Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)
Nr. 84 Laudenbach (Stadt Weikersheim), Schloß 4. V. 15. Jh.
Beschreibung
Spitzbogenportal mit Marienanrufung. Im 2. Obergeschoß, Durchgang zum ehem. „Rittersaal“1. Sandstein; Kanten abgefast. Auf der Stirnseite des Bogenscheitelsteins eine in zwei Zeilen eingehauene Inschrift, die sich mit einem Wort auf dem rechts anschließenden Werkstück fortsetzt. Mit hellgelber Farbe gestrichen.
Maße: H. (nur Scheitelstein) 33, B. 43, T. 28, Bu. 7,5–8,0 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
mariaa) bit ḍị/nb) ṣụnc) fur // unsa)2)
Textkritischer Apparat
- maria vincat olim et nunc OAB Mergentheim; Schneider.
- d unten rechts mit Brechung nach rechts; allenfalls zusammen mit der folgenden Haste als Nexus litterarum von d und v zu lesen, was aber keinen Sinn ergibt.
- Lesung ganz unsicher; vielleicht auch kin, was aber als Schreibweise für kind/kint kaum denkbar ist. Bei der hier vorgeschlagenen Lesung hätte das u einen verkürzten linken Schaft, und das darübergesetzte Quadrangel wäre als Fahne des Schaft-s aufzufassen (Steinmetzfehler?).
Anmerkungen
- Für die Möglichkeit der Inschriftenaufnahme danke ich Herrn Dr. Gerhard Hoffmann-Becking, Erfurt/Laudenbach, herzlich.
- Vgl. als Beispiel für ähnliche Marienanrufungen mit Bitte um Fürbitte u. a. den Vers „Bit vor uns dein liebes kint“ in einem Lobgesang auf die hl. Jungfrau Maria aus dem frühen 15. Jahrhundert: Hoffmann von Fallersleben, Geschichte des deutschen Kirchenliedes bis auf Luthers Zeit, 3. Ausg., Hannover 1861, 162 Nr. 63.
- Vgl. Anm. c.
- Schneider, Wallfahrt Laudenbach 23: „… wohl anläßlich einer Renovierung 1576 oder 1584“.
Nachweise
- OAB Mergentheim 607.
- Schneider, Wallfahrt Laudenbach 23.
- Drös, Mittelalterl. u. frühneuzeitl. Inschriften 17f. (m. Abb.).
Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 84 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0008400.
Kommentar
Die Schriftformen der gotischen Minuskel weisen in das späte 15. Jahrhundert. Die etwas unbeholfene Ausformung der Buchstaben, vor allem des a, erinnert an die Bauinschrift der Herren von Finsterlohr von 1476 am Weikersheimer Torturm in Laudenbach (nr. 62), vielleicht war hier derselbe Steinmetz am Werk. Die bisherige Lesung der Inschrift als maria vincat olim et nunc, mithin als Devise des Würzburger Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn3, und folglich ihr um etwa hundert Jahre zu später zeitlicher Ansatz4, sind nicht haltbar. Die Inschrift könnte ein Hinweis auf Baumaßnahmen der Finsterlohr am Schloß im ausgehenden 15. Jahrhundert sein.