Inschriftenkatalog: Landkreis Holzminden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 83: Landkreis Holzminden (2012)

Nr. 260 Meinbrexen, St. Johannis 1648

Beschreibung

Zwei Altarleuchter. Messing. Die als Gegenstücke gefertigten Leuchter weisen einen mehrfach profilierten Fuß und Schaft sowie eine abgetreppte Kerzenschale auf. Die Inschrift verläuft jeweils um den Fuß des Leuchters und ist teilweise in Kontur graviert.

Maße: H.: 35 cm; Dm.: 13,5 (Lichtteller); 17,3 cm (Fuß); Bu.: 0,7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Meike Willing) [1/5]

  1. A

    IN · DEI · HONOREM · ET · RECVPERATAE · PACIS · MEMORIAM · DONAVIT ME : CASPAR · DORMANNVS · PASTOR MEINBREXAE ANNO · 1 . 648 ·

  2. B

    IN · DEI · HONOREM · ET · RECVPERATAE · PACIS · MEMORIAM · DONAVIT ME : CASPAR · DORMANNVS : PASTOR · MEINBREXAE · ANNO 1648 ·

Übersetzung:

Zur Ehre Gottes und zur Erinnerung an den wiedergewonnenen Frieden hat mich Caspar Dormann, Pastor in Meinbrexen, gestiftet im Jahr 1648. (A, B)

Kommentar

Die Buchstaben sind überwiegend mit rechtwinklig angesetzten Sporen versehen; die Balken des E enden mit rechtsschrägen Strichsporen. R ist mit geschwungener Cauda ausgeführt, I mit Punkten versehen.

Caspar Dörmann (Dormann) aus Wolfenbüttel, geboren am 27. September 1609, studierte in Helmstedt, war Schulrektor in Bodenwerder und seit 1639 fast 50 Jahre Pastor in Meinbrexen, wo er am 13. Juli 1688 starb.1) In erster Ehe war er mit Maria Artner (August 1615 bis Dezember 1656) verheiratet; am 6. Januar 1658 ehelichte er in Hameln die Stieftochter des Hamelner Ratsherrn Heinrich Stadthagen, Elisabeth Cönemann.2)

Die beiden Leuchter sind die einzige inschriftliche Bezugnahme im Landkreis Holzminden auf den Friedensschluß von Münster und Osnabrück, der den Dreißigjährigen Krieg beendete.3)

Anmerkungen

  1. Vgl. Matrikel Helmstedt, Bd. 1, Abt. 1, S. 303, Nr. 251: Casparus Dorman, Wolferbytani, immatrikuliert am 20. August 1624; ordiniert am 25. Februar 1639: ebd., Anm. Freist/Seebaß, Pastoren, Bd. 1, S. 137. Zum Rektorat in Bodenwerder vgl. StAW 11 Alt Kemn., Nr. 26, Bl. 23 (21. Feb. 1639).
  2. Vgl. Freist/Seebaß, Pastoren, Bd. 2, S. 69 (Nr. 889), mit Bd. 3, S. 21.
  3. In den bisher bearbeiteten niedersächsischen Beständen sind nur wenige Inschriften mit Bezug auf den Frieden zu nennen, die sich überwiegend auf ein im Juni 1650 in Nürnberg geschlossenes Folgeabkommen beziehen, das die praktisch so wichtige Demobilisierung der Soldaten regelte; vgl. DI 58 (Stadt Hildesheim), Nr. 740 (Hausinschrift). DI 66 (Lkr. Göttingen), Nr. 403 (Gedenkstein in der Kirche von Kerstlingerode) u. Nr. 404 (Schrifttafel in der Kirche von Speele). DI 26 (Stadt Osnabrück), Nr. 314 (Becherschraube). Nur eine Ofenplatte im Rathaus von Osnabrück erinnert an den dort 1648 geschlossenen Frieden selbst; ebd., Nr. 309.

Nachweise

  1. Kdm. Kr. Holzminden, S. 89.

Zitierhinweis:
DI 83, Landkreis Holzminden, Nr. 260 (Jörg H. Lampe und Meike Willing), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di083g015k0026000.