Inschriftenkatalog: Lüneburger Klöster

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 76: Lüneburger Klöster (2009)

Nr. 122† Kloster Medingen 1562

Beschreibung

Grabplatte des Pastors Johannes Linde. Über die Lage der Grabplatte in der alten Kirche macht Gebhardi keine Angaben. Im Innenfeld oben der Verstorbene im Brustbild ausgehauen, d. h. im Relief, darunter eine Tafel mit Sprüchen, die Gebhardi nicht wiedergibt, auf der Rahmenleiste umlaufend die Inschrift.1)

Inschrift nach Gebhardi.

  1. Anno d(omi)ni 1562 Die decimoquinto mensis aprilis venerabilis Dominus Johannes Linden hujus praepositurae Pastor in Christo pie obdormivit

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1562 am 15. Tag des Monats April ist der ehrwürdige Herr Johannes Linde, Pastor dieser Propstei, fromm in Christus entschlafen.

Kommentar

Johannes Linde stammte aus Weimar und hatte sich im Februar 1548 an der Universität Wittenberg immatrikuliert.2) Im Juni 1553 baten die Äbtissin Margaretha Stöterogge (vgl. Nr. 125) und der Konvent die Regierung in Celle darum, den Pastor Bierwirt, mit dem man höchst unzufrieden war, absetzen und das Amt mit dem Uelzener Pastor Johannes Linde besetzen zu dürfen.3) Dem Schreiben ist zu entnehmen, daß der offenbar nicht sonderlich diplomatische Bierwirt den Konventualinnen in drastischster Form gedroht hatte, sie würden dem sathan mit lyve und zele hennegeven, wenn sie sich nicht unverzüglich und vollständig dem lutherischen Bekenntnis zuwendeten. Das Schreiben dokumentiert zugleich anschaulich die sich langsam durchsetzende Reformation im Kloster, denn der Konvent berichtete, man habe Linde gebeten, in Medingen den Gottesdienst zu halten, dieser habe aber Anstoß daran genommen, sacramentum under ener gestolt tho ministrerende. Da man sonst aber sehr angetan von Linde war, signalisierte der Konvent seine Bereitschaft, das Abendmahl in beiderlei Gestalt anzunehmen, bat jedoch zugleich missam, introitum, kyrieleyßon, gloria in excelsis, prefationem uns in Latino wyllet singen laten. Die Berufung Johann Lindes zum Medinger Pastor wurde von der Regierung im Frühjahr 1554 genehmigt.4)

Anmerkungen

  1. Gebhardi, Collectanea, Bd. 7 (MS XXIII, 855), p. 629.
  2. Matrikel Wittenberg, Bd. 1, S. 238a,4.
  3. UB Medingen, Nr. 702, S. 676f. Meyer, Pastoren, S. 438–442, verzeichnet unter den Uelzener Geistlichen keinen Johannes Linde.
  4. Ebd., S. 677, Anm. 2.

Nachweise

  1. Gebhardi, Collectanea, Bd. 7 (MS XXIII, 855), p. 629.

Zitierhinweis:
DI 76, Lüneburger Klöster, Nr. 122† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di076g013k0012206.