Inschriftenkatalog: Landkreis Holzminden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 83: Landkreis Holzminden (2012)

Nr. 275 Holzminden, Luther-Kirche 17. Jh.

Beschreibung

Sonnenuhr. Roter Sandstein. Die hochrechteckige Tafel hängt seit 1940 links neben der Bauinschrift von 1577 (vgl. Nr. 82) an der Südseite der Kirche; bis 1900 war sie über einem Strebepfeiler der Südseite angebracht.1) Die Tafel ist rechts oben ausgebrochen, die Oberfläche verwittert. Die Inschriften sind konturiert eingehauen. Durch eine feine eingehauene Linie ist oben ein querrechteckiges Feld abgetrennt, auf dem Inschrift A eingehauen ist. Inschrift B auf einem durch eine Linie vom Mittelfeld abgetrennten, dreiseitig umlaufenden Rahmen. Feine, eingehauene Pfeilspitzen weisen von den Ziffern in die Mitte der Sonnenuhr. Sie sind, wie die rautenförmigen Worttrenner, mit ihrer Spitze zum heute nicht mehr vorhandenen Zeiger ausgerichtet. Auf dem äußersten Rahmen unten eine weitere, sehr kleine Inschrift C, die weitgehend unlesbar ist.

Maße: H.: ca. 100 cm; B.: ca. 75 cm; Bu.: ca. 8 cm (A, B), ca. 2 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Meike Willing) [1/1]

  1. A

    TEMPORA LABVNTVR2)

  2. B

    V · VI · VII · VIII · IX · / X · XI · XII · I [·] / II · III · IV ·

  3. C

    [– – –] 27

Übersetzung:

Die Zeiten gleiten dahin.

Kommentar

Die Schaft- und Balkenenden der Buchstaben, die einen Ansatz zum Wechsel von Haar- und Schattenstrichen zeigen, sind mit serifenartigen Sporen versehen; die Cauda des R ist geschwungen und weit ausgestellt.

Steinacker datiert die Sonnenuhr ohne Angabe von Gründen auf 1785,3) wogegen Göhmann Bedenken anmeldet. Er vermutet eine Anbringung im Zusammenhang mit dem Umbau der Kirche am Ende des 16. Jahrhunderts. Auch wenn die Schrift, anders als Göhmann meint, nicht der der Bauinschriften von 1577 und 1595 entspricht (vgl. Nr. 81, 82, 135), so ist doch eine Entstehung in dieser Zeit oder kurz danach schriftgeschichtlich nicht ausgeschlossen. Zudem gab es möglicherweise bereits seit 1659, sicher aber in der Mitte des 18. Jahrhunderts eine mechanische Uhr im Turm, was die Anbringung einer Sonnenuhr an der Kirche erst 1785 nicht wahrscheinlich macht.4)

Anmerkungen

  1. Kdm. Kr. Holzminden, S. 67f. Göhmann, Lutherkirche, S. 59f.
  2. Vgl. Ovid, Fasti 6, 771f.: Tempora labuntur tacitisque senescimus annis et fugiunt freno non remorante dies. (Die Zeit gleitet dahin, wir altern unmerklich in den Jahren und die Tage fliehen dahin, da kein Zügel sie zurückhält.)
  3. Kdm. Kr. Holzminden, S. 67f.
  4. Vgl. Göhmann, Lutherkirche, S. 60.

Nachweise

  1. Kdm. Kr. Holzminden, S. 67f. (ohne Inschrift).
  2. Göhmann, Lutherkirche, S. 59f.

Zitierhinweis:
DI 83, Landkreis Holzminden, Nr. 275 (Jörg H. Lampe und Meike Willing), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di083g015k0027501.