Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 96: Lkr. Northeim (2016)

Nr. 131 Schönhagen, Martin-Luther-Kirche 1566

Beschreibung

Kelch. Silber. Der runde Fuß mit schmalem Standring und gemusterter Zarge bildet nach einem ebenen Rand eine kleine Stufe und geht dann steil in den Schaft über; zwischen zwei schlichten, runden Schaftstücken der runde, renaissancetypisch gemusterte Nodus; schlichte Kuppa. Die eingravierten Inschriften einander gegenüberliegend auf dem äußeren Rand in zwei bzw. drei Zeilen.

Maße: H.: 20,3 cm; Dm.: 12,8 cm (Fuß), 11,6 cm (Kuppa); Bu.: 0,3 cm (A), 0,25 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis mit Minuskel-e.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Julia Zech) [1/2]

  1. A

    H(ERR) LAVRENTIUS BOCHOLT PASTOR / LVeDERa) BOCHOLT VAGET1) 1566

  2. B

    FRE(DE)RICK BORSTLING / IOHAN BOCHOLT / LVEKE KALE / OLDERLVDEb)2)

Kommentar

Die Kapitalis zeichnet sich durch ausgeprägte Serifen aus. Das G ist eingerollt, die Cauda des R ist geschwungen und spitz zulaufend.

Lorenz Bochold wird bei Meyer für das Jahr 1566 als Pastor von Schönhagen genannt, vermutlich aufgrund der vorliegenden Inschrift; 1571 hatte er einen Nachfolger.3) Das seit dem Spätmittelalter wüste Dorf wurde, wie mehrere Ortschaften im Solling, in der Mitte des 16. Jahrhunderts wieder besiedelt. In der Kirchenvisitation von 1588 heißt es, Schönhagen sei ein neu Dorf, erst vor 18 Jahren gebauet; dabei dürfte allerdings ein Irrtum von mindestens zehn Jahren vorliegen.4) Zu Johannes Bocholt, Schwiegervater des Försters Anton Jäger, vgl. Nr. 192.5) Keiner der auf dem Kelch genannten Namen taucht 1585 unter der in der Calenberger Musterungsrolle verzeichneten wehrpflichtigen Dorfbevölkerung auf.6)

Textkritischer Apparat

  1. Das e hochgestellt und kleiner.
  2. OLDERLVDE] rechts von dem zweiten und dritten Namen etwa in der Mitte der Zeilen.

Anmerkungen

  1. D. i. ‚Vogt‘.
  2. D. i. ‚Älterleute‘.
  3. Meyer, Pastoren, Bd. 2, S. 355.
  4. Kayser, General-Kirchenvisitation, S. 179. Zur Wiederbesiedlung der Dörfer im Solling vgl. Kerschbaumer, Wiederbesiedlungen, bes. S. 76f.
  5. Steingräber, Herrenhof, S. 13.
  6. Vgl. Burchard, Bevölkerung, S. 91–93.

Nachweise

  1. Glitsch, Alte Häuser, S. 12 (nur Jahreszahl).
  2. Steingräber, Herrenhof, S. 13 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 131 (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0013103.