Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 182† Kleinbottwar (Stadt Steinheim a. d. Murr), ev. Pfarrkirche St. Georg 1500 ?

Beschreibung

Weiheinschrift der Brüder Johannes und Dietrich d. J. von Plieningen ‚oben im Chor an der Wand’. 1839 übertüncht1, seither nicht mehr aufgefunden. Zitiert nach der Kleinbottwarer Steuerrenovation.2

  1. A(nn)o · 1500 · Ist durch Doctorn Johannes Domm Herrna) zu Wormsb) und Probsten zu Moßbach auch Herrn Diterich Ritter und Doctorn, Gebrüdern von Plieningenc), als Anfängern dieses Gottes-Hausd) zu einer Pfarr-Kirchene) geweyhetf), auch von Steinheim und Groß-Bottwar abgesondert worden.

Kommentar

Der nördliche Teil Kleinbottwars war bis Ende des 15. Jahrhunderts nach Großbottwar eingepfarrt, der südliche nach Steinheim a. d. Murr, wobei der Wehrbach die Grenze bildete.3 Die Herren von Plieningen begannen um 1490 mit dem Bau der heutigen Kirche4, für die sie am 13. 11. 1499 die vollen Pfarrechte erwirkten; fortan diente sie als Grablege der Ortsherrschaft.5 Auffällig ist, daß Dietrich als ‚Ritter’ bezeichnet wird, ein Titel, den er in den Urkunden erst seit 15066 führt und der ihm förmlich erst um 1508 durch den Ritterschlag Kaiser Maximilians verliehen wurde.7 Dies hat zu der Vermutung geführt, die Inschrift könnte erst einige Jahre nach 1500 enstanden sein.8

Textkritischer Apparat

  1. Meißner zitiert Domherr.
  2. Meißner: Wormbs.
  3. Meißner: Pliningen.
  4. Meißner: Gotteshaus.
  5. Meißner: Pfarrkirchen.
  6. Meißner: geweihet.

Anmerkungen

  1. Meißner, Kleinbottwar 24.
  2. Meißner beruft sich auf eine Lesung von 1834, hat also wohl nicht die Steuerrenovation von 1753 zur Grundlage, sondern vielleicht eine derzeit verschollene Pfarrbeschreibung; die beiden Lesungen weichen geringfügig voneinander ab.
  3. Meißner, Kleinbottwar 21.
  4. Jahreszahl 1491 im Scheitelstein des Nordportals eingehauen (in neuerer Zeit zu 1421 verfälscht); vgl. dazu auch nr. 162.
  5. Meißner, Kleinbottwar 21f.; Theil, in: Heimatbuch der Stadt Steinheim a. d. Murr (1980) 81f.
  6. Bayr. HStA GU Neuötting 57 vom 8. 3. 1506 und Kurbayern U 20178 vom 29. 5. 1506; vgl. Franziska Gräfin Adelmann, Dr. Dietrich von Plieningen zu Schaubeck, in: LudwigsburgerGbll. 28 (1976) 50.
  7. Am 4. 2. 1508 dankt Dietrich in einem Brief an Reuchlin für dessen Glückwünsche zu seiner kurz zuvor erlangten Ritterwürde (lat. Wortlaut in: Johannes Reuchlin, Clarorum virorum epistolae, Tübingen bei Thomas Anshelm 1514; deutsche Übersetzung bei Adelmann a. a. O. S. 92). – Bemerkenswert ist aber, daß Dietrich schon in den 1499 entstandenen Glasgemälden legum professor et eques genannt wird; vgl nr. 162.
  8. Adelmann (wie Anm. 6) 50.

Nachweise

  1. Stadtarchiv Steinheim an der Murr, Kleinbottwarer Steuerrenovation de Ao. 1753, fol. 8v sq.
  2. Meißner, Kleinbottwar 23.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 182† (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0018209.