3. Zu den Vorgängen vgl. Diehm, Geschichte d. Stadt Bad Mergentheim 1963, 48; Seiler, Dt. Orden als Stadtherr 182.
  4. Vgl. StAL, B 236 Bü 50 (Breitenbach) Nr. 2.

Nachweise

  1. OAB Mergentheim 333.
  2. Kolb, Bildstöcke 23 nr. 99, 24 (Abb.).
  3. Gräter, Bad Mergentheim 1972, 28f.
  4. Ders., Bad Mergentheim 1989, 12.

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 265 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0026505.