Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 96: Lkr. Northeim (2016)

Nr. 122† Nörten-Hardenberg, Burg 1558

Beschreibung

Türsturz am Torbau des Hinterhauses. Die Inschrift befand sich auf dem Sturz in der Rückwand des Torbaus, der im 16. Jahrhundert der nordwestlichen Wand des „Hinterhauses“ vorgesetzt wurde.1) Noch 1795 waren die Jahreszahl A und die Devise B zu lesen. Außerdem fand sich dort, neben seinem Wappen und dem seiner Frau, einer geborenen von Bortfeld, der Name des Erbauers Jost von Hardenberg.

Inschrift nach Lücke.

  1. A

    1558

  2. B

    V(ERBUM) D(OMINI) M(ANET) I(N) A(ETERNUM)2)

Übersetzung:

Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit. (B)

Kommentar

Jost von Hardenberg, der 1539 in die Dienste des evangelischen Landgrafen Philipp von Hessen (1504–1567) getreten war, wurde 1554 für drei Jahre Amtmann des Eichsfeldes für den Erzbischof von Mainz, dem er auch danach noch als „Rat vom Hause aus“ diente. Seit etwa 1575 war Jost von Hardenberg eng befreundet mit Herzog Philipp von Braunschweig-Grubenhagen, der als jüngerer, apanagierter Bruder auf der Katlenburg residierte. Hardenbergs 1571 geborener Sohn erhielt wohl nicht zufällig den Namen Jost Philipp; vgl. Nr. 218.

Konfessionell vermied er aus politischen Gründen lange eine Entscheidung. Er lebte weitgehend protestantisch, besuchte aber auch den katholischen Gottesdienst in der Kapelle des „Vorderhauses“. Bereits 1539 stand er in Kontakt zu Anton Corvinus, der ihm seinen „Bericht wie sich der Adel verhalten solle“ widmete. Die Anbringung der protestantischen Devise an seinem Haus ein Jahr nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Mainzer Dienst ist ein weiteres deutliches Zeichen seiner Überzeugungen. Offiziell trat er erst 1584 zum evangelischen Glauben über. Nach seinem Tod im Jahr 1586 wurde er, wie schon seine Schwägerin 1581, nicht in der traditionellen Grablege der Familie in der katholischen Stiftskirche St. Petri in Nörten beigesetzt, sondern in der Kirche in Bühle.3)

Anmerkungen

  1. Vgl. Pröpper, Burg Hardenberg, S. 30 („Torbau H“) und Tafel 26. Lücke, Der Hardenberg, S. 19.
  2. Protestantische Devise nach I. Pt. 1,25.
  3. Vgl. Wolf, Hardenberg, Tl. 2, S. 55–62 mit Urkunde XCIV, S. 263f. Lang, Hardenberge, S. 88–95. Danach Lücke, Der Hardenberg, S. 34f.

Nachweise

  1. Lücke, Der Hardenberg, S. 20.

Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 122† (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0012204.