Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 434 Asperg, ev. Pfarrkirche St. Michael 1591/um 1610

Beschreibung

Inschriften an verschiedenen Teilen des Chores.

I. Bauinschrift am Türsturz der Sakristeitür, Chornordwand. Profiliertes Gewände, in Stichbogen schließend. Inschrift einzeilig, durch den Bogen geteilt. Gelber Sandstein. In Höhe der Volutenabläufe zweimal das Steinmetzzeichen nr. 43.

Maße: H. ca. 35, Bu. ca. 5 cm.

Schriftart(en): Bastard-Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. ANN(O) D(O)MINIa) / 15 · 9 · 1 /

II. Spruchbänder mit Beischriften unterhalb der etwa lebensgroßen Halbfiguren der Apostel, welche anstelle von Konsolen das Chorgewölbe tragen. Am Gewölbe (Rauten-Netz-Form) ein großer Schlußstein mit Wappen. Stuck, farbig gefaßt, die Spruchbänder weiß mit Schrift in braun; Fassung erneuert.

Maße: H. ca. 10, B. ca. 50, Bu. ca. 6 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. Nordseite von Ost nach West: Südseite von Ost nach West: 
    CHRISTVS / PETRVS / 
    MATTHIAS / ANDREAS / 
    SIMON / JAKOBVS / 
    THADDÄVS / JOHANNES / 
    MATTHÄVS / PHILIPPVS / 
    THOMAS / BARTHOLOMÄVS / 

 
Wappen:
Württemberg (geviert)

Kommentar

Nach der Wiedereinnahme der württembergischen Lande durch Herzog Ulrich wurde von 1535 an der Ausbau der Feste Hohenasperg betrieben. Im Zuge dieser Arbeiten entstand in der an die Südseite des Berges verlegten Siedlung um 1557/1558 eine kleine Chorturmkirche, die um 1591 – vgl. Bauinschrift I – zu der heutigen Anlage erweitert wurde.1 Der Chorturm (jetzt Sakristei) und Teile der Nordwand wurden beibehalten. Der Chor mit nachgotischem Netzgewölbe auf Halbfiguren-Konsolen (II) und der Langhaus-Saal sind durch die Bauzahlen 1601 und 1614 datiert.2 Die Chor-Ausstattung wird in einem Zuge erfolgt sein, wofür auch das Vorhandensein der Kanzel des Stuttgarter Bildhauers Georg Müller (tätig 1602–1631) spricht.3 Der nachgotische Typus der Gewölbekonsolen – er war in den spätgotischen Konsolen des benachbarten Eglosheim vorgebildet – war auch als Motiv der Spätrenaissance des 16. Jahrhunderts geläufig.4

Textkritischer Apparat

  1. N retrograd, zweimal Siculus-Kürzung für O.

Anmerkungen

  1. Zur Baugeschichte vgl. Th. Bolay, in: HgW 12 (1961) 20f.; 32, 35f.; ders., in: LudwigsburgerGbll. 16 (1964) 179–184 (Restaurierungsbericht von 1960); ders., Chronik der Stadt Asperg. Bietigheim-Bissingen 1978, 592ff.
  2. Im Scheitel des südlichen Langhausportals 1611; am Treppenturmportal 1614. – Der alte Chorbogen links vom heutigen erhalten; dort noch die Bauzahl 1557 erkennbar.
  3. Zuschreibung der Kanzel an Müller bei Fleischhauer, Renaissance 1971, 351 und Abb. 174. – Für eine spätere Ausstattung des Chores erst nach den Wirren des Dreißigjährigen Krieges – dann also im Zuge der Ausmalung des Langhauses um 1647/1650 (vgl. hier nr. 674) – plädiert Schahl, Neckarschwaben 232.
  4. Möglicherweise wirkten die großen herzoglichen Aufträge an den Stukkateur Gerhard Schmidt in der Schloßkirche Heidenheim (Ostalbkreis) und in der Pfarrkirche in Freudenstadt – entstanden 1603 bzw. 1604ff. – als Vorbilder für die Asperger Stuckierung.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 434 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0043408.