Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 158 Igersheim, Burg Neuhaus 1546

Beschreibung

Wappentafel des Administrators des Hochmeistertums in Preußen und Deutschmeisters Wolfgang Schutzbar gen. Milchling. Über dem Torbogen des inneren (jetzt einzigen) Brückentors; ursprünglich wohl an einer die Kernburg umziehenden Mauer gegenüber den Ökonomiegebäuden1. Hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein mit mächtigem überstabtem, nach innen und außen gekehltem Rahmen aus Muschelkalk. Im Feld fast vollrundes Prunkwappen mit drei Helmen und zwei Schildhaltern, darüber 4zeilige eingehauene Inschrift (A), die teilweise durch die Helmzierden unterbrochen wird; zwischen den Helmzierden Jahreszahl (B). Stark verwittert, verfärbt und vermoost; Inschrift kaum mehr lesbar; obere Rahmenleiste durch moderne Kopie ersetzt.

Textergänzungen nach OAB Mergentheim2.

Maße: H. ca. 160, B. ca. 145, Bu. ca. 6 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A

    WOLFGANG VON · GOTS G[NAD(EN)]a) AD[MINI]ST[R]ATOR DES / HOCH[MEIS]TER[TVMSb) IN BREVSSENc) M]EISTER [TE]V[TSCHd)] OR[DENS] / I(N) TEVTSC[H]E(N) V[ND WELSCHE(N) LANDE(N)]e) PROBST V[ND] HE[RR] ZVf) / E[L]W//[AN]GE(N)

  2. B

    15//46g)

Wappen:
Deutscher Orden (Hochmeister)/Fürstpropstei Ellwangen/Schutzbar gen. Milchling3.

Kommentar

Wolfgang Schutzbar gen. Milchling ließ im Zuge des Schmalkaldischen Kriegs umfangreiche Baumaßnahmen vor allem an den Befestigungsanlagen der Burg Neuhaus durchführen, die durch eingehauene Jahreszahlen dokumentiert waren4. Die Erstürmung und weitgehende Zerstörung der Burg 1552 durch die Gegner Karls V. konnte dennoch nicht verhindert werden5. Zu Schutzbar gen. Milchling vgl. nr. 185.

Textkritischer Apparat

  1. Nur Platz für drei Buchstaben, Wortkürzung dadurch gesichert; VON · GOTS GNAD(EN) fehlt Breitenbach; Bauer.
  2. Hochmeisterthums Breitenbach; Bauer.
  3. Preussen Breitenbach; Preusen Bauer.
  4. Teutschen Breitenbach; deutschen Bauer.
  5. An nicht mehr präzise zu bestimmender Stelle Unterbrechung des Texts durch die mittlere Helmzier.
  6. in Breitenbach.
  7. 1550 Breitenbach; Bauer.

Anmerkungen

  1. Vgl. HZAN, Gemeinschaftl. Hausarchiv, Nachl. Joseph Albrecht IX. Bü 210 Nr. 24 (Geschichte des Berg-Schlosses Neuhaus, verf. v. Archivar Breitenbach zu Mergentheim 1836) f. 18v: „auf einem Sandsteine“; dort allerdings mit der Jahreszahl 1550. Es handelt sich aber wohl um die vorliegende erhaltene Wappentafel. Möglicherweise war in unmittelbarer Nähe der Tafel eine Bauzahl 1550 angebracht (vgl. Anm. 4), was die Verwechslung durch Breitenbach erklären könnte. Breitenbachs Überlieferung muß auf einer älteren Fassung desselben Autors beruhen, von der auch die Beschreibung und Textwiedergabe Bauers (wie unten) abhängt; vgl. Gottschalck, Ritterburgen 6, 161, wo als Quelle Bauers u. a. „mehre (!) Handschriften aus der reichen Sammlung des … P. A. Breitenbach“ angegeben sind.
  2. Dort Textwiedergabe in Minuskeln.
  3. Durch Hochmeisterkreuz quadriert, 1. Deutscher Orden, 2/3. Schutzbar gen. Milchling, 4. Ellwangen; Helmzier Mitte: Hochmeister, rechts: Deutscher Orden, links: Schutzbar gen. Milchling; Schildhalter: 2 Löwen mit untergeschlagenem Schwanz.
  4. Vgl. nr. 159. Nicht finden konnte ich die in der älteren Literatur erwähnten Bauzahlen von 1550 an der inneren Schloßmauer (Schönhuth, Burgen … Württembergs, 2. Aufl., I 39), von 1551 im Graben rechts vom Tor (OAB Mergentheim 593) und von 1557 „an einem Stein im Hof“ (ebd.). Auch ein nicht näher datierter Stein in der Ringmauer links vom Tor mit „zur Unleserlichkeit verwitterte(r) Inschrift in Minuskeln“ (ebd.) ist offenbar verschwunden.
  5. OAB Mergentheim 598.

Nachweise

  1. Christian Friedrich Bauer, Südwest-Frankens Ritterburgen (WLB, Cod. hist. F 687), fol. 160r.
  2. Gottschalck, Ritterburgen 6, 160 (Verf.: C. F. Bauer).
  3. Breitenbach, Geschichte des Berg-Schlosses Neuhaus, 1836 (HZAN, Gemeinschaftl. Hausarchiv, Nachl. Joseph Albrecht IX. Bü 210 Nr. 24), fol. 18v.
  4. OAB Mergentheim 593.
  5. Sambeth, Bilder aus der Geschichte 80 (fälschlich zu 1550).
  6. Hessler, 296 Burgen 210 (nur erwähnt).
  7. Löschel, Bad Mergentheim 21949, 58 (nur erwähnt).
  8. Drös, Mittelalterl. u. frühneuzeitl. Inschriften 32.

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 158 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0015805.