Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 352 Burg Lichtenberg (Gem. Oberstenfeld), Laurentiuskapelle 1573

Beschreibung

Bildstock aus grauem Sandstein. Stiftung des Wolfgang von Weiler. Ursprünglicher Standort sicher im Freien, vielleicht unmittelbar am Eingang zur Laurentiuskapelle an der Tordurchfahrt. Heute auf einer Säule hinter der Altarmensa. Aedikula mit Rahmen aus Roll- und Beschlagwerk, als Bekrönung Kleeblattkreuz. Im Hauptfeld Kreuzigung mit Maria und Johannes in starkem Relief; am Kreuzesstamm knien der Stifter und seine Ehefrau. Schriftblock zu 9 Zeilen beiderseits (durchgehend) des Kruzifixes. Im unteren herzförmigen Feld zwei Vollwappen.

Maße: H. 150, B. 75, Bu. 1,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. ALSO HAT GOT DIE WELT GELIEBT, / DAS ER SEINEN EINIGEN SOHN GAB, / AVFF DAS ALLE DIE AN IHN GLAVBEN / NICHT VERLORN WERDEN, SONDER HA=/BEN DAS EWIGE LEBEN. IOAN(NES) III1) / DEM LEIDEN CHRISTI ZV ERE(N) / HAT DER EDEL VND VEST WOLFF VON WEILER DISEN / BILDSTOCK LASSEN SECZE(N) // 1573 //a)

Wappen:
WeilerWilch (Willich) von Alzey

Kommentar

Burg Lichtenberg wurde kurz vor 1200 erbaut und 1357 von Württemberg erworben, aber der böhmischen Krone zu Lehen aufgetragen. Als württembergisches Afterlehen kam sie 1483 an den Landhofmeister Dietrich von Weiler (gest. 1507), dessen Nachkommen die Burg heute noch besitzen.2 Mit dem spätromanischen Palas bildet die Laurentiuskapelle den Südflügel der Burganlage; sie wird in das dritte Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts datiert.3 Stifter des Bildstockes war Wolfgang von Weiler – Enkel des Landhofmeisters – mit seiner Ehefrau Brigitta Wilch von Alzey.4 Das Ehepaar beharrte in der Reformationszeit beim alten Glauben und unterhielt an der Burgkapelle eine katholische Kaplanei. Als deren Inhaber Eglof Kaiser im Jahr 1571 nach 24jähriger Amtszeit starb, bemühte sich der Burgherr um einen Nachfolger.5 Anläßlich seines Einzugs könnte der Bildstock gestiftet worden sein. Als Schöpfer gilt Sem Schlör aus Schwäbisch Hall, der auch das Grabdenkmal der Eheleute in der Oberstenfelder Stiftskirche geschaffen hat.6

Textkritischer Apparat

  1. Jahreszahl auf dem Rand unter der Inschrift.

Anmerkungen

  1. Joh. 3, 16.
  2. Heß, Herren von Lichtenberg, in: HgW 1 (1949/50) 11f.; ders., Die Burgkapelle von Lichtenberg, in: ebd. 5 (1954) 73f.
  3. Schahl, Neckarschwaben 255f. – Dehio-Piel 361. – Die 1959ff. freigelegten Wandmalereien in der Kapelle stammen aus der Zeit der Erbauung bzw. aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts.
  4. Vgl. nrr. 401, 402, 403.
  5. Vgl. nr. 453.
  6. Demmler 1910, 220. – Schahl, Neckarschwaben 256.

Nachweise

  1. Heß 1954 (wie Anm. 2) 73.
  2. Paulus, Neckarkreis 404 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 352 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0035200.