Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 503 Möglingen, ev. Pfarrkirche St. Pankratius um 1600

Beschreibung

Brüstungsbilder der ehemaligen Empore, jetzt auf beiden Seiten des Langhauses aufgereiht, bis 1970 Schmuck einer dreiteiligen, asymmetrischen im Kirchenraum angeordneten Empore, die vor der West- und Nordwand sowie im Chorhaupt errichtet war.1 Bei der neuen Anbringung wurden die Bilder durchgesägt: die zweizeiligen Inschriftstreifen sitzen unterhalb des Deckenansatzes, die Bildfelder darüber in schräger, vorwärts geneigter Stellung. Holz, bemalt, jeweils von schwarzem gemaltem Rahmen umzogen; Schrift schwarz auf weißem Grund. Der Zyklus beginnt jetzt im Osten der Südwand (Bild I–VIII) und läuft an der Nordwand von Westen nach Osten (Bild IX–XVI).

Maße: H. ca. 100, B. ca. 130, Bu. ca. 2,5–3 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

I. Verkündigung.

  1. Luc : 1, 35 · Der Heilige Geist wird über Dich kom(m)en, / und die Krafft des Höchsten wird Dich übershatten /

II. Anbetung der Hirten.

  1. Luc : 2, 12) · Euch ist heute der Heiland gebohren welcher ist / Christus der Herr in der Stadt David. /

III. Beschneidung.

  1. Gal : 4, 4 · Da die Zeit erfüllet war, sandte Gott seinen Sohn, gebohren / von einem Weibe, und unter das Gesetz gethan. /

IV. Anbetung der Könige.

  1. Jesaja 60, 3 · Die Heyden werden in deinem Licht wandlen, / und die Könige im Glantz, der über dir aufgeht. /

V. Der zwölfjährige Jesus im Tempel.

  1. Jesaj : 11, 2 · Auf Ihm wird ruhen der Geist der Weisheit und des Verstandes, / der Geist der Erkan(n)tnus und der Furcht des Herrn. /

VI. Taufe Christi.

  1. 1. Petri 3, 21 · Das Wasser macht uns seelig in der Tauffe, nicht das Abthun / des Unraths am Fleisch, sondern der Bund eines guten Gewissens mit Gott /

VII. Christus am Ölberg.

  1. Matth : 26, 39 · Vatter! ists möglich, so gehe dieser Kelch von mir / Doch nicht mein Wille, sondern Dein Wille geschehe /

VIII. Gefangennahme Christi.

  1. Psalm 41, 10. Auch mein Freund, dem ich mich vertrauete, der / mein brod aß, Tritt mich unter die Füsse. /

IX. Christus vor Kaiphas, im Hintergrund Verrat des Petrus.

  1. 1. Petri 2, 23 · Welcher nicht wiederschalt, da Er gescholten ward, nicht dräuete, / da Er litte, Er stellete es aber dem heim, der da recht richtet. /

X. Geißelung Christi.

  1. Jes : 53, 5 · Er ist um unsrer Sünde willen zerschlagen, die Straffe ligt auf Ihm, / auf daß wir Friede hätten, durch sine Wunden sind wir geheilet · /

XI. Dornenkrönung.

  1. Hebr : 12, 2 · Ob Er wohl hätte mögen Freude haben, erduldete / Er doch das Creuz, und achtete der Schande nicht · /

XII. Kreuztragung.

  1. Lucä 273) · Weinet nicht über mich, sondern über euch selbst und eure Kinder, / dan(n) so man das thut am grünen Holz, was wills am dürren werden · /

XIII. Kreuzigung.

  1. 1. Petri 24) · Er hat unsere Sünde Selbst geopfert an seinem Leibe auf dem Holz / auf daß wir der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben.

XIV. Kreuzabnahme.

  1. Phil : 2, 8 · Er erniedrigte Sich Selbst und ward gehorsam biß zum Tod / ja zum Tod am Creuz. /

XV. Grablegung.

  1. Röm. 8, 34 · Wer will verdam(m)en? Christus ist hier der gestorben ist / ja vielmehr, der auch auferwecket ist · /

XVI. Auferstehung.

  1. Offenb : 1, 18 · Ich war Tod und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit / und habe die Schlüssel der Höllen und des Todes · /

Zugehörig ist ein größeres Bild ohne Inschrift; es zeigt die Hl. Dreifaltigkeit, in Wolken schwebend, unten den hl. Michael mit Flammenschwert und Waage.

Zur Datierung des Zyklus wurde versuchsweise die Bauzahl 1598 am Turm herangezogen, denn sie könnte einen Umbau der spätgotischen Wehrkirche zu einem spezifisch lutherischen Kirchenraum mit asymmetrisch angeordneter Empore gegenüber der Kanzel bezeichnen.5 Die sehr qualitätvollen Gemälde stehen heute im Bearbeitungsgebiet isoliert.

Anmerkungen

  1. Die Empore und damit die nachreformatorische Ausstattung mußte fallen, als bei der letzten Restaurierung 1970/1972 ein spätgotischer Wandgemäldezyklus unter der Tünche aufgedeckt wurde. Er umfaßt eine große Darstellung des Weltgerichts, ein Rosenkranzbild, Zehn-Gebote-Darstellungen und die Leidensgeschichte Christi, sowie Propheten-Halbfiguren über den Fenstern. Die zahlreichen Schriftbänder sind verblaßt; sie trugen nicht mehr feststellbare Inschriften in schwarz gemalter gotischer Minuskel.
  2. Luk. 2, 11.
  3. Luk. 23, 28 und 31.
  4. 1. Petrus 2, 24.
  5. Abbildung des alten Zustandes bei M. Otto, in: LudwigsburgerGbll 17 (1965) 73, zur Datierung ebd. 74.

Nachweise

  1. M. Otto (wie Anm. 5) 72–74.
  2. Lieske, Protestantische Frömmigkeit 1973, 79f.
  3. Siebenhundert Jahre Möglingen 1975, 48ff.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 503 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0050305.