Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 341 Oberstenfeld, ehem. Stiftskirche St. Johannes d. T. 1570

Beschreibung

Grabdenkmal der Äbtissin Magdalena von Talheim. Innen an der Nordwand der südöstlichen Seitenkapelle, vierter Stein von links. Aedikula aus grauem Sandstein, Dreiecksgiebel mit geflügeltem Engelskopf. In der Gebälkzone Tabula ansata mit der Grabschrift in 8 Zeilen. Im Feld in Rundbogennische die stehende Gestalt der Verstorbenen, in den Händen Gebetbuch und Rosenkranz, neben ihr der Abtsstab. In Hüfthöhe je ein Vollwappen.

Maße: H. 271, B. 118, Bu. 3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

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Wappen:
TalheimLemlin

Kommentar

Magdalena war eine Tochter des Joachim von Talheim und der Catharina Lemlin (gest. 1533).1 Sie trat 1516 als Chorjungfrau in das Stift ein und wurde 1526 zur Äbtissin gewählt.2 Das Stift verdankt ihr sein Weiterbestehen als einzige klösterliche Institution im württembergischen Einflußbereich über die Reformation hinaus. Nachdem sie unter württembergischem Druck und ohne innere Überzeugung die Einführung der evangelischen Kirchenordnung geduldet hatte (1540)3, gelang es ihr nach dem Schmalkaldischen Krieg, die württembergische Schirmvogtei abzuschütteln und Oberstenfeld als freies evangelisches adeliges Fräuleinstift zum Vollmitglied der Reichsritterschaft des Kantons Kocher zu machen. Diese Rechtsstellung, die erst nach Magdalenas Tod vom Reichskammergericht sanktioniert wurde (1587), blieb dem Stift trotz vielfacher württembergischer Bedrängungen bis zu seiner Mediatisierung im Jahre 1802 im wesentlichen erhalten.4 – Der Grabstein der Äbtissin ist ebenfalls erhalten.5

Textkritischer Apparat

  1. Irrtümlich doppeltes I.
  2. Punkt nachträglich getilgt.
  3. N falsch für H.

Anmerkungen

  1. v. Stetten, Oberstenfeld I 37. – Namengebender Ort Talheim (Lkr. Heilbronn); die Lemlin, ursprünglich Heilbronner Patrizier, waren ebenfalls in Talheim begütert.
  2. v. Stetten a. a. O. 36; Pfeilsticker 3488.
  3. Wie sehr die Reformation des Stiftes eine rein politisch begründete Aktion war, wird dadurch deutlich, daß Magdalena auf ihrem Grabmal mit den Attributen Rosenkranz (!) und Gebetbuch dargestellt ist.
  4. Pfaff, Oberstenfeld, in: WürttJb. 1840 II 325ff.
  5. Vgl. nr. 342.

Nachweise

  1. OABMarbach (1866) 257.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 341 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0034105.