Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)
Nr. 60 Markelsheim (Stadt Bad Mergentheim), Friedhof 2. D. 15. Jh.
Beschreibung
Ave-Maria-Glocke. Kleinere von zwei Glocken im Glockengerüst neben der Leichenhalle1; aus dem Turm der 1972 abgebrochenen kath. Pfarrkirche St. Kilian. Schulterinschrift, oben gerahmt von einem mit Zinnen besetzten Zwillingssteg, unten von einem Rundbogenfries mit eingestellten Dreipaßbögen und hängenden Kreuzblumen.
Maße: H. (o. Krone) ca. 35, Dm. ca. 40, Bu. ca. 1,5 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
+a) ave · maria · gracia · plena · do(minus)b)2)
Übersetzung:
Gegrüßt seist du, Maria, Gnadenvolle, der Herr (ist mit dir).
Textkritischer Apparat
- Perlenendiges schmales Tatzenkreuz, in den Winkeln mit Perlen besetzt.
- Kein Kürzungszeichen; Abbruch der Inschrift aus Platzmangel.
Anmerkungen
- Den Hinweis auf die Glocke verdanke ich Herrn Georg Schmitt, Markelsheim. Die größere Glocke, die der Form nach noch aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts stammen könnte, trägt keine Inschrift.
- Beginn des Ave Maria; vgl. Lc 1, 28.
- Vgl. Dt. Glockenatlas Württ./Hohenzollern 51.
- Vgl. Dt. Glockenatlas Mittelfranken 29.
Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 60 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0006000.
Kommentar
Als Worttrenner sind Glöckchen gesetzt. Sowohl das Mariengruß-Formular als auch die Schriftformen und die übrige Glockenzier erweisen die Glocke als ein Werk des ab 1438 bis 1453/54 nachweisbaren Nürnberger Gießers Konrad Gnoczhamer oder seiner Nachfolger3. Da zur Markierung des Inschriftbeginns noch das Invokationskreuz erscheint und noch nicht die ab 1462 verwendeten Muttergottes- bzw. Kreuzigungsgruppenreliefs4, läßt sich die Glocke mit einiger Wahrscheinlichkeit in das mittlere Jahrhundertdrittel datieren.