Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 599 Beihingen (Stadt Freiberg a. N.), ev. Pfarrkirche St. Amandus 1620

Beschreibung

A. Bauinschrift, außen an der Südwand des Langhauses, rechts neben der Bauinschrift des Peter Nothaft aus dem Jahre 1500.1 Rechteckige Sandsteinplatte mit Wulstrand.

Maße: H. 71, B. 82, Bu. 3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. IM IAHR NACH DER GNADENREICHEN / GEBVRTH VNSERS EINIGEN ERLÖSERS / VND SELIGMACHERS · IESV CHRISTI · M · / DC · XX · IST DISE KIRCHEN · DER HOHEN / MAIESTAT GOTTES ZV EHREN · MIT DI=/SEM NEWEN BAW EWEITTERT WORDENa) /VESPERA NVNC VENIT NOBISCVM / CHRISTE MANETO /EXTINGVI LVCEM NEC PATIARE / TVAM /ACH BLEIB BEY VNS HERR IESV CHRIST / DIEWEIL ES ABEND WORDEN IST / DEINS WORTS VND SACRAMENTEN / LIECHT · / VON VNS WÖLLEST IA NEMMEN NICHT ·

Der Stein wurde von Peter Mann aus Bietigheim gehauen. Er kostete 3 Gulden und 10 Kreuzer.2 Das Distichon VESPERA … TVAM und seine Übertragung ins Deutsche nimmt Bezug auf Lukas 24, 29 und auf ein darauf fußendes Kirchenlied Nikolaus Hermans (um 1480–1561) mit gleichlautender Anfangszeile.3 B. Bauinschrift, innen in den nordwestlichen Tragbalken der Südempore (Herrschaftsloge) eingeschnitten.

Maße: Bu. 6,5–8 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. 1620 / H(ANS) · P(FLUGFELDER) / M(ICHAEL) · S(CHWARZ)

Hans Pflugfelder und Michael Schwarz, beide aus Beihingen, sind als Zimmerleute der Herrschaftsloge nachgewiesen.4 Pflugfelder wird erstmals 1604 genannt, er starb im Januar 1635.5 Schwarz ist vermutlich 1579 in Beihingen geboren, sein Todesdatum ist unbekannt.6

Kommentar Bei der Umgestaltung wurde die Kirche an der Südseite durch einen Querbau erweitert, der die Emporenloge (die sogenannte ‚Junkerborkirche’) der zahlreichen Adelsfamilien aufnahm, die sich damals in die Ortsherrschaft teilten.7 Für die Erweiterung wurde die alte Südwand des Schiffs weitgehend abgebrochen. Mit ihr ging der größte Teil des dort aufgemalten Prophetenzyklus zugrunde.8

Textkritischer Apparat

  1. Der Steinmetz hat hier zuerst die Worte BAW EITERT WORDEN eingehauen. Den richtigen Wortlaut hat er dann in die beiden letzten Wörter hineinkorrigiert.

Anmerkungen

  1. Vgl. nr. 181.
  2. Ritz, Beihingen 74.
  3. Evangelisches Gesangbuch, Ausgabe Württemberg 1953, Nr. 207.
  4. Ritz, Beihingen 73.
  5. Ritz, Beihingen 89.
  6. ritz, Beihingen 92.
  7. Die Familien Hallweil, Göler und Weiler als Inhaber des ehemals löwensteinischen, seit 1504 formell württembergischen Teiles; die Schertlin als Besitzer des ursprünglich aspergischen, seit 1308 württembergischen Teiles (Ritz, Beihingen 37, 42ff.).
  8. Vgl. nr. 465.

Nachweise

  1. OABLudwigsburg 1859, 180f.
  2. Paulus, Neckarkreis 339.
  3. Ritz, Beihingen 74, 223.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 599 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0059900.