Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 363 Unterriexingen (Stadt Markgröningen), Frauenkirche 1576

Beschreibung

Grabdenkmal der Anna von Nippenburg, geborene Burggraf. Innen an der Nordwand des Langhauses, zehnter Stein von links. Nischengrabmal mit seitlichen Pilastern und bekrönendem Bogen; in der Nische Relief der Verstorbenen mit Mantel und Maulbinde, die Hände betend zusammengelegt, zu ihren Füßen ein Hund. Pilaster und Bogen sind rechts und links mit je drei Wappen belegt. Im Scheitel des Bogens ein Spruchband mit Anrufung (A), dreizeilige Grabschrift auf dem Sockel. Stein und Inschrift wurden 1891 restauriert.1 Seit einigen Jahren blättert die Oberfläche der Sockelinschrift ab (Buchstabenverlust); ihre Ergänzung folgt mit einer Abschrift des Verfassers aus dem Jahre 1968.

Maße: H. 218, B. 114, Bu. 3,5 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A

    · ihesVS ·a)

  2. B

    An(n)o d(omi)ni 1576 · vff den · 1[9·dag] AVGUSTIb) starb / [die] edel [und] dugents[ame Fraw Anna] von Nippe(n) /[bu]rg geborne Bur[ck]graeffin

Wappen:
BurggrafGüss von Güssenberg
NippenburgBurggraf
FreibergMegenzer von Felldorf

Kommentar

Die Verstorbene war die Erbtochter des Ulrich (IV.) Burggraf zu Burtenbach und Glött (gest. nach 1548)2 und der Margarete Güss von Güssenberg. Sie wurde um 1512/13 geboren und heiratete im Winter 1532/33 Hans von Nippenburg zu Unterriexingen.3 Diese Eheverbindung dokumentieren die beiden mittleren Wappen. Nach dem frühen Tod ihres Mannes im Jahre 1544 lebte sie 32 Jahre lang als Witwe im Haushalt ihrer Kinder in Unterriexingen. Mit ihr starb die Familie Burggraf aus.4 Die Eckwappen gehören Annas Großeltern, Christoph Burggraf zu Burtenbach (gest. 1511) und Agnes von Freiberg5 sowie Wilhelm Güss von Güssenberg (gest. 1531) und Barbara Megenzer von Felldorf (gest. 1542).6

Textkritischer Apparat

  1. Die zwei letzten Buchstaben in Kapitalis.
  2. Ganzes Wort in Kapitalis.

Anmerkungen

  1. Leutrum, Frauenkirche 25f. – Die Inschrift war 1891 nur fragmentarisch erhalten: Troll-Reyscher, in: WürttJb. 1836, S. 172.
  2. Der Name Burggraf ist Familienname, nicht Funktionsbezeichnung. Angehörige des Geschlechts, ursprünglich Augsburger Patrizier mit dem Beinamen Schalhas, sind seit 1430 in Burtenbach (Lkr. Günzburg a. d. Donau) nachweisbar. Ulrich (IV.) erwarb durch seine Ehe mit Margarete Güss Schloß und Herrschaft Glött (Lkr. Dillingen a. d. Donau); da er keine männlichen Nachkommen hatte, verkaufte er Burtenbach 1532 um 17 000 fl an den Landsknechtsführer Sebastian Schertlin aus Schorndorf (Rems-Murr-Kreis) und Glött 1537 um 23 000 fl an Anton Fugger. Ein Teil des Geldes ging als Mitgift an die Tochter Anna, die demnach eine reiche Erbin war: Brüderlein, Burtenbach 16ff.; Th. Schön, Regesten Nippenburg, in: Leutrum a. a. O. Nrr. 523, 524, 528; nach Schön (Regest Nr. 528) soll Glött bereits 1536 verkauft worden sein; vgl. auch Rau, Nippenburg, in: LudwigsburgerGbll 23 (1971) 8, 21.
  3. Vgl. die Inschrift auf ihrer erhaltenen Grabplatte nr. 364. – Zu Hans von Nippenburg vgl. nrr. 272, 273, ferner Schön a. a. O.
  4. Vgl. nr. 364.
  5. Brüderlein a. a. O. 17.
  6. Bucelin II. 2 I 6. – Barbara Megenzer lebte nach dem Tod ihres Ehemannes und dem Verkauf der Herrschaft Glött bei ihrer Enkelin Anna in Unterriexingen und ist dort begraben: vgl. nr. 268.

Nachweise

  1. Leutrum (wie Anm. 1) 34f., 49 (Abb).
  2. Troll-Reyscher (wie Anm. 1) 172.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 363 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0036308.