Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 96: Lkr. Northeim (2016)

Nr. 143†? Harriehausen, St. Remigius 1574

Beschreibung

Glocke. Bronze. Uhrschlagglocke in der Laterne. Die Glocke stammt ursprünglich aus der um 1570 errichteten Kapelle im Unterdorf, an deren Lage noch heute ein Straßenname erinnert. Sie wurde mit dem Abbruch der Kapelle um 1644 in die Kirche St. Remigius gebracht. An einem ungenannten Teil der Glocke (vermutlich unterhalb der Schulter) Inschrift A. Auf der Glocke ist außerdem eine Medaille abgedrückt mit der nicht ganz vollständig gelesenen Inschrift B.1) Die Glocke war nicht zugänglich.

Inschriften nach Herrfahrdt, Maß nach Glockenkartei.

Maße: Dm.: 66 cm.

  1. A

    Wer unter dem Schutz des Herrn ist2) dem kann nicht schaden Menschenlist Magnus Karsten hat mich gegossen zu Goslar 1574a)

  2. B

    Joachim 2.b) D(ei) G(ratia) Mark(gravius) Brand(enburgensis) Sacrosc)
    [– – –]3)

Übersetzung:

Joachim II., von Gottes Gnaden Markgraf von Brandenburg, des Heiligen (Römischen Reiches) … (B)

Versmaß: Deutscher Reimvers (A, Wer … Menschenlist).

Kommentar

Der Lautstand von Inschrift A wurde offenbar normalisiert.

Der Bronzegießer Magnus Karsten, der 1565 das Bürgerrecht in Goslar erwarb, goss 1573 ein Taufbecken für die dortige Marktkirche St. Cosmas und Damian.4) Die Jahreszahl wurde daher, auch wegen der leicht möglichen Verlesung von 7 als 1, korrigiert. Herrfahrdt zufolge wurde die Kapelle im Unterdorf, für die die Glocke angefertigt wurde, „um 1570“ erbaut. Der Abdruck, der auf eine 1561 von Hans Schenk geschnittene Medaille zurückgehen dürfte, stimmt ebenfalls für die späte Datierung; die Ordnungszahl des Herrschers wurde bisher verlesen; vgl. Anm. b.

Kurfürst Joachim II. (1505–1571) folgte 1535 seinem Vater Joachim I. (1484–1535) nach, der seit 1499 als Markgraf von Brandenburg regiert hatte.

Textkritischer Apparat

  1. 1574] 1514 Herrfahrdt; 1514? Glockenkartei. Vgl. den Kommentar.
  2. Joachim 2.] Joachim I. Herrfahrdt. Von Herrfahrdt verlesen aus IOACH(IM) 2; vgl. Anm. 4. Die spitze 2 auf der Medaille ist bei einem schlechten Abdruck leicht als I mit breiten Sporen zu verlesen. Auf den Medaillen Joachims I. findet sich, wie üblich beim ersten regierenden Träger eines Namens, keine Ordnungszahl; vgl. Brockmann, Medaillen, S. 11–13.
  3. Sacros] Verlesen aus SAC(RI) · RO(MANI) · IMP(ERII); vgl. Anm. 4.

Anmerkungen

  1. Herrfahrdt, Kirchspiel Harriehausen, S. 7 u. 26.
  2. Vgl. Ps. 91,1: Wer vnter den Schirm des Höhesten sitzt
  3. Nach einer Medaille mit der Avers-Umschrift: IOACH(IM) · 2 · D(EI) · G(RATIA) · MARG(RAVIVS) · BRAN(DENBVRGENSIS) · SAC(RI) · RO(MANI) · IMP(ERII) · E(T) · P(RINCEPS) ELEC(TOR) · 1561 · Vgl. Habich, Schaumünzen, Bd. 2.1, S. 328, Nr. 2271 u. Tafel CCXXXI, 12. Brockmann, Medaillen, S. 29 (Nr. 30).
  4. Vgl. DI 45 (Stadt Goslar), Nr. 97 u. 96.

Nachweise

  1. Herrfahrdt, Kirchspiel Harriehausen, S. 26f.
  2. Glockenkartei der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers (nur Jahreszahl).

Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 143†? (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0014306.