Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 475† Hochberg (Gem. Remseck a. N.), ev. Pfarrkirche 1598

Beschreibung

Wandepitaph des Dietrich Wilhelm Nothaft von Hohenberg. Holz, gemalt. Ehemals im Schiff hängend angebracht. Das Bild zeigte eine Darstellung der Himmelfahrt Christi, darunter kniender Ritter mit 4 Wappen. Inschriften über dem Bild (A), unter dem Bild (B) und unter der Figur des Ritters (C). Eine ursprünglich vorhandene Bekrönung fehlte bereits 1845. Das Epitaph soll beim Abbruch und Neubau der Kirche 1854 ins Hochberger Schloß gebracht worden sein; um 1860 soll es dann von der Schloßerbin Elise von Hügel zugunsten der Hochberger Orgel in Stuttgart verlost worden sein und ist seitdem verschollen.1

Zitiert nach Hartmann, Altertümer Hochberg.

  1. A

    Matth(äus) XVII. Das ist mein lieber Sohn, an welchem ich mein Wohlgefallen habe, den sollt ihr hören.2)

  2. B

    Unser Leben und End steht alls in Gottes Händ.

  3. C

    Mors hunc iuvenem nob(ilem) a(nn)o domini (15)96 23 Mai(i) stilo veteri aetatis suae 20 cum mensi(bus) 4. diebus 14 abripuit, cuius in obitum illustres D(omi)ni nobiles Wolfgang Iacobus & Casparus Nothaft de Hoenberg fratres ingenti cum luctu hanc tabulam erexerunt 1598.Nobilis antiqua Theodericus stirpe WilhelmusNothhaftus studiis deditus usque bonis, /Postquam teutonicas satis exploraverat oras, /Argentinensem fratre sequente scholam /Inde Basilaeam cum fratre recessit ad urbemAtque ibi Musarum dulce petivit iter /Italiae fines lustrans Anten(n)oris urbemVidit: et hoca) linguas excolit ille bonas, /Postea Gallorum fines, ideomata, moresExploraturus cognitione bona. /Proh Dolor! interiit iuvenis: man gallica testisAvenion Rhodanus qua celer urbe fluit /Huc etenim salvus postquam venisset in urbemSubmersus vitae dulce reliquit opus. /Quem deus extrema quoque luce resuscitet olim,Atque illi haec placidam praebeat urbs requiem. /

Übersetzung:

Der Tod hat diesen jungen Edelmann hinweggerafft im Jahre des Herrn 1596 am 23. Mai alten Stils, im Alter von 20 (Jahren), 4 Monaten und 14 Tagen; aus Anlaß seines Todes haben die Brüder, die hochedlen Herrn Wolfgang Jakob und Caspar Nothaft von Hohenberg diese Tafel aufgerichtet (im Jahre) 1598.

Der edle Dietrich Wilhelm Nothaft aus alten Schlecht war dem Studium der alten Wissenschaften ergeben; nachdem er sich ihm in deutschen Landen genugsam gewidmet hatte, zog er, vom Bruder gefolgt, an die Schule zu Straßburg und danach mit dem Bruder zusammen in die Stadt Basel. Von dort begab er sich auf der Musen erfreulichen Pfad, bereiste Italiens Lande und schaute Antenors Stadt (= Padua), wo er edle Sprachen pflegte, um danach die Lande, die Sprachen und Sitten Frankreichs, die edlen, genauer kennenzulernen. Aber ach: der junge Mann verlor sein Leben. Zeuge war die französische Stadt Avignon, wo die schnelle Rhone fließt. Nachdem er wohlbehalten in die Stadt gekommen war, ertrank er und ließ zurück das liebliche Werk des Lebens. Möge ihn Gott einst am jüngsten Tage auferwecken und ihm bis dahin jene Stadt eine sanfte Ruhe gewähren.

Wappen:
NothaftRotberg
NippenburgAndlaw

Kommentar

Dietrich Wilhelm wurde 1576 als Sohn des Johann Dietrich Nothafts in Hochberg geboren.3 Er ertrank in der Rhone, ‚als er mit einem Grafen von Nassau von Avignon nach Orange reiste und über eine Brücke ziehen (wollte), darüber das Wasser angeloffen’.4 Der als Reisebegleiter angesprochene Bruder ist Caspar Nothaft, mit dem er von 1586 (!) bis 1591 in Straßburg studierte.5 Nach Gabelkover ging das Brüderpaar danach bis 1594 nach Tübingen, während die Grabschrift sagt, sie seien nach Basel gegangen. Die in Distichen abgefaßte Grabschrift betont das Interesse des Verstorbenen für Sprachen, offenbar nicht nur klassische, sondern vor allem auch neue: Italienisch, Französisch, vielleicht mit spezifischem Interesse für Dichtung. Als Verfasser wird man am ehesten den Bruder Caspar anzusehen haben.

Textkritischer Apparat

  1. Wohl richtig hic.

Anmerkungen

  1. Streng, Hochberg III 392; Nach Hartmann, Altertümer Hochberg 4 befand es sich 1857 noch im Hochberger Schloß.
  2. Matth. 17, 5. – Danach müßte die Darstellung eher eine Verklärung Christi gewesen sein.
  3. Gabelkover, Genealogia Nothafftiana Nr. 200. – Seine Mutter war Sara von Rotberg; vgl. nr. 438 a.
  4. Gabelkover a. a. O.
  5. Vgl. nr. 546. – Zum Bruder Wolfgang Jakob vgl. nr. 511.

Nachweise

  1. Hartmann, Altertümer Hochberg 5f.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 475† (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0047504.