Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)
Nr. 124 Markelsheim (Stadt Bad Mergentheim), Glockenturm auf dem Engelberg 1522
Beschreibung
Glocke aus der Nürnberger Gießhütte Sebald Beheims d. Ä. Im Glockenstuhl1. Schulterinschrift zwischen Fries aus flachen, sich dreifach überschneidenden und in Blüten und dreiteiligen Blättern endenden Bögen und Fries aus hängenden Trauben und Weinblättern; extrem weite Wortabstände. Auf der Flanke Reliefs des hl. Martin (stehend, den Mantel teilend) und des hl. Petrus.
Maße: H. (o. Krone) 86, Dm. 117, Bu. 4,6 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
· o · crvx · ave · spes · vnica2) · 1522
Übersetzung:
O Kreuz, sei gegrüßt, einzige Hoffnung.
Versmaß: Akatalektischer jambischer Dimeter.
Anmerkungen
- Der Dt. Glockenatlas Württ./Hohenzollern nr. 1003 gibt fälschlicherweise die kath. Pfarrkirche St. Kilian als Standort an. Tatsächlich hing die Glocke aber stets in dem freistehenden Glockenturm bei der Bergkirche St. Margareta (freundlicher Hinweis von Herrn Pfarrer Fritz, Markelsheim). Zu den Glocken aus St. Kilian vgl. nr. 60.
- Beginn der 6. Strophe des berühmten Hymnus Vexilla Regis; zugleich Beginn eines 10strophigen Hymnus, überliefert in einer Handschrift des 14. Jahrhunderts (AH 46, 106 nr. 64) sowie eines 3strophigen, in Handschriften des 13. Jahrhunderts überlieferten Liedes (AH 21, 22 nr. 15).
- Dt. Glockenatlas Mittelfranken nr. 1017; dort auch bereits der Hinweis auf die falsche Zuschreibung der Markelsheimer Glocke an Hans Rosenhart gen. Glockengießer in Dt. Glockenatlas Württ./Hohenzollern 74, nr. 1003. Zu den Stilmerkmalen der Beheim-Glocken vgl. Dt. Glockenatlas Mittelfranken 34–36.
Nachweise
- OAB Mergentheim 622.
- Keppler 228.
- Dt. Glockenatlas Württ./Hohenzollern nr. 1003.
- Drös, Mittelalterl. u. frühneuzeitl. Inschriften 32, 34 (m. Abb.).
Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 124 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0012409.
Kommentar
Als Worttrenner wechseln sechsstrahlige Sterne, Rosetten und Glöckchen ab. Schrift und übrige Glockenzier sichern die Zuweisung an die Nürnberger Gießhütte. Besonders auffällig ist die tief gespaltene und weit aufgespreizte Unterlänge des p. Das Weinlaubfries ist in derselben Form auf einer ebenfalls unbezeichneten, aber durch einen erhaltenen Vertrag für Beheim gesicherten Glocke in Weißenkirchberg (Lkr. Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim) von 1521 verwendet3.