Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 34 Münster (Stadt Creglingen), ev. Pfarrkirche (Allerheiligen) 2. H. 14. Jh.

Beschreibung

Glocke des Gießers Magister Albuertus. Im Glockenstuhl des spätromanischen Chorturms. Schulterinschrift (A) zwischen einfachem oberen und doppeltem unteren Schnursteg; der innere der beiden unteren Stege ist am Beginn der Inschrift nach oben gezogen und an einigen Stellen unterbrochen (Gußfehler). Auf der Flanke drei gleiche gegiebelte Plaketten mit der Kreuzigungsgruppe, am oberen Kreuzbalken jeweils ein schräg geschwungenes Schriftband mit Kreuztitulus (B, C, D); am Schlag Weinblattrankenfries zwischen kräftigen halbrunden Stegen, dreimal unterbrochen durch Inschrift (E). Geflickter Riß an der Flanke.

Maße: H. (o. Krone) 77, Dm. 97, Bu. 3,0–3,3 (A), 0,3 (B–D), 2,7 cm (E).

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/11]

  1. A

    LVCAS · MARCVS · IOHANNES ATHEVSa) ·b) I(ESVS) · N(AZARENVS) · R(EX) · I(VDEORVM)1) · MAGISTER · ALBVERTVS · SANTA MARIA

  2. B, C, D 

    INRI

  3. E

    BALTHASAR // MELCHIORCc) // CAPARa)

Übersetzung:

Jesus von Nazareth, König der Juden.

Kommentar

Als Worttrenner sind Rosetten gesetzt. Der Gießer Magister Albuertus ist bislang anderweitig nicht nachweisbar. Die gotische Majuskel weist kräftige, teilweise spitz ausgezogene Bogenschwellungen auf. T hat auffällig breite und weit herabreichende dreieckige Balkensporen, die den Deckbalken gleichsam ersetzen. Mit Ausnahme der breiten G, T und V haben die Buchstaben schlanke Proportionen (annähernd 2:1). Die Schäfte von I, B und R sind mit Nodus bzw. Halbnodus verziert. Diese Schriftmerkmale bestimmen die zeitliche Einordnung der Glocke2. Für die Schlaginschrift sind kleinere Buchstabenmodel verwendet worden, die Schriftformen entsprechen weitgehend denen in Inschrift (A); T ist aber deutlich schmaler. Eine weitere erhaltene Glocke des 14. Jahrhunderts in Münster trägt keine Inschrift3, eine dritte, wohl ältere Glocke (nr. 7†) ist nicht erhalten.

Von den Namen der zu den Wetterheiligen zählenden hl. Drei Könige versprach man sich ebenso apotropäische Kraft wie von den Evangelistennamen und dem Kreuztitulus4.

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Worttrenner unvollständig abgeformt.
  3. Sic! Offenbar wurde der Name CASPAR zunächst direkt angefügt, der Fehler aber noch bemerkt; der Anfangsbuchstabe blieb allerdings versehentlich stehen.

Anmerkungen

  1. Io 19, 19.
  2. So schon Dt. Glockenatlas Württ./Hohenzollern nr. 1013.
  3. Ebd. nr. 1012.
  4. Vgl. u. a. Otte, Glockenkunde 123f.

Nachweise

  1. OAB Mergentheim 631.
  2. Keppler 229.
  3. Pfarrbeschreibung für die Pfarrei Münster 1905 (LKA, A 29, 2969), 63.
  4. Glockenbeschlagnahme 1917 OA Mergentheim (LKA, A 26, 1483,3).
  5. Dt. Glockenatlas Württ./Hohenzollern nr. 1013, Abb. 129.
  6. W. A. Schulze, Wetterglocken und Dreikönigsglocken in Württemberg-Hohenzollern, in: Bll. f. württ. Kirchengeschichte 82 (1982) 329–342, hier: 340.

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 34 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0003400.