Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 600 Bönnigheim, Bechergasse 7, Hotel Bebenhäuser Hof 1596–1620 (?)

Beschreibung

Inschriften-Denkmäler im Bereich des ehemaligen Bebenhäuser Hofes, zur Entstehungszeit wahrscheinlich im Besitz des Johann Ludwig Rotner. Das Haus wurde 1981 teilweise abgerissen und als Hotel wieder aufgebaut, nachdem die Inschriftsteine und gemalten Inschriften geborgen waren; diese wurden in den – einem historischen Gebäude nachempfundenen – Neubau wieder eingelassen.1

I. Türsturz in nachgotischer Form, jetzt in der Eingangshalle rechts vom Eingang; ehemals außen über der Haustür, dann über einem Eingang zur Scheune. Medaillon mit Rosette, flankiert von geteilter Jahreszahl; darüber Stz. nr. 48.

  1. 1 5 96 /

II. Scheitelstein eines Torbogens, ehemals am Scheunentor.2 Wappen in flachem Relief mit Beischrift und geteilter Jahreszahl.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. 1 6 / TIMONEPERa) / 2 0 /

 
Wappen:
unbekannt (Kreuz mit Kleeblattendungen)
III. Türsturz bzw. Architrav eines Türrahmens aus Holz, jetzt im Erdgeschoß in einem Raum rechts vom Hoteleingang. Dunkelbraun gebeizt. Ehemals in einem Zimmer.

Maße: H. 28, B. 140, Bu. 4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis (Bastardform), erhaben.

  1. [1]6·/ IOHANES · LVDOVI/CVS · ROTNERVS·/ 2[.] /

IV. Fachwerk-Ausfachungen, jetzt in schmale Holzrahmen gefaßt und als Inschrifttafeln in der Eingangshalle aufgehängt; von links nach rechts (A–F). Ehemals im Treppenhaus, im ersten Obergeschoß, von vielen Farbschichten bedeckt. Die Führung der Fachwerk-Balken bedingte bei mehreren Tafeln eine Trapezform. Schrift schwarz auf den hellen Putzgrund (ca. 5 cm Stärke) aufgemalt, Rahmen grün mit schwarzem Begleitstrich.

Schriftart(en): Fraktur.

An der Wand links vom Eingang.

Maße: H. 52, B. 133 cm.

  1. A

    [. . . . .] friedlich rhu / [. . . . .] ein schläfflein thu / [. . . . .] mein crafft erquickhn / Und mich zur arbeit wider schickhn / Damit ich Frisch starck vnd gesund / Mein thun verricht von hertzen grund /

Über der Tür zum Restaurant.

Maße: H. 48, B. 120 cm.

  1. B

    Der Gott Israel behüt / Das Haus vnd was mir hatt beschert / Für Feur, Hagel, bös Zufällen / Durch dein himlische Wächterlein / Las meine kindtskind drinnen wohnen / Und erben auff ihre Nachkommen / Steh vns auch bej in aller noht / Und mach vns seelig hie vnd dort /

Rechts, an der Außenwand der Garderobe.

Maße: H. 44, B. 84 cm.

  1. C

    Den Eingang vnd den Ausgang / Soll mir der Herr behüten Fein / kein vbel oder schad / mich an Seel vnd Leib treffen mag / von nun an biß in ewigkeit / Das ich erlang die Seeligkeit /

Ebd.

Maße: H. 50, B. 150 cm.

  1. D

    Befihl dem Herren deine Sach / Schweig, leid, bett, wart, brauch glimpf, thu gmach / Bewahr glauben vnd gwißen rein / Gott wird dein Schutz vnd Vatter sein /

Ebd.

Maße: H. 51, B. 70 cm.

  1. E

    Bette rein / Traw Gott allein / Arbeite Fein / Dein sorg las Gott befohlen / sein /

Rechts über der Pförtnerloge.

Maße: H. 51, B. 93 cm.

  1. F

    Rüffe Gott an, las dirs ernst sein / Er hilfft dir, er erquickt dich fein / Las waltten ihn ers machen kan / Dir soll nit schaden ewig man / Es sey an Seel, es sej an gutt / Es sej an leib, er alzeit hutt / Dein glaub, dein ambt, dein bruff bleibt wohl / Ob gleich die Welt Zerbersten soll / Auff Gott traw stets, vnd auff sein wortt / So hastu schutz in aller noht /

Kommentar

Anfang des 12. Jahrhunderts erlangte Hirsau Besitz in Bönnigheim, verkaufte diesen jedoch 1284 an das zuvor schon hier begüterte Kloster Bebenhausen. 1286 ließ dieses Kloster eine Mauer zum Schutze des Ortes – nun erstmals als Stadt (civitas) bezeichnet – aufführen.3 Seit dieser Zeit muß ein Klosterhof Bebenhausens in Bönnigheim angenommen werden. Die Bauinschriften – besonders III – bezeugen, daß das Anwesen Ende des 16. Jahrhunderts in Privatbesitz war und damals der bis 1981 erhaltene Bau entstand. Der in III genannte Johann Ludwig Rotner war 1627–1629 „reisiger Schultheiß“ zu Kirchheim a. N. und 1629 bis zu seinem Tod 1633 Maulbronner Klosterpfleger ebd.4 Nach äußerer Form und Formulierung werden die Sprüche in den Fachwerk-Füllungen zu seiner Zeit entstanden sein. Solche Serien von Inschriften verwandten Inhalts – hier fromme Mahnsprüche und Gebete in Versform – waren ein häufiger Schmuck profaner Räume. Auch in der Wasserburg der Herren von Nippenburg in Schwieberdingen soll sich eine solche Dekoration befunden haben.5 Die Texte variieren z. T. bekannte Haussprüche oder Gesangbuchlieder, so z. B. IV C den Spruch „Gott behüte den Aus- und Eingang“6 bzw. den Liedvers „Meinen Ausgang segne Gott, meinen Eingang gleichermaßen“.7 IV E verbindet das „Bete und arbeite!“ des Benediktiner-Ordens mit dem Hausspruch „Trau Gott allein / Dein Sorg laß Gott befohlen sein!“.8

Textkritischer Apparat

  1. Nicht eindeutig, wohl verderbt.

Anmerkungen

  1. Für Auskünfte, Hinweise und überlassenes Bildmaterial danke ich Herrn K. Sartorius, Bönnigheim und Herrn Hartmut Gräf, Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, sehr herzlich.
  2. Am hinteren Hauseingang soll sich die Bauzahl 1618 befunden haben.
  3. Zur Verbindung Bönnigheims mit Kloster Bebenhausen vgl. OABBesigheim 1853, 152; AmtlKreisbeschreibung III 397.
  4. Pfeilsticker 2265, 3460; Auskunft von K. Sartorius.
  5. Vgl. nr. 328. – Auch im Bietigheimer Hornmoldhaus ist eine fragmentarische Inschrift auf einer Fachwerk-Ausfüllung nachweisbar; vgl. nr. 358. Ferner kann auf die gemalte Dekoration, bezeugt für das Bönnigheimer Ganerbenhaus zur Zeit des Albrecht von Liebenstein, als Parallele hingeweisen werden; vgl. nr. 525.
  6. Nach Ps. 121, 8; vgl. Rüegg, Haussprüche 51 a.
  7. Ebd.
  8. Zweiter Teil nach 1. Petr. 5, 7; vgl. Rüegg 207.

Nachweise

  1. K. Sartorius, in: Ganerbenblätter 6 (1983) 40–42 mit 4 Abb.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 600 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0060007.