Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 345 Reinsbronn (Stadt Creglingen), ev. Pfarrkirche E. 16./A. 17. Jh.

Beschreibung

Fragment eines Epitaphs. Im östlichen Vorraum der 1852 neu erbauten Kirche, an der Westwand angebracht. Es handelt sich wohl um eines der „ziemlich verdorbene(n) Grabmäler“, die aus der Vorgängerkirche stammen und sich um 1880 auf dem außerhalb des Orts angelegten Friedhof befanden1. Querrechteckige Platte aus grauem Sandstein. In einem Rundbogenfeld Relief der Auferstehung Christi, in der abgeschrägten Bogenlaibung eingehauener Bibelspruch; links und rechts in Muschelnischen Adam und Eva; darüber in den Bogenzwickeln zwei Putti mit Fackeln oder Posaunen (?). Stark verwittert, Figuren verstümmelt; Reste einer dicken hellgelben Tünche, durch die die Schrift stellenweise fast ganz überdeckt ist.

Maße: H. 87,5, B. 97,5, Bu. 2,7 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. Wie Sie in Adam / Alle Sterben Also Werden Sie in Christo aḷḷ lebendig gemacht / Werden · 1 · Corinth · 15 ·2)

Kommentar

Das Fragment war vermutlich Teil der Bekrönung eines größeren Epitaphs3. Für die Anordnung der Figuren von Adam und Eva in Muschelnischen zu beiden Seiten eines Auferstehungsreliefs im Rundbogenfeld hat vermutlich das Epitaph Friedrich Zeisolfs von Rosenberg und der Anna von der Kere von 1576 in Niederstetten (nr. 226) die Vorlage geliefert. Auch die Putti erscheinen dort, allerdings in den Bogenzwickeln des Hauptgeschosses. Den Schriftformen nach handelt es sich bei dem Reinsbronner Fragment um eine Arbeit der Niklas-Werkstatt.

Anmerkungen

  1. OAB Mergentheim 688f. Ein weiteres, inschriftloses Fragment aus der Zeit um 1600 befindet sich jetzt ebenfalls im Vorraum der Kirche (Südwand). Es zeigt in halbhohem Relief ein betendes Mädchen mit geflochtenem Haarkranz in einer flach eingetieften Rundbogennische mit Roll- und Beschlagwerkrahmen; Bekrönung und Sockel fehlen, eine Zuschreibung ist nicht möglich.
  2. 1 Ko 15, 22.
  3. Schönhuth, Creglingen u. seine Umgebungen 169 erwähnt 1844 ein damals am Eingang zum Turm der alten Reinsbronner Kirche aufgestelltes Epitaph für die 1603 verstorbene Frau eines „Betlingischen“ (so statt Berlingischen=Berlichingischen) „Vormund-Vogts zu Röttingen“, ohne den Wortlaut der Inschrift(en) wiederzugeben. Vielleicht gehörte das vorliegende Fragment zu diesem Grabmal.

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 345 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0034508.