Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 109 Bad Mergentheim, kath. Kapelle St. Wolfgang 1511

Beschreibung

Wand- und Gewölbemalereien mit Datierung. Al secco. I. An den Schnittpunkten der Rippen des Sterngewölbes als Umrahmung zum Teil aufwendige Pflanzenmalereien; im südöstlichen Gewölbefeld des Chorhaupts in schwarzer Farbe aufgemalte Jahreszahl (A); über dem Ostfenster Auge Gottes. Am Schnittpunkt der Rippen des Chorhaupts sowie im westlich anschließenden Gewölbefeld je ein Wappenstein mit nach Osten gerichtetem Schild; drei weitere, nach Westen ausgerichtete Wappenschilde am zentralen Schlußstein des westlichen Gewölbesterns sowie rechts und links daneben in den Gewölbefeldern. Alle Wappen mit falscher Farbfassung. II. An der Innenseite der Chorbogenwand über dem Spitzbogen aufgemaltes Schweißtuch Christi, darunter im Bogenscheitel die mit schwarzer Farbe aufgemalte Jahreszahl (B); aufgemalte Quaderung des Chorbogens. Inschrift (B) verblaßt.

Maße: Zi. ca. 11–16 (A), ca. 10–13 cm (B).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. A

    1511 ·

  2. B

    · 1511

Wappen:
Deutscher Orden/Emershofen (?)1, Deutscher Orden/Rodenstein2; in der Mitte: Deutscher Orden/Nothaft von Hohenburg3;
rechts: Deutscher Orden/Liebenstein4; links: Deutscher Orden/Heusenstamm (?)5.

Kommentar

Die Ziffern der Jahreszahl (A) sind sorgfältig ausgeführt, alle Ziffernelemente sind an einer Seite von einer parallel laufenden feinen Zierlinie begleitet, die erste 1 weist als zusätzliche Verzierung eine kurze Zackenleiste vorn am oberen Teil des Schafts auf. Die beiden Jahreszahlen dokumentieren den Abschluß der Arbeiten im Innern der 1510 errichteten Kapelle (vgl. nr. 107).

Anmerkungen

  1. Deutscher Orden, belegt mit Herzschild (Balken oder 2mal geteilt); vielleicht für Stephan von Emershofen, 1492–1500 Hauskomtur zu Mergentheim und 1511–1520 Hauskomtur zu Regensburg; vgl. Weiß, Ballei Franken 477.
  2. Deutscher Orden, belegt mit Herzschild Rodenstein; vermutlich für Georg von Rodenstein, 1513 Überreiter und 1521 Hauskomtur zu Mergentheim. Dieselbe Kombination von Ordenswappen und Familienwappen des Ritters auch bei den folgenden Wappen. Nach Breitenbach, Beschreibung der Sankt Wolfgangs Kapelle dahier, 1857 (StAL, B 236 Bü 38), fol. 3v, war Rodenstein bereits 1510 Überreiter.
  3. Flug; vermutlich für Johann von Nothaft, 1510–1515 Komtur zu Mergentheim. Zum Todesjahr 1515 vgl. Hartmann, Komture Mergentheim 45f.
  4. 3 mal geteilt; wohl für Hans von Liebenstein, der 1513 als Hauskomtur zu Mergentheim genannt wird; vgl. Weiß, Ballei Franken 450. Nach Breitenbach (wie Anm. 2) war er von 1510 bis 1518 Hauskomtur.
  5. Drei Spitzen; vermutlich für (Georg) Philipp von Heusenstamm, 1513 Überreiter zu Mergentheim. Nach Breitenbach (wie Anm. 2) war er Trappierer, 1510 auch Küchenmeister und Baumeister zu Mergentheim.

Nachweise

  1. Gräter/Fuchs, Hohenlohe 177 Abb. 120.

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 109 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0010909.