Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 96: Lkr. Northeim (2016)

Nr. 312 Hammenstedt, St. Petri 1649

Beschreibung

Kelch. Silber, Kuppa innen vergoldet. Der runde Fuß mit breitem Standring geht, sich nach oben verjüngend, in einen sechseckigen Fußhals über. Zwischen zwei sechsseitigen Schaftstücken ein flacher Nodus, durchbrochen mit spätgotischem Maßwerk; anstelle der Rotuli sind Blüten eingesetzt. Die hohe Kuppa ist vermutlich erneuert. Auf dem Fuß ein Weihekreuz und die umlaufende Inschrift A, unter dem Fuß auf dem Standring die Gewichtsangabe B, beide eingraviert.

Maße: H.: 18,5 cm; Dm.: 11,7 cm (Fuß), 10,6 cm (Kuppa); Bu.: 0,4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis (A), Kapitalis mit Minuskeln (B).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Lara-Sophie Räuschel) [1/5]

  1. A

    + A(NN)O · MINISTERIJa) IOHAN(IS) LEONHARDI VIb) · CALICEM HVNC DONAVIT · R(EVERENDISSIMA)c) · ANNA HILLEBRANDS · ANNO · 1 · 6 . 4 · 9 ·

  2. B

    · D · K · W · 28 Lott 3 qd)1)

Übersetzung:

Im sechsten Amtsjahr (des Pastors) Johann Leonhard hat die hochwürdige Anna Hillebrands diesen Kelch gestiftet im Jahr 1649. (A)

Kommentar

Die Schaft- und Bogenenden sowie der Deckbalken des T sind mit serifenartigen Sporen versehen; der Bogen des D ist weit über den Schaft hinaus ausgezogen. Die unteren Balken von L und E sind verlängert und mit rückwärts gerichteten Zierhäkchen abgeschlossen. Der untere Bogen des B ist größer als der obere, die Cauda des R ist geschwungen. Die 1 ist mit einem auf der Grundlinie ansetzenden, unten eingerollten Anstrich versehen, das obere Bogenende der geschlossenen 6 ist geschwungen und über die Zeile hinaus verlängert. In Inschrift B setzt der geschwungene untere Schrägschaft des K an dem gebogenen oberen an: W ist verschränkt, die 2 ausgeprägt Z-förmig.

Johannes Leonhardt, Sohn des Bürgermeisters Christian Leonhardt in Moringen (er starb 1653 mit 68 Jahren), war von 1643 bis 1687 Pastor in Hammenstedt.2) Anna Hillebrands wird 1603 als Domina des „Klosters und Stiftes“ Fredelsloh genannt. 1615 lebten im Kloster außer der Domina fünf Konventualinnen, die von 1631 bis etwa 1642 nach Einbeck auswichen. Von 1642 bis 1652 amtierte Elisabeth von Rhoden als Domina.3) Anna Hillebrands war vermutlich aus Altersgründen zurückgetreten, was umso wahrscheinlicher ist, wenn sie mit der gleichnamigen Schafferin identisch sein sollte, die 1589 im Kloster Wöltingerode (Vienenburg, Lkr. Goslar) genannt wurde.4)

Textkritischer Apparat

  1. MINISTERIJ] Zwischen dem unteren Schaftende von I und dem oberen von J ein rechtsschräger Verbindungsstrich.
  2. VI] Waagerechter Strich über V.
  3. R mit Kürzungszeichen: rechtsschräge, geschwungene, die Cauda schneidende Linie.
  4. Kürzel für die Gewichtseinheit Quentchen, bestehend aus einem q mit zwei rechts an den Schaft angesetzten Bögen.

Anmerkungen

  1. Sinngemäß zu ergänzen: D(IESER) K(ELCH) W(IEGET) 28 Lot 3 Q(uentchen) (ca. 450 g).
  2. Meyer, Pastoren, Bd. 1, S. 404. Zum Vater vgl. Domeier, Moringen1, S. 58; Ders., Moringen2, S. 63.
  3. Vgl. Niedersächsisches Klosterbuch, Bd. 2, S. 423 u. 418 (N. Kruppa).
  4. Vgl. HStAH Cal. Or. 3, Nr. 162 (zit. nach Findbuch).

Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 312 (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0031209.