Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 183 Creglingen, ev. Stadtkirche 1560

Beschreibung

Messingtafel mit Brotstiftungsinschrift des Valentin Ziegler. Innen an der Chornordwand. Ursprünglich außen an der Südseite, an der Stirnseite eines Langhausstrebepfeilers in Augenhöhe neben Inschrift nr. 67 eingelassen; dort noch die Aussparung im Stein zu sehen. Querrechteckige Messingtafel, oben und unten jeweils von einer etwas überstehenden schmalen Leiste eingefaßt. Die 8zeilige Inschrift ist erhaben vor dem eingetieften und punzierten Schriftgrund stehengelassen; der rechte Schriftrand ist durch ungleiche Zeilenlänge unregelmäßig gestaffelt. Die Oberlängen der ersten und die Unterlängen der letzten Zeile sind nur in Kontur in den stehengelassenen Rand eingeschnitten. Rechts unten in Höhe der letzten beiden Zeilen ein Wappenschild.

Maße: H. 26, B. 48,5, Bu. 2 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. Anno d(omi)ni M ccccc Lx Jst von dem Ersamen Valtin Cieglera) /Burger Zw Creglingen kaufferb) vnd gestifft Das zwen / Daczu verordnete am Freitag nach sant Marx Des / Euangelisten tag Volgents am Freitag nach sant / Veits des heiligen Merters tag vnd dan am Freitag / Nach Johannis des Tauffers tag Alwegen nach / dem die predig vollendet Fur drej Ortc) prots kauf=/fen vndasd) Armen Leiten Jmd) gottes willen gebe(n) sole(n)e)

Datum: Stichtage: 25. April, 15. Juni, 24. Juni.

Wappen:
Ziegler1.

Kommentar

Neben schlichten Frakturversalien werden auch vereinzelt einfache, gebrochene Versalien der Textura (C, O) oder vergrößerte Minuskeln (N, V) verwendet. Die Gemeinen entsprechen noch weitgehend dem Kanon der Textura. Lediglich der untere Bogen des Schluß-s ist rund ausgeführt, gelegentlich sogar der gesamte Buchstabe. Die Form des x ist kursiven Ursprungs. Die Langschäfte sind oben nach rechts gebogen und spitz ausgezogen. Ganz ähnliche Schriftformen, wenn auch in einem Fall eine andere Technik der Schriftgrundausbereitung, weisen zwei Sterbeinschriften von 1546 in der Creglinger Herrgottskirche auf (nrr. 156, 157). Alle drei Inschriften sind den Schrifteigentümlichkeiten nach in Nürnberg hergestellt worden. Aus derselben von 1522 bis 1565 nachweisbaren Werkgruppe („Gruppe B der Nürnberger Metallepitaphien“) stammen auch vier zwischen 1532 und 1564 entstandene Rothenburger Inschriften2.

Wie bei der Creglinger Stiftungsinschrift von 1485 (nr. 67) wird auch der Rechtsbestimmung der vorliegenden Inschrift eine urkundliche Fixierung zugrunde liegen, auch wenn in diesem Fall nicht ausdrücklich darauf hingewiesen wird. Die inschriftliche Ausführung des Kerns der Bestimmungen und ihre Anbringung an einem für alle zugänglichen Ort diente jedenfalls hier wie dort der zusätzlichen Garantie, daß der Stiftungszweck tatsächlich erreicht wurde. Während die vorreformatorische Inschrift von 1485 noch die Hl. Messe als Zeitpunkt der Gabenausteilung vorsah, soll die Ausgabe nunmehr nach der Predigt erfolgen. Valentin Ziegler war offenbar ein Verwandter des 1541 verstorbenen und in Frauental bestatteten Priesters Paul Ziegler, da auf dessen Grabplatte (nr. 144) dasselbe Hauszeichen eingehauen ist, das hier als Wappenbild fungiert. In den Creglinger Taufregistern sind zu 1537, 1540 und 1542 drei Kinder eines Valentin Ziegler aufgeführt, der wohl mit dem Stifter gleichzusetzen ist3.

Textkritischer Apparat

  1. Engler Georgius (nach Artzberger), OAB Mergentheim; Ciegler Georgius (nach Ackermann).
  2. So statt kauffet.
  3. Drr OAB Mergentheim.
  4. Sic!
  5. l mit auf Mittellänge verkürztem Schaft.

Anmerkungen

  1. Zweistöckiges spitzes Z mit kreuzendigem Deckbalken; vgl. nr. 144.
  2. DI 15 (Rothenburg o. d. T.) nrr. 183, 221, 235, 238; vgl. ebd. Einl. XXXIV. Zu den Merkmalen dieser Werkgruppe B vgl. grundlegend Zahn, Beiträge zur Epigraphik 97–113.
  3. Mägerlein 764; vgl. auch bereits Georgius, Uffenheimische Neben-Stunden II, 144.

Nachweise

  1. Georgius, Uffenheimische Neben-Stunden II, 143 (nach Abschriften von Pfarrer Artzberger u. Mag. Ackermann).
  2. OAB Mergentheim 483.
  3. Nasse, Aus d. Vergangenheit 57 (nur erwähnt, Abb.).
  4. Schweikhardt, Aus längst vergangenen Tagen 35.
  5. Ders., Creglingen 61.
  6. Drös, Mittelalterl. u. frühneuzeitl. Inschriften 25.

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 183 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0018308.