Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 96: Lkr. Northeim (2016)
Nr. 187 Northeim, Museum 1594
Beschreibung
Epitaph für Johann Antonius (Tönnies). Holz, bemalt.1) Die ursprünglich in der Hieronymus-Kapelle der St.-Sixti-Kirche aufgehängte Tafel befand sich von 1913 bis etwa 1970 in der vom Museum genutzten Kapelle St. Fabian und Sebastian am Markt.2) Hochrechteckige Tafel unter einem schlichten Dreiecksgiebel mit einem geflügelten Engelskopf; der Unterhang ist geschwungen. Im Mittelfeld der mit einem langen schwarzen Gewand und Halskrause bekleidete Verstorbene, betend vor einem Kruzifix; auf dem Kreuz der schwarz auf weiß gemalte Titulus A. Hinter dem Kruzifix eine gemalte Mauer, dahinter eine angedeutete Berglandschaft und stilisierte Wolken. Das Bild ist oben und unten abgesetzt durch eine schmale Leiste. Möglicherweise fehlt ein Seitenhang, da rechts und links vom Bild ein Streifen des Holzgrundes freiliegt, auf dem dieser angebracht gewesen sein könnte. Über dem Bild Inschrift B, die letzte Zeile zentriert; unter dem Bild die zentriert angeordnete Inschrift C. Die Inschriften B und C gold auf dunklem Untergrund gemalt. Die aus zwei Brettern zusammengesetzte Tafel weist – etwas rechts von der Mitte – einen teilweise gekitteten Spalt auf.
Maße: H.: 110,5 cm; B.: 56 cm; Bu.: 1,1 cm (A u. B, 3. u. 4. Z.), 1,7 cm (B, 1. u. 2. Z.), 2,1 cm (C, 1. u. 2. Z.), 1,5 cm (C, 3. u. 4. Z.).
Schriftart(en): Kapitalis (A), schrägliegende Kapitalis (B, C).
- A
I(ESVS) · N(AZARENVS) · R(EX) · I(VDAEORVM)3)
- B
IOANNES ANTONII NASCITVR NORTHEIMIAE / VIII IDVS APRILIS4), ANNO A NATO CHRISTO 1569. OBIITa) / VERO IN CHRISTO VIRGINEI PARTVS 1594 IN IPSO DIE BEATI / THOMAE APOSTOLI5) ·
- C
MORTVVS EST CHRISTO, CHRISTO NAM / VIXERAT ANTE / FELICES DOMINO QVI DIDICÊRE MORI .
Übersetzung:
Johannes Antonius, geboren in Northeim acht Tage vor den Iden des April 1569 im Jahr von der Geburt Christi an. Er starb aber in Christus (im Jahr) der jungfräulichen Geburt 1594, am Tag des heiligen Apostels Thomas. (B) Er starb in Christus, denn er hatte vorher in Christus gelebt. Glücklich sind die, die gelernt haben, im Herrn zu sterben. (C)
Versmaß: Elegisches Distichon (C).
Textkritischer Apparat
- OBIIT] Rechts neben dem sonst einheitlichen Spaltenende.
Anmerkungen
- Inv.-Nr. 1998/17; Acc. Nr. 2688. Zur Zeit der Aufnahme (Februar 2014) im Magazin.
- Hueg, Leichensteine, S. 76. Weigand, Raum, S. 19.
- Io. 19,19.
- 6. April.
- 21. Dezember.
- Die familiengeschichtlichen Informationen nach Jörns/Engel, Zeugnisse des Bürgertums, S. 22.
- Matrikel Helmstedt, S. 146, Nr. b.1. Meyer, Pastoren, Bd. 2, S. 371.
Nachweise
- Hueg, Leichensteine, S. 76.
- Jörns/Engel, Zeugnisse des Bürgertums, S. 22 (mit Abb. 12).
Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 187 (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0018706.
Kommentar
Die Schaft-, Balken- und Bogenenden weisen serifenartige Sporen auf. Ein Wechsel von Haar- und Schattenstrichen findet ansatzweise statt; als Haarstrich ausgeführt sind der Schrägschaft des N und der Balken des H, beide leicht ausgebuchtet, der durchgebogene bzw. geschwungene linke Schaft des A sowie die rechtsschrägen Schäfte von V, X und des konischen M. Die mittleren Balken an E und F sind verkürzt. Am leicht spitzen O und im Mittelteil des S Ansätze zu Bogenverstärkungen.
Der Verstobene entstammte wahrscheinlich der Northeimer Bürgerfamilie Tönnies, die 1518 mit Hans Thoninge, 1535 mit Cyliacus Tonies und Steffen Tonnynges im Neubürgerbuch erscheint. 1564 besaß Curdt Tönnies in der Hagenstraße ein Haus (das 1610 Bestian Tönnies gehörte), Steffen und Dietrich Tönnies gehörte ein Haus in der Neustadt. Cyliacus Tönnies wurde mit dem Kauf Mitglied der Schmiedegilde.6) Johannes Antonius war vermutlich ein Verwandter des nur wenige Jahre jüngeren Johannes Antonius aus Northeim, der 1591 das Pädagogium in Göttingen besuchte und 1599 in Helmstedt zum Pastor in Sibbesse (Lkr. Hildesheim) ordiniert wurde.7)