Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)
Nr. 127 Neuses (Gde. Igersheim), kath. Pfarrkirche St. Antonius 1. V. 16. Jh., 1619
Beschreibung
Gesticktes Kaselkreuz. Herkunft unbekannt; vielleicht schon 1710 in die seinerzeit als Filial von Igersheim neu errichtete Kapelle gestiftet1. Kasel und Trägerstoff des Kaselkreuzes neu. Der alte, 1866 noch teilweise erhaltene Grund des Kreuzes, dessen Arme schräg nach oben wiesen, war mit einem Wolkenmuster aus spiralförmig gelegten und überstickten Goldfäden bedeckt2. Das neue Kreuz aus blauviolettem Damast hat waagerechte Arme. Aufgestickt sind ein Astkreuz mit Kruzifixus sowie über dem Kreuz und an den beiden Enden des Kreuzbalkens drei Engel mit Leidenswerkzeugen. Die Engel sind in plastischer Reliefstickerei ausgeführt; der obere trägt ein Kreuz mit Titulus (A) in geschwungenem Schriftband. Die Figur des Gekreuzigten ist nicht mehr die ursprüngliche; sie ist nicht in Relief ausgeführt, sondern besteht aus weißem aufgenähtem Seidenstoff, auf den Umrißzeichnung und Haare aufgestickt, die Schattenschraffuren des Körpers lediglich aufgemalt sind. Gleichzeitig wurde zu Füßen des Heilands das in gleicher Technik gefertigte Schweißtuch Christi appliziert und am oberen Kreuzende ein Schriftband mit Kreuztitulus (B), am Fuß des Kreuzes ein Wappenschild mit Beischrift im Spruchband (C) aufgenäht. Die Inschriften sind mit schwarzem Faden in Spaltstich aufgestickt.
Maße: H. 106, B. 62, Bu. 0,4 (A), 1,0 (B), 0,6 cm (C).
Schriftart(en): Kapitalis.
- A
INRI
- B
· INRI ·
- C
16 / H(ans) · H(einrich) · V(on) · E(hrenberg) / 19
Ehrenberg. |
Anmerkungen
- „So will die Sage“; vgl. Alte Reliefstickereien (wie unten) 43.
- Ebd.
- Vgl. Biedermann, Ottenwald, tab. CCCLXXV.
Nachweise
- Alte Reliefstickereien aus der Kuratiekirche von Neuseß, bei Mergentheim, in: Kirchenschmuck 10 (1866) H. 2, 43–45, Abb. in Beilage.
- Keppler 229 (nur erwähnt).
Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 127 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0012700.
Kommentar
Die erst nachträglich 1619 anläßlich einer Renovierung oder Neustiftung der Kasel angebrachten Inschriften (B) und (C) sind ausgesprochen dünnstrichig ausgeführt und weisen nur kurze, rechtwinklig angesetzte Sporen auf. Der Stifter war nach Ausweis der Initialen Hans Heinrich der Junge von Ehrenberg (1580–1647), Sohn Hans Heinrichs des Alten († 1611) und Bruder des Würzburger Domherrn und späteren Fürstbischofs Philipp Adolf von Ehrenberg3. Anlaß und Adressat der Stiftung lassen sich nicht mehr feststellen. Da eine ursprüngliche Bestimmung für eine Kirche des Bearbeitungsgebiets zumindest nicht ausgeschlossen werden kann, wurden die Inschriften hier aufgenommen.