Inschriftenkatalog: Landkreis Holzminden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 83: Landkreis Holzminden (2012)

Nr. 50 Meinbrexen, St. Johannis 1. D. 16. Jh., 1642

Beschreibung

Kelch. Silber, vergoldet. Sechspaßfuß mit Standring, die Zarge mit drei Wulstringen, sechskantige Schaftstücke mit abgeflachtem Nodus, die Kuppa schlicht. Der Nodus ist heute verkehrt herum montiert. Die Inschrift A auf den sechs Rotuli des Knaufs, glatt vor schraffiertem Hintergrund. Außen am Trinkrand das Meisterzeichen LR (M4), links daneben das Braunschweiger Beschauzeichen in Form eines Löwen. Die Jahreszahl B ist auf der Unterseite des Fußes graviert, der erste und der letzte Worttrenner in Form eines kleinen Kreuzes.

Maße: H.: 18,3 cm; Dm.: 13,3 cm (Fuß), 11 cm (Kuppa); Bu.: 0,6 cm (A), 0,5–0,7 cm (B).

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis (A).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Meike Willing) [1/2]

  1. A

    I E H S V S

  2. B

    · 1. 6. 4. 2 ·

Kommentar

Die frühhumanistische Kapitalis der Inschrift A zeichnet sich durch eine konische Verbreiterung der Schaft- und Bogenenden aus; bemerkenswert ist vor allem die spitze 2.

Der Braunschweiger Meister Lüder Redessem (Retzem), Gildemeister von 1637 bis 1670, dessen Meisterzeichen sich auf dem Rand der Kuppa findet,1) hat vermutlich im Jahr 1642 den älteren Priesterkelch, dessen spätgotische Formen (Sechspaßfuß, schmaler Nodus) wie die Buchstaben der Inschrift A auf eine Entstehungszeit um 1500 hindeuten, mit einer größeren Kuppa versehen, um ihn für das Abendmahl der Gemeinde tauglich zu machen. Da kein weiteres Beschauzeichen eine spätere Reparatur belegt, ist die Verdrehung des Nodus möglicherweise bereits zu diesem Zeitpunkt geschehen. Außerdem fertigte der Meister eine Patene an, die dieselben Beschau- und Meisterzeichen aufweist.2)

Anmerkungen

  1. Vgl. Scheffler, Goldschmiede, Bd. 1, S. 77f.
  2. Vgl. Kdm. Kr. Holzminden, S. 89.

Nachweise

  1. Kdm. Kr. Holzminden, S. 89.

Zitierhinweis:
DI 83, Landkreis Holzminden, Nr. 50 (Jörg H. Lampe und Meike Willing), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di083g015k0005004.