Inschriftenkatalog: Lüneburger Klöster
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 76: Lüneburger Klöster (2009)
Nr. 17† Kloster Medingen 1355
Beschreibung
Grabplatte des Propstes Ludolf. Die Platte lag im Chor der alten Kirche zwischen Altar und Taufstein.1) Sie war in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts schon stark abgetreten und in drei Teile zerbrochen.2) Im Innenfeld eine Ritzzeichnung des Verstorbenen mit Kelch unter einem von zwei Pfeilern getragenen Baldachin mit Maßwerk. Auf der Rahmenleiste lief die Inschrift um, in den Ecken der Rahmenleiste Ornament.
Inschrift nach der Zeichnung bei Gebhardi.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.
Anno : domini : mccc / LV : o(biit) : in die : bartholomei3) : dominus : ludolp(hus) · / huius : ecclesiea) : p(rae)po/situs · (et) : constructor : a(n)i(m)a ei(us) requiescat : in pace :
Übersetzung:
Im Jahr des Herrn 1355 starb am Bartholomäustag Herr Ludolf, Propst und Erbauer dieser Kirche. Seine Seele ruhe in Frieden.
Textkritischer Apparat
- monasterii Büttner.
Anmerkungen
- Vgl. den Lageplan bei Gebhardi, Collectanea, Bd. 7 (MS XXIII, 855), p. 626, Nr. 44.
- Gebhardi, Collectanea, Bd. 7 (MS XXIII, 855), p. 623 u. 628.
- 24. August.
- Zu seiner Biographie vgl. Lyßmann, Medingen, S. 20–33.
- UB Medingen, Nr. 310.
Nachweise
- Gebhardi, Collectanea, Bd. 7 (MS XXIII, 855), p. 628 (Zeichnung).
- Büttner, Diplomatarium, fol. 4r.
- Lyßmann, Medingen, S. 33.
Zitierhinweis:
DI 76, Lüneburger Klöster, Nr. 17† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di076g013k0001700.
Kommentar
Propst Ludolf war der illegitime Sohn Herzog Ottos von Braunschweig-Lüneburg und der Gertrud von Winsen.4) Als er 1326 als Propst des Klosters Medingen eingesetzt wurde, besaß er bereits ein Kanonikat in Bardowick und eine Präbende an St. Lamberti in Lüneburg. Seine Abkunft ermöglichte es Ludolf, das Kloster besonders zu fördern. Außerdem gelang es ihm, die wohl schon unter seinem Amtsvorgänger Christian geplante Verlegung von Altenmedingen an einen sichereren Ort in die Tat umzusetzen. Im Herbst 1333 erhielt das Kloster die bischöfliche Genehmigung zum Umzug nach Zellensen an der Ilmenau, das seither Medingen genannt wurde. Bereits 1336 konnte der Konvent in das neuerrichtete Kloster einziehen. Dieser Vorgang ist auf den Medinger Tafeln XI und XII dargestellt und kommentiert (vgl. Nr. 58). Propst Ludolf übte sein Amt bis zu seinem Tod im Jahr 1355 aus; wenige Wochen vor seinem Tod verfaßte er sein Testament, das überliefert ist.5)