Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 268 Unterriexingen (Stadt Markgröningen), Frauenkirche 1542

Beschreibung

Grabplatte der Barbara Güss von Güssenberg, geborene Megenzer von Felldorf. In der Nordwestecke des Chorfußbodens, erster Stein von links. Rechteckige Sandsteinplatte mit Randleiste, auf der die Inschrift zwischen eingehauenen Linien umläuft. Im vertieften Mittelfeld Reste eines Flachreliefs, das eine weibliche Gestalt in betender Haltung zeigt, zwei Wappen in Hüfthöhe, vier Ahnenwappen in den Ecken. Die Platte ist stark beschädigt: die obere Randleiste fehlt, im oberen Mittelfeld und in der rechten Randzone ist die Oberfläche des Steins weggebrochen, die rechte Randleiste und die beiden oberen Wappen rechts sind unkenntlich, vom Relief der Verstorbenen hat sich nur noch der linke und untere Teil des Mantels erhalten. Der Stein lag vor 1874 an einer anderen Stelle des Fußbodens, er ist möglicherweise erst beim Herausnehmen oder beim Transport beschädigt worden, denn Leutrum überliefert noch den vollständigen Text.1

Maße: H. 198, B. 100, Bu. 5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. [Anno domini 1542 vff sonntag nach s(ank)t veytstag starb die edel und / tugends]am · frawa) · barbara / · gisin · vonb) · gisembergc) · geborne · mege(nze)rin · vo(n)b) · feldorf · derd) [gott gnad]

Datum: 18. Juni.

Kommentar

 
Wappen:
Güss von GüssenbergMegenzer von Felldorf

  
Ahnenwappen:
Megenzer(Schenk von Stauffenberg)
NeuneckLemlin von Talheim

Barbara wurde um 1470 als Tochter des württembergischen Rates Georg Megenzer von Felldorf2 und der Ursula von Stauffenberg geboren.3 Sie war mit Wilhelm Güss von Güssenberg (gest. 1531) in Glött (Lkr. Dillingen a. d. Donau) verheiratet.4 Aus der Ehe gingen offenbar keine Söhne hervor; die Erbtochter Margarete wurde die Ehefrau des Ulrich Burggraf zu Burtenbach. Dieser verkaufte 1537 die Herrschaft Glött um 23 000 fl an Anton Fugger5; Barbara zog daraufhin zu ihrer Enkelin Anna von Nippenburg, geborene Burggraf, nach Unterriexingen.6 Die vier Eckwappen des Grabsteins sind den Großeltern der Verstorbenen zuzuordnen; während über die Großeltern väterlicherseits – Aristoteles Megenzer und Sophia von Neuneck – kein Zweifel besteht, muß die Frage nach den Großeltern mütterlicherseits neu gestellt werden: Barbaras Mutter galt bisher als Tochter des Reutlinger Stadthauptmannes Schenk Wilhelm III. von Stauffenberg (gefallen 1449) und der Elisabeth Remp von Pfullingen.7 Die Eckwappen zeigen, daß sie die Tochter einer Lemlin von Talheim war, die bisher einer höheren Generation zugerechnet wurde.8

Der Stein stammt aus einer namentlich nicht bekannten Werkstatt, die im zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts mehrere Grabmäler für den in der Frauenkirche begrabenen Zweig der Familie von Nippenburg geschaffen hat.9

Textkritischer Apparat

  1. w in Kapitalis.
  2. v in Kapitalis.
  3. s in Kapitalis.
  4. Ende der linken Randleiste; möglicherweise standen die beiden letzten Worte nur abgekürzt (g g) auf dem heute abgeschlagenen Stück.

Anmerkungen

  1. Leutrum, Frauenkirche 18, 48; ebd. 18 ⟨sobald man sie aber hob, zerbröckelten … manche Inschriften⟩.
  2. Namengebender Ort Felldorf (Gem. Starzach, Lkr. Tübingen).
  3. Zu diesen und den folgenden genealogischen Angaben vgl. Bucelin II. 2 I6; II. 2. 05; Schilling 370; G. Wunder, Stauffenberg 42f.; 99f.; 453, Nr. 62; Rau, Nippenburg, in: LudwigsburgerGbll 23 (1971) 8, 21.
  4. Namengebende Burg bei Hermaringen (Lkr. Heidenheim).
  5. Bucelin II. 2. I6; Brüderlein, Burtenbach 16ff.; nach Th. Schön, Regesten Nippenburg, in: Leutrum, Frauenkirche 158, Nr. 528 wäre der Verkauf schon 1536 erfolgt.
  6. Vgl. nrr. 363, 364.
  7. Wunder a. a. O. 43, 98f., 453 Nr. 62.
  8. Wunder a. a. O. 43, 453 Nr. 61.
  9. Vgl. besonders nr. 270; ferner DI. XX (Karlsruhe) nrr. 180, 181. – Ferner Einleitung S. XXXVIII.

Nachweise

  1. Leutrum (wie Anm. 1) 48.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 268 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0026809.