Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 5† Bad Mergentheim, Mariahilfkapelle 2. H. 13. Jh.?

Beschreibung

Glocke eines Gießers Konrad. Ursprünglich im Turm der Stadtpfarrkirche, dort 1880 die viertgrößte Glocke eines fünfteiligen Geläutes; zu unbekanntem Zeitpunkt im ausgehenden 19. oder frühen 20. Jahrhundert in die Mariahilfkapelle verbracht1. Verlustumstände und -zeitpunkt sowie Ausführung unbekannt.

Wortlaut nach OAB Mergentheim2.

Maße: Gewicht 190 kg.3

  1. CONRADUS ME FECITCHRISTUSa) VINCIT CHRISTUSa) REGNAT CHRISTUSa) IMPERAT

Übersetzung:

Konrad hat mich gemacht. Christus siegt, Christus ist König, Christus ist Kaiser.

Kommentar

Die Glocke ist sicherlich gleichzeitig mit der – ebenfalls verlorenen – Mergentheimer Marienglocke desselben Gießers entstanden (nr. 4†). Das Formular ist Bestandteil der Herrscherlaudes, die ab dem 12. Jahrhundert Aufnahme in die Krönungsordines fanden4. Dieselbe Formel findet sich auf einer 1256 gegossenen Glocke in Endingen (Lkr. Emmendingen)5. Eine verlorene undatierte Majuskelglocke in Dettingen an der Erms (Lkr. Reutlingen) trug den Spruch kombiniert mit den vier Evangelistennamen6.

Textkritischer Apparat

  1. Cristus Keppler.

Anmerkungen

  1. Dort 1917 nachgewiesen: Kath. PfA Mergentheim, 130,7: Ablieferung der Kirchenglocken 1917.
  2. Dort Wiedergabe in Minuskelschrift.
  3. Nach den Akten im Pfarrarchiv, vgl. Anm. 1.
  4. Vgl. Die Ordines für die Weihe und Krönung des Kaisers und der Kaiserin, hg. v. Reinhard Elze (MGH Fontes 9), Hannover 1960, Einl. XXXI, 28 (Ordo XI) und 46 (Ordo XIV); Ernst H. Kantorowicz, Laudes Regiae. A study in liturgical acclamations and medieval ruler worship (Univ. of California Publications in History 33), Berkeley Los Angeles 1946, ND 1974, bes. 1–12; Bernhard Opfermann, Die liturgischen Herrscherakklamationen im Sacrum Imperium des Mittelalters, Weimar 1953; Reinhard Elze, Die Herrscherlaudes im Mittelalter, in: ZRG KA 40 (1954) 201–223.
  5. Dt. Glockenatlas Baden nr. 596. Vgl. ferner eine Glocke des frühen 13. Jh. (?) in Barnstädt (Lkr. Merseburg-Querfurt): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Querfurt, bearb. v. Heinrich Bergner (Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen 27), Halle a. d. S. 1909, 41f.
  6. Otte, Glockenkunde 123 Anm. 1.

Nachweise

  1. OAB Mergentheim 326.
  2. Löffelholz v. Kolberg, Beitrag 215.
  3. Keppler 221.

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 5† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0000509.