Inschriftenkatalog: Lüneburger Klöster

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 76: Lüneburger Klöster (2009)

Nr. 116† Kloster Medingen 1546

Beschreibung

Grabplatte des Cordt Kusel. Die Grabplatte lag im Kirchenschiff vor dem Chor.1) Sie trug oben die Inschrift, in der Mitte ein Wappen und unten einen nicht überlieferten Spruch.2)

Inschrift nach Gebhardi.

  1. Anno d(omi)ni Mcccccxlvia) feria tertia post Visitationis Marie3) honestus vir Cordt Kusel huius praepositurae previsor in Christo obdormivit

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1546 am Dienstag nach Mariae Heimsuchung ist der ehrbare Mann Cordt Kusel, Verwalter dieser Propstei, in Christus entschlafen.

Wappen:
Kusel4)

Kommentar

Cordt Kusel übernahm 1535 die Stelle des Hauptmanns in Wienhausen von Thomas von Göhrden, der das Amt wegen der ständigen Auseinandersetzungen mit dem am katholischen Bekenntnis festhaltenden Konvent aufgegeben hatte. Nach Lyßmann führte Kusel nicht den Titel ‚Hauptmann‘, sondern bezeichnete sich selbst wie auf der Grabplatte als Propsteiverwalter. Die conventualinnen unsers Closters aber haben ihn insgemein nur ‚den Schriver Cord‘ geheissen.5) Auch Kusels Amtszeit war von der Auseinandersetzung mit dem Konvent geprägt und von dem zunehmend kritischer werdenden Verhältnis zwischen dem Landesherrn Herzog Ernst und den Konventualinnen.6) Kusel mußte im Auftrag des Herzogs verschiedene Klostergebäude abbrechen lassen und wurde von diesem im August 1542 angewiesen, die Konventualinnen in eine Art Isolationshaft zu nehmen, um sie zur Durchführung der Reformation zu zwingen: Wie wol wir de jungkfrauwen unsers closters Medingen nun etliche jar her selbs ermant und ermanen lassen, das sie das selichmachende wordt gottes mit ernstlichen fleiß horen ... so vermerken wir doch, das sie solichs nicht thun, sonder van tagen zu tagen halstarriger werden und darzu, dat eine ßwere sunde ist, gottes wort vorachten. Dieweil wir nun ihnen in solicher vorachtung nicht lenger zusehen konnen ... so wollen wir an dich gnedichlich gesonnen haben, du wollest de doer vor dem closter zuschlussen und niemans an sie kamen lassen, auch kein briff hineinzubringen gestatten, darmit sie ein mal zu gehorsam gebracht werden.7) Auch diese Maßnahme, wenn sie denn überhaupt durchgeführt wurde, blieb ohne Erfolg. Cordt Kusel, der laut Lyßmann durch einen unglücklichen Schuß sein Leben verlor,8) erlebte die erst 1554 erfolgte Durchführung der Reformation im Kloster Medingen nicht mehr.

Textkritischer Apparat

  1. xliii Gebhardi. Lyßmann, Medingen, S. 152, gibt als Todesjahr Kusels sicher zutreffend 1546 an.

Anmerkungen

  1. Vgl. den Lageplan bei Gebhardi, Collectanea, Bd. 7 (MS XXIII, 855), p. 626, Nr. 25.
  2. Gebhardi, Collectanea, Bd. 7 (MS XXIII, 855), p. 629.
  3. 6. Juli. Lyßmann, Medingen, S. 152, gibt als Todestag den 2. Juli an.
  4. Wappen Kusel (drei Blumen, 2:1).
  5. Lyßmann, Medingen, S. 143.
  6. Ebd., S. 143–152.
  7. UB Medingen, Nr. 695, S. 668.
  8. Lyßmann, Medingen, S. 152.

Nachweise

  1. Gebhardi, Collectanea, Bd. 7 (MS XXIII, 855), p. 629.

Zitierhinweis:
DI 76, Lüneburger Klöster, Nr. 116† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di076g013k0011608.