Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 379 Friesach (Kärnten, Pol. Bez. St. Veit), Deutschordenskirche St. Blasius 1607

Beschreibung

Aufschwörschild des Deutschordensritters Adam Freiherr zu Wolkenstein und Trostburg. Innen an der Südwand unter der Orgelempore. Aus der Deutschordenskirche in Mergentheim; zu unbekanntem Zeitpunkt, wohl durch die Sammeltätigkeit des Ratsgebietigers des Deutschen Ordens Eduard Gaston Graf von Pettenegg (1847–1918) nach Friesach gelangt1. Runde Holzscheibe. Im Feld ein aufgemaltes Vollwappen mit zwei Helmen. Die in schwarzer Farbe aufgemalte Umschrift wird außen von einer Kordelleiste, zum Feld hin von einem Perlstab gerahmt; beide Leisten geschnitzt und vergoldet. Das Ende der Inschrift ist aus Platzmangel dreizeilig und in deutlich kleinerem Schriftgrad ausgeführt. Wappenmalerei stellenweise stark verblaßt, Inschrift offenbar restauriert.

Maße: Dm. 52, Bu. 3,5 bzw. 1,2 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© Landesmuseum für Kärnten Klagenfurt (Foto: U. P. Schwarz) [1/1]

  1. An(n)o 1607 · den · 23 tag · apilisa) ist der wolgebohrne Herr · Herr Adam Freÿherr Zu Wolckensteinb) Vnd Trostburg in / denn Ritterlichen / Teuschen orden kom(men)

Wappen:
Wolkenstein2.

Kommentar

Adam von Wolkenstein-Trostburg entstammt einem alten Tiroler Adelsgeschlecht. Er ist 1583 geboren, seine Eltern waren Melchior Hannibal von Wolkenstein-Trostburg († 1596) und Eleonora Truchsessin von Waldburg3. Im Gefolge von Hoch- und Deutschmeister Erzherzog Maximilian und von dessen Statthalter in Mergentheim, dem krainischen Landadligen Marquart Freiherr von Eck und Hungersbach, kam Adam von Wolkenstein nach Mergentheim, wo er 1606 seine Probezeit absolvierte4. Noch während dieser Zeit verwandten sich der Hochmeister und Eck für Wolkenstein, um ihm die Stelle eines Kammergerichtspräsidenten in Speyer zu verschaffen, was allerdings scheiterte5. Am 23. April 1607 wurde er dann, wie auch die vorliegende Inschrift bekundet, in Mergentheim in den Orden aufgenommen. Von 1607 bis 1609 leistete er Kriegsdienst in Malta auf den Galeeren des toskanischen St. Stephans-Ordens6. Nach seiner Rückkehr wurde er Kämmerer Erzherzog Maximilians, nach dessen Tod 1618 Kämmerer von dessen Nachfolger Erzherzog Karl und 1625 kaiserlicher Kämmerer. Im selben Jahr verlieh Kaiser Ferdinand II. ihm und seinen drei Brüdern das Prädikat „Wohlgeboren“7, das Adam freilich auch schon zuvor auf dem Aufschwörschild führte. Seit 1610 war er Komtur von Würzburg, 1618–27 von Donauwörth. 1611 unternahm er eine Pilgerfahrt nach Loreto und Rom8. Als er 1635 in Hall in Tirol sein Testament ausstellte, urkundete er als Ratsgebietiger der Ballei Franken und Komtur von Heilbronn9. Letzteres Amt übte er von 1635 bis 1649 aus10.

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Danach dreizeilige Fortsetzung der Inschrift.

Anmerkungen

  1. Zu einem weiteren offenbar aus Mergentheim stammenden Aufschwörschild vgl. nr. 441. Außerdem erwarb Pettenegg aus Mergentheim acht Amtsschilde von Hauskomturen und anderen Ordensfunktionären aus dem 18. Jahrhundert. Die Behauptung von Elisabeth Reichmann-Endres, Die Deutschordenskirche in Friesach. Kärnten (Schnell Kunstführer 1177), München Zürich 1979, 16, 18, daß „die überwiegende Anzahl“ der Friesacher Aufschwörschilde „aus … dem Deutschordensschloß Bad Mergentheim“ stamme, kann allerdings nicht bestätigt werden. Vielmehr deutet bei den meisten nicht aus Österreich stammenden Schilden des 16. und 17. Jahrhunderts vieles auf eine Herkunft aus der Deutschordenskommende Frankfurt-Sachsenhausen hin. Ich verdanke die ausführliche Dokumentation der Friesacher Aufschwör- und Amtsschilde der freundlich gewährten Hilfe des Bearbeiters der Kärntner Inschriften, Herrn Dr. Friedrich W. Leitner, Klagenfurt.
  2. Quadriert von Wolkenstein (im Wolkenschnitt silber-rot schräggeteilt) und Villanders von Pradell (hier über rotem Schildfuß in Blau 2 1/2 statt 3 silberne Spitzen); Helmzierden: rechts: über Helmkrone 2 rote Büffelhörner mit Pfauenspiegeln bestecktem Kamm, die Mundöffnungen mit je 3 Pfauenfedern besteckt, zwischen den Hörnern ein mit 3 silbernen Straußenfedern besteckter rot umflochtener silberner Schanzkorb; links: zwischen silbernem Hirschgeweih ein hoher roter (statt blauer) Spitzhut mit goldenem, mit 3 schwarzen Straußenfedern bestecktem Knopf; vgl. Siebmacher OÖ 661–664 Taf. 132f.
  3. Vgl. Const[antin] von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, 58. Thl., Wien 1889, Stammtaf. I nach 54. Adam ist dort als „Michael Adam“ aufgeführt.
  4. Alle Daten im Folgenden, soweit nicht anders vermerkt, nach Noflatscher, Maximilian 249 Anm. 21.
  5. Ebd. 270.
  6. Ebd.
  7. Siebmacher OÖ 663.
  8. Noflatscher, Maximilian 273 Anm. 177.
  9. Ebd.
  10. Diefenbacher, Territorienbildung 470.

Nachweise

  1. Künftig: DI Kärnten 2: St. Veit (in Vorbereitung).

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 379 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0037901.